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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Tor überquerte. Die Nyissaner folgen stets ihren Eingebungen. Der Rest der Welt glaubt, dieser Pfad der Erleuchtung sei ein Geschenk der Götter, doch die Nyissaner haben einfachere Möglichkeiten gefunden, diese besondere Ekstase zu erlangen. In ihren Dschungeln finden die Schlangenleute, die auch hingebungsvolle Forscher sind, zahllose Pflanzen, denen besondere Kräfte innewohnen. Ich kannte einst einen Nyissaner, der von neun verschiedenen Narkotika abhängig war. Er schien aber auch der glücklichste Bursche gewesen zu sein, der mir je begegnet ist. Allerdings ist es vermutlich nicht ratsam, sein Haus von einem Architekten entwerfen zu lassen, dessen Vorstellungskraft chemisch beflügelt ist. Angenommen, es fallt den Arbeitern nicht schon beim Bau über den Köpfen zusammen, hat es wahrscheinlich einige merkwürdige Eigenschaften – Treppen, die ins Nirgendwo führen, Zimmer, in die man nicht gelangen kann, Türen, die nur einen freien Fall nach unten ermöglichen, und einige andere Unannehmlichkeiten. Vermutlich wird das Gebäude überdies in einer Farbe gestrichen sein, die keinen Namen hat und die nie in einem Regenbogen zu sehen sein wird.
    Ich wußte, wo Salmissras Palast lag; das hatte ich erfahren, als ich mit Beldin während der maragischen Invasion in Sthiss Tor gewesen war. Deshalb mußte ich nicht Leute nach dem Weg fragen, die nicht einmal sich selbst kannten, geschweige denn einen Weg irgendwohin.
    Die Bediensteten im Palast waren ausnahmslos kahlgeschorene Eunuchen, und das nicht ohne guten Grund. Von der Pubertät an bekommen sämtliche Salmissras eine Diät verabreicht, die einige Zusätze enthält, die den Alterungsprozeß verlangsamen. Es ist wichtig, daß Salmissra stets wie die ursprüngliche Dienerin Issas aussieht. Unglücklicherweise wirkt sich einer dieser Zusätze auch auf den Appetit der Königin aus – und ich spreche nicht von Nahrung. Salmissra muß ein Königreich führen, und wären ihre Diener normal funktionierende Männer, hätte sie wohl keine Zeit, Entscheidungen zu treffen.
    Bitte, ich versuche, das alles so taktvoll wie möglich zu behandeln.
    Die Königin wußte natürlich, daß ich kam. Eine der Qualifikationen für den Thron ist die Fähigkeit, Dinge wahrzunehmen, die anderen verborgen bleiben. Das entspricht nicht genau unserer speziellen Fähigkeit, aber sie erfüllt ihren Zweck. Die Eunuchen begrüßten mich mit Kniefall und anderen Gesten des Respekts und führten mich sogleich in den Thronsaal. Salmissra sah selbstverständlich nicht anders aus als ihre Vorgängerinnen. Sie lag ausgestreckt auf einem diwangleichen Thron, streichelte den Kopf einer Lieblingsschlange und betrachtete sich dabei im Spiegel. Ihr Gewand war durchsichtig und überließ nicht viel der Phantasie. Die riesige Steinstatue Issas, des Schlangengottes, ragte hinter der Schlangenkönigin auf.
    »Sei gepriesen, unsterbliche Salmissra«, singsangte der Eunuch, der mich führte; dabei warf er sich auf den glänzenden Boden.
    »Der oberste Eunuch nähert sich dem Thron«, intonierte der zwölfköpfige Chor der Kastraten einstimmig.
    »Was gibt es denn, Sthess?« erwiderte Salmissra mit gleichgültiger Stimme.
    »Der ewige Belgarath wünscht eine Audienz, Geliebte des Issa.«
    Salmissra wandte mir langsam den Kopf zu und blickte mich mit ihren farblosen Augen an. »Die Dienerin Issas grüßt den Jünger Aldurs«, gab sie bekannt.
    »Glücklich ist der Jünger Aldurs, den die Schlangenkönigin empfängt«, intonierte der Chor.
    »Du siehst gut aus, Salmissra«, erwiderte ich und kürzte auf diese Weise die lästigen Formalitäten ab.
    »Findest du wirklich, Belgarath?« Sie sagte es mit einer Art mädchenhafter Unbefangenheit, die darauf schließen ließ, daß sie noch sehr jung war – vermutlich war sie noch nicht länger als zwei oder drei Jahre auf dem Thron.
    »Du siehst immer gut aus, Liebes«, erwiderte ich. Mit diesem kleinen Kosenamen brach ich gewiß alle Regeln, doch ich fühlte, daß ich mir diese Freiheit in Anbetracht ihres Alters leisten konnte.
    »Der geehrte Gast grüßt die unsterbliche Salmissra«, gab der Chor bekannt.
    »Meinst du, wir können uns ohne das da unterhalten?« fragte ich und deutete mit dem Daumen über die Schulter auf die knienden Eunuchen. »Wir müssen miteinander reden, und das Gesinge lenkt mich ab.«
    »Eine private Audienz, Belgarath?« fragte sie mich kokett.
    Ich zwinkerte ihr mit verschmitztem Lächeln zu.
    »Es ist mein Wunsch, mich mit dem Ewigen allein

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