Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
herauszufinden, wie er die Nadel benutzen sollte, die ich ihm gegeben hatte.
    Seltsamerweise hob dieser Vorfall meine Laune beträchtlich. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Das war großartig! Ich ließ mir seine letzte Bemerkung noch einmal auf der Zunge zergehen. Inzwischen ist die halbe Welt seiner Meinung. ’Grat ist wirklich nicht nett.
    Zwei Tage später erreichte ich das westliche Ende des Tales. Es war Frühsommer, eine der schönsten Zeiten des Jahres. Die Frühjahresregenfälle waren vorüber, und die Hitze, die den Staub mit sich bringt, hatte noch nicht eingesetzt Und obwohl unser Meister nicht mehr hier war, glaube ich, daß mir das Tal nie schöner erschienen war. Das Gras war von sattem Grün, und viele der Obstbäume, die hier wild wuchsen, standen in Blüte. Die Büsche trugen Beeren, die aber noch nicht reif waren. Mir ist der herbe Geschmack halbreifer Beeren ohnehin lieber. Der Himmel leuchtete in strahlendem Blau, und die lockeren weißen Wölkchen schienen schwebend zu tanzen. Die heranrollenden grauen Wolken, wie sie zu Anfang des Frühjahrs den Himmel bedecken, und die heftigen Winde sind sehr beeindruckend, doch der Frühsommer ist warm und üppig und vom Duft kräftigen Wachstums erfüllt. Ich war zu Hause, und ich kann mich nicht erinnern, je glücklicher gewesen zu sein.
    Ich war in einer seltsamen Stimmung. Es drängte mich, zu Poledra zu gehen, doch aus irgendeinem Grund genoß ich das Gefühl der Vorfreude. Ich verlangsamte mein Tempo und schlenderte gemächlich durch die sanften Hügel und Täler im Aldurtal. Ich wußte, daß Poledra mein Kommen fühlte, und wie immer würde sie das Essen bereiten. Ich wollte sie nicht drängen.
    Es wurde gerade Abend, als ich den Turm erreichte, und ich wunderte mich, kein Licht in den Fenstern zu sehen. Ich ging zur anderen Seite, öffnete die Tür und trat ein. »Poledra«, rief ich die Treppe hinauf.
    Seltsamerweise antwortete sie nicht.
    Ich ging hinauf.
    Es war dunkel in meinem Turm. Poledras Vorhänge hielten zwar halbwegs den Wind ab, ließen aber kein Licht ein. Am Mittelfinger ließ ich eine Flamme aufleuchten und entzündete damit eine Kerze.
    Niemand war hier, und es sah staubig und unbewohnt aus. Was war geschehen?
    Dann sah ich ein Blatt Pergament genau in der Mitte meines Arbeitstisches liegen und erkannte sofort Beldins Handschrift. »Komm in meinen Turm«, stand dort, sonst nichts.
    Ich hielt die Kerze hoch und sah, daß die Wiegen fort waren. Offensichtlich hatte Beldin meine Frau samt Nachkommen in seinen Turm geholt Das war seltsam. Poledra hatte eine starke Bindung zu diesem Turm. Warum hatte Beldin sie zu sich geholt? Wenn ich mich recht entsann, mochte sie seinen Turm nicht besonders. Es war für ihren Geschmack wohl etwas zu ausgefallen. Verwundert ging ich wieder hinunter.
    Beldins Turm stand nur etwa fünf Minuten entfernt, und ich beeilte mich nicht Doch meine freudige Erwartung wich erstaunter Verwirrung.
    »Beldin!« rief ich zu ihm hinauf. »Ich bin’s. Mach die Tür auf.«
    Es dauerte ziemlich lange, bis der Stein aufglitt, der ihm als Tür diente.
    Ich rannte die Treppe hinauf. Jetzt hatte ich es eilig.
    Als ich das obere Ende der Stufen erreichte, schaute ich mich um. Beltira, Belkira und Beldin waren da, Poledra aber nicht. »Wo ist meine Frau?« fragte ich.
    »Möchtest du deine Tochter kennenlernen?« fragte mich Beltira.
    »Töchter? Mehr als eine?«
    »Deshalb haben wir zwei Wiegen gezimmert, Bruder«, sagte Belkira. »Du bist Vater von Zwillingen.«
    Beldin griff in eine der Wiegen und nahm behutsam ein Baby heraus. »Das ist Polgara«, stellte er sie mir vor. »Sie ist deine Älteste.« Er reichte mir den in ein Tuch gewickelten Säugling. Ich schlug eine Ecke des Tuches zurück und blickte zum erstenmal in Pols Augen. Pol und ich hatten keine sonderlich herzliche Begegnung. Jene unter euch, die meine Tochter kennen, wissen, daß ihre Augenfarbe sich je nach Gemütsverfassung ändert. Sie waren stahlgrau, als ich sie zum erstenmal sah, und hart wie Achat. Ich bekam den Eindruck, daß sie sich nicht viel aus mir machte. Ihr Haar war sehr dunkel, und die für Babys typische Pausbäckigkeit schien ihr zu fehlen. Ihr Gesicht war ausdruckslos, doch diese stahlharten Augen sprachen Bände. Dann tat ich etwas, das im Dorf Gara Brauch gewesen war. Pol war meine Erstgeborene, ob es ihr gefiel oder nicht; deshalb legte ich ihr die Hand zum Segen auf.
    Ich fühlte einen plötzlichen Ruck in der Hand und zog sie mit

Weitere Kostenlose Bücher