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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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da neben ihr in der letzten Reihe, wollte ihr den Arm um die Schultern legen, sie schüttelte ihn ab. Ich brachte sie heim, wollte sie küssen. Sie drehte den Kopf zur Seite. Aber ich konnte nicht vergessen, was sie mit mir gemacht hatte. Ich dachte, wenn sie einen schon mit der Hand ins Paradies befördern kann, wohin kommt man dann erst, wenn sie einen richtig ranlässt?«
    In dieser Art erzählte er noch eine halbe Stunde weiter. Wie ihn gerade das Spröde gereizt hatte. Verrückt gemacht hatte es ihn, glaubte er doch, dass unter der kalten Schale ein Vulkan brodelte. Gebettelt um eine Nacht hatte er. Dann endlich war Meta bereit, mit ihm zu schlafen. Und er hatte sich mit seinen Vorstellungen und Phantasien so hochgeschaukelt, dass er überzeugt war, den Himmel auf Erden zu erleben.
    »Ich hätte es vorher nicht geglaubt«, sagte er.
    »Aber das spielt sich tatsächlich zum größten Teil im Kopf ab. Du kannst einen Mann auf eine Kuh festbinden; solange er überzeugt ist, es sei eine Möwe, wird er mit ihr fliegen und notfalls auch tauchen. Ich meine, so ein Nümmerchen von fünf Minuten kann nicht die Welt sein. Man hält es nur dafür, wenn es auf die Art passiert. Sie wurde gleich schwanger. Ehrensache, dass ich sie geheiratet habe.«
    Er machte eine Pause, starrte in sein Bierglas, setzte es an und trank einen Schluck. Dann schaute er wieder mich an, grinste kurz, aber es wirkte nicht fröhlich.
    »Ich hab’s noch nie einem Menschen erzählt, Lisa. Ich hab’s ja zuerst auch nicht gemerkt, und wer spricht schon gerne von seiner eigenen Blödheit? Ein Siebenmonats-kind. Vielleicht weißt du es noch, Marion wog nur knapp vier Pfund, als sie geboren wurde. Das sah doch alles normal aus. Ich habe mich erst viel später gewundert, als die beiden anderen da waren. Da habe ich mich oft gefragt, wie kommt der Goldfasan in den Hühnerstall?«
    Heinz nickte gedankenverloren vor sich hin, seufzte einmal nachdrücklich. In Bélas Musik schwang Sehnsucht, er spielte mit geschlossenen Augen. Ich fragte mich, ob er mit seinen Gedanken bereits in meinem Schlafzimmer war. Auch wenn sich, wie Heinz es gerade gesagt hatte, der größte Teil nur im Kopf abspielte, es waren unsere Köpfe.
    »Du kennst sie ja auch schon so lange«, sagte Heinz.
    »Du weißt, wie sie ist. Aber hättest du von ihr gedacht, dass sie nur einen Dummen gesucht hat, dass sie mich mit einem Kind aufs Kreuz legt? Und du kommst nicht drauf, von wem sie es hat. Da kommst du nicht drauf, Lisa.«
    In dem Moment hielt ich mich für außergewöhnlich klug, um nicht zu sagen hellsichtig. Ich hatte es all die Jahre gedacht. Der Oberarzt. Heinz machte noch eine Pause, nickte wieder, als könne er nicht mehr aufhören.
    »Von ihrem Vater«, sagte er. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte etwas überhört oder gründlich missverstanden. Erst als Heinz weitersprach begriff ich allmählich, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
    »Du weißt ja, dass ihre Mutter starb, als sie gerade zwölf war. Danach hat der Alte sie sich regelmäßig vorgenommen. Und du musst nicht glauben, es hätte aufgehört, als wir geheiratet haben. Wir haben drei Monate mit dem Schwein unter einem Dach gelebt. Es ist mir nicht aufgefallen. Ich möchte nicht wissen, wie oft sie morgens zu ihm ins Bett gekrochen ist, wenn ich aus dem Haus war. Jahrelang ging es so, auch später noch, sie hat ihn ja oft genug besucht. Und wenn sie nicht zu ihm fuhr, kam er zu uns.«
    Heinz trank noch einen Schluck.
    »Als ich dahinter kam, ich war nahe dran, dem Alten die Gurgel durchzuschneiden. Getan habe ich es nicht. Ich glaube, man kann nichts tun, wenn es so an die Substanz geht. Nicht mal sie konnte ich vor die Tür setzen. Ich wollte es tun. Aber was wäre dann aus Marion geworden? Du weißt ja, wie sie mit dem Kind umging, und Marion konnte doch nichts dafür. Das habe ich mir immer wieder gesagt. Marion darf man dafür nicht büßen lassen. Man muss ja froh sein, dass sie mit geraden Knochen auf die Welt kam und ihren gesunden Verstand hat. Und den hat sie, Lisa. Meine beiden sind nicht so helle.«
    Dann begann er, mir von seiner Ältesten vorzuschwärmen, die gar nicht seine Älteste war, die er trotzdem ein bisschen mehr liebte als seine beiden.
    »Sie ist jetzt in einem gefährlichen Alter«, sagte er.
    »Siebzehn, und so wie sie aussieht, da muss man höllisch aufpassen. Ich kann sie mir doch nicht von jedem Kerl antatschen lassen.«
    Er lächelte zärtlich, stolz und verloren.
    »Aber sie hat

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