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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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– vielleicht zu dem Zeitpunkt, als ich daran dachte, ein Bad zu nehmen. Ich war nun sechs Monate lang unterwegs gewesen und wollte Poledra gewiß nicht vor den Kopf stoßen, indem ich wie eine Ziege stinkend nach Hause in unseren Turm kam. Vielleicht lag es auch daran, daß ich mich nach einer warmen Mahlzeit sehnte. Als Wolf begnügte ich mich mit rohem Kaninchen oder Wild, selbst einer Feldmaus, aber ich war ja kein richtiger Wolf, und gelegentlich gelüstete es mich nach gekochter Nahrung. Dann riß ich ein Reh, nahm meine eigene Gestalt an, entfachte ein Feuer, spießte ein gutes Bratenstück auf und badete im Fluß, während es garte.
    Vermutlich aß ich zuviel. Ein Wolf, der unterwegs ist, verschwendet nur wenig Zeit mit Nahrungsaufnahme; er verschlingt meist nicht mehr als ein paar Bissen, ehe er sich wieder auf den Weg macht. Auf diese Weise hatte sich bei mir ein gewaltiger Appetit aufgestaut.
    Nachdem ich gegessen hatte, genehmigte ich mir ein Nickerchen neben dem Feuer. Ich kann nicht sagen, wie lange ich geschlafen hatte, doch ganz unvermittelt schreckte ich hoch, als eine Art hohles Heulen ertönte, das fast wie Gelächter klang. Ich verfluchte meinen Leichtsinn. Irgendwie war es einem Rudel Felswölfe gelungen, sich an mich heranzuschleichen.
    Die Bezeichnung ›Felswölfe‹ ist irreführend. Sie sind keine richtigen Wölfe, sondern nahe Verwandte der Hyänen. Sie sind Aasfresser und hatten vermutlich die Witterung meines Rehs aufgenommen. Es wäre mir ein leichtes gewesen, mich in einen Wolf zurückzuverwandeln und ihnen zu entkommen. Doch ich hatte es mir gemütlich gemacht und war keineswegs gewillt, mit vollem Magen zu rennen. Nachdem ich so gut geschlafen hatte, ärgerte es mich, auf diese Art geweckt worden zu sein. Ich legte mein Feuer nach, lehnte mich mit dem Rücken an einen Baum und wartete auf die Felswölfe. Wenn sie es zu weit trieben, würde es an diesem Morgen ein Rudel weniger geben.
    Ich sah einige der häßlichen Tiere den Waldrand entlangschleichen, doch sie fürchteten sich vor mir und kamen deshalb nicht näher. So ging es für den Rest der Nacht. Ich wunderte mich, daß sie nicht angriffen oder weiterzogen, um anderswo Nahrung zu finden. Sie verhielten sich nicht wie normale Felswölfe.
    Als es dämmerte, erkannte ich den Grund dafür.
    Gerade hatte ich wieder Holz auf das Feuer gelegt, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Waldrand wahrnahm. Ich glaubte, daß es ein weiterer Felswolf sei; deshalb nahm ich ein brennendes Scheit aus dem Feuer und holte aus, um es nach dem ungebetenen Besucher zu werfen.
    Doch es war kein Felswolf, es war ein Eldrakyn.
    Ich hatte natürlich schon zuvor Eldrakyn gesehen, doch stets nur aus einiger Entfernung; deshalb war mir nie aufgefallen, wie riesig sie waren. In aller Stille warf ich mir selbst die Dummheit vor, mich nicht in einen Wolf verwandelt zu haben, als dazu noch Gelegenheit bestand. Die Gestaltwandlung nimmt ein wenig Zeit in Anspruch, und das riesige Vieh stand nicht weit von mir entfernt. Wenn er ebenso verrückt war wie die Hrulgin und Algroths, würde er mir nicht die Zeit dafür lassen.
    Er war zottig und etwa acht Fuß groß. Er hatte nichts, das man als Nase hätte bezeichnen können, doch sein Unterkiefer stand vor. Aus diesem Kiefer ragten lange gelbe Hauer, ähnlich denen wilder Eber. Seine kleinen Schweinsaugen, die rot leuchteten, lagen tief unter den wulstigen Brauen. »Warum kommt ein Menschen-Ding nach Gruls Land?« knurrte er mich an.
    Das war eine Überraschung. Ich wußte, daß die Eldrakyn intelligenter waren als Algroths oder Trolle, aber ich wußte nicht, daß sie sprechen konnten.
    Ich fing mich rasch. Die Tatsache, daß er sprach, ließ mich auf eine friedliche Lösung hoffen. »Ich bin nur auf der Durchreise, alter Junge«, erwiderte ich weltmännisch. »Ich wollte hier nicht eindringen, aber ich konnte ja nicht wissen, daß dieses Land dir gehört.«
    »Alle wissen das.« Seine Stimme klang schrecklich. »Alle wissen, daß das Gruls Land ist.«
    »Na ja, alle wohl nicht. Ich bin fremd hier, und du hast deine Grenzen nicht deutlich markiert.«
    »Du ißt Gruls Wild«, klagte er mich an. Die Sache lief nicht allzu gut. Äußerst vorsichtig zog ich meinen langen alornischen Dolch aus seiner Hülle und verbarg ihn mit dem Griff nach unten im Ärmel.
    »Ich habe nicht alles gegessen«, sagte ich. »Du kannst gern den Rest haben.«
    »Wie heißt du?«
    »Mein Name ist Belgarath.« Vielleicht hatte er von mir

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