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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Meint Ihr, daß es Seiner Majestät nun gefällt uns zu empfangen?« fragte ich in freundlichem Tonfall. Ich ließ ihn noch ein wenig über den Dingen stehen, um meinen Standpunkt
    deutlich zu machen. Dann stellte ich ihn wieder auf den Boden.
    Wir wurden unverzüglich vom Herrscher empfangen.
    Ran Honeth der soundsovielte saß auf dem Thron und lutschte am Daumen. Der Verfall der Dynastie war sogar noch weiter fortgeschritten, als ich angenommen hatte. Ich versuchte, nach seinem Geist zu tasten, fand dort aber nichts. Zögerlich zitierte er einige kaiserliche Höflichkeitsfloskeln – ich schaudere bei dem Gedanken, wieviel Zeit es ihn gekostet haben mußte, sich sie zu merken -; dann gewährte er Arthon und mir kaiserlich die Gunst, uns zurückzuziehen. Die ganze Vorstellung war ein wenig von der Tatsache beeinträchtigt, daß die mehr als vierzig Jahre Daumenlutschen seine Vorderzähne schief und krumm hatten werden lassen. Er sah aus wie ein Hase, und er lispelte schrecklich.
    Ich schätzte die Stimmung des kaiserlichen Neffen ein, als Arthon und ich uns mit Verbeugungen aus dem Thronraum zurückzogen, und beschloß, daß es Zeit war, Tol Honeth zu verlassen. Sobald der Knabe seine Haltung wiedererlangt hatte, würde mein Bildnis gewiß wieder die Bäume zieren. Ich gewöhnte mich allmählich daran.
    Während ich mich auf den Weg nach Tol Borune machte, dachte ich darüber nach, daß ich meine Gabe mißbrauchte, seit ich meine Karriere als Trunkenbold an den Nagel gehängt hatte. Der Wille und das Wort sind ernste Dinge, und ich machte einen schlechten Scherz daraus. Trotz meiner Trauer war ich der Jünger meines Meisters und kein umherziehender Gaukler. Vermutlich könnte ich meinen seelischen Zustand während dieser schrecklichen Jahre als Entschuldigung vorbringen, aber das werde ich nicht Ich sollte es besser wissen.
    Ich zog an Tol Borune vorüber, hauptsächlich, um nicht in Gefahr zu laufen, beleidigende Leute in Schweine zu verwandeln oder sie, nur so zum Spaß, in die Luft zu hängen. Das war vermutlich eine gute Idee, und ich bin mir sicher, daß die Borune-Familie mich verärgert hätte. Ich habe großen Respekt vor dieser Familie, aber einige ihrer Mitglieder können schrecklich dickköpfig sein.
    Entschuldigung, Ce’Nedra. Das war nicht persönlich gemeint.
    So reiste ich durch die Ländereien der Anadile-Familie und gelangte schließlich an den nördlichen Rand des Waldes der Dryaden. Die Jahrhunderte hatten die Landschaft hier ein wenig verändert, doch wenn ich jetzt darüber nachdenke, nahm ich denselben Weg, den ich auch dreitausend Jahre später ging, als einige Freunde und ich auf der Spur des Orb nach Süden zogen. Ich unterhielt mich mit Garion oft über ›Wiederholungen‹, und das mochte vielleicht ein weiteres Zeichen dafür sein, daß der Sinn und Zweck des Universums gestört worden war. Vielleicht aber nahm ich diesen Weg auch nur, weil er am schnellsten in den Süden führte und ich ihn bereits kannte. Wenn man erst einmal eine Theorie im Kopf hat, dreht und wendet man sie so lange, bis sie überall wirklich paßt. Selbst in diesen Tagen war der Wald der Dryaden ein uralter Eichenhain, der eine Art heiteren, heiligen Frieden ausstrahlte. Die Menschen haben die Angewohnheit, ihre Religion vom täglichen Leben zu trennen. Die Dryaden leben im Mittelpunkt ihrer Religion; deshalb müssen sie nicht darüber nachdenken - oder darüber sprechen –, und das ist recht erfrischend.
    Ich befand mich bereits über eine Woche im Wald, als ich endlich eine Dryade zu Gesicht bekam. Sie sind furchtsame kleine Geschöpfe, die nicht gern Kontakt mit Wesen von außerhalb aufnehmen – außer zu gewissen Zeiten des Jahres. Natürlich sind Dryaden ausnahmslos weiblich; deshalb müssen sie gelegentlich Kontakt mit männlichen Wesen suchen – der unterschiedlichen Spezies –, um sich fortzupflanzen.
    Ihr versteht gewiß, was ich meine.
    Ich unternahm keine Bemühungen, Dryaden zu finden. Näher betrachtet, sind sie eigentlich ›Monster‹, allerdings weitaus weniger gefährlich als die Eldrakyn oder Algroths; aber ich wollte trotzdem keinen Zwischenfall provozieren.
    Offensichtlich war es ›diese Zeit des Jahres‹ für die erste Dryade, die mir begegnete, denn sie legte ihre natürliche Scheu ab und versuchte recht aggressiv, mich zu stellen. Als ich sie zum erstenmal sah, stand sie mitten auf dem Waldweg, den ich entlangging. Sie hatte flammend rotes Haar und war sehr klein. Allerdings hielt sie

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