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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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erwiderte ich. »So etwas ist nicht meine Aufgabe. Wir gingen nur dorthin, um etwas wiederzuholen, das gestohlen wurde.«
    »Oh.« Es klang enttäuscht »Was verschafft uns die Ehre Eures Besuches, Ewiger?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich statte Euch einen Höflichkeitsbesuch ab. Ich bereise diese Gegend und dachte, ich schaue mal vorbei. Hat man Neuigkeiten von Nedra?«
    »Unser Gott ist fortgegangen, Belgarath«, erinnerte er mich. »Alle Götter sind fort, Arthon. Aber es fehlt ihnen nicht an Möglichkeiten, Verbindung zu halten. Belar hat im Traum zu Riva gesprochen, und Aldur kam auf dieselbe Weise zu mir, vor nicht mehr als sechs Monaten. Achte auch auf deine Träume. Sie könnten von Bedeutung sein.«
    »Ich hatte vor etwa sechs Monaten einen seltsamen Traum«, erinnerte er sich. »Es schien, als würde Nedra zu mir reden.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Ich habe es vergessen. Ich glaube, es hatte etwas mit Geld zu tun.«
    »Ist das nicht immer so?« Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Vermutlich geht es um diese neue Sitte, die du eingeführt hast. Ich glaube nicht, daß es Nedra gefällt, daß du den Eintritt zum Tempel bezahlen läßt. Er ist der Gott aller Tolnedrer, nicht nur jener, die sich den Eintritt in deine Kirche leisten können.«
    Er wirkte bestürzt. »Aber…«, wollte er protestieren.
    »Ich habe einige Kreaturen gesehen, die in der Hölle leben, Arthon«, erzählte ich ihm. »Du würdest keinen Wert darauf legen, sie kennenzulernen. Aber es liegt an dir. Was ist hier in Tolnedra los?«
    »Och, nicht allzuviel, Belgarath.« Er sagte es ein wenig ausweichend; ich konnte förmlich riechen, daß er etwas zu verbergen versuchte.
    Ich seufzte. »Stell dich nicht dumm, Arthon«, forderte ich ihn müde auf. »Die Kirche soll sich nicht in die Politik einmischen. Du hast Bestechungsgelder angenommen, nicht wahr?«
    »Woher wißt Ihr das?« Seine Stimme klang ein wenig schrill.
    »Ich lese in dir wie in einem Buch, Arthon. Gib das Geld zurück, und laß die Finger von der Politik.«
    »Ihr müßt dem Herrscher einen Besuch abstatten«, sagte er und lenkte geschickt vom Thema ab.
    »Ich habe früher schon Angehörige der Honeth-Familie getroffen. Sie sind sich alle ziemlich ähnlich.«
    »Seine Majestät wird entrüstet sein, wenn Ihr ihn nicht besucht.«
    »Dann erspare ihm die Qual. Sag ihm nicht, daß ich hier war.«
    Davon wollte er natürlich nichts wissen. Er wollte unter keinen Umständen, daß ich ihn darüber ausfragte, wer ihn bestach und wie hoch sein Anteil an den Eintrittsgeldern in den Tempel war; deshalb führte er mich in den Palast, in dem es von Mitgliedern der Honeth-Familie nur so wimmelte. In der tolnedrischen Politik war das Prinzip der Schirmherrschaft ein Schlüsselfaktor. Selbst die Gebühreneintreiber an den entlegensten Brücken des Reiches wurden ausgetauscht, wenn eine neue Dynastie an die Macht kam.
    Derzeitiger Herrscher war Ran Honeth, der sieben- oder achtundzwanzigste, und er war keineswegs nur schwachsinnig, er war bereits ein vollkommener Kretin. Wie in solchen Situationen üblich, hatte ein beflissener Verwandter die Macht an sich gerissen und verkündete nun jeden seiner Erlasse mit der Präambel: »Es ist der Erlaß des Herrschers…« oder irgendeiner anderen Absurdität um solcherart die Würde des Kretins auf dem Thron zu bewahren. Der Verwandte, in diesem Fall ein Neffe, ließ uns zwei Tage im Vorzimmer warten, während er alle möglichen Tolnedrer von hohem Rang vor den Herrscher führte.
    Schließlich wurde ich es leid. »Laß uns gehen, Arthon«, sagte ich zu dem Priester Nedras. »Wir haben Besseres zu tun.«
    »Das können wir nicht!« stieß Arthon hervor. »Das würde als tödliche Beleidigung gewertet!«
    »So? Ich habe zu meiner Zeit selbst Götter beleidigt, Arthon. Ich habe keinerlei Bedenken, die Gefühle eines Idioten zu verletzen.«
    »Laßt mich noch einmal mit dem Kämmerer sprechen.« Er sprang auf und hastete durch den Raum, um sich noch einmal mit dem kaiserlichen Neffen auseinanderzusetzen.
    Der Neffe war ein typischer Honethite. Seine erste Reaktion bestand darin, mich verächtlich von oben herab zu mustern. »Ihr werdet warten, bis es dem Herrscher gefällt, Euch zu empfangen«, sagte er hochmütig.
    Da er sich ohnehin so erhaben fühlte, ließ ich ihn in der Nähe der Dachbalken in der Luft schweben, damit er wirklich auf die Leute hinabsehen konnte. Ich gebe ja zu, daß das kleinlich war, aber er war es schließlich auch.

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