Belgarath der Zauberer
näher darauf eingehen. Der Gott Mara war ein wenig zu sehr aufsein Äußeres bedacht. Für eine Frau stellt das kein besonderes Problem dar; sie ist entweder schön, oder sie ist es nicht Doch ein Mann muß daran arbeiten. Männliche Schönheit bedeutet meistens, die Muskeln zu stärken und zu formen; deshalb verbringen mara-gische Männer viel Zeit damit schwere Dinge über ihre Köpfe zu stemmen. Das wird nach einer Weile allerdings langweilig, und es hat auch wenig Sinn, kräftige Muskeln zu entwickeln, wenn man nichts damit anfangen kann. Die Männer in Maragor dachten sich verschiedene Wettbewerbe aus – laufen, springen, Gegenstände werfen, schwimmen und dergleichen. Mit diesen sportlichen Aktivitäten war eine sehr einseitige Nahrung verbunden, und die wirkte sich im Laufe der Zeit nachteilig auf das Gehirn aus, dessen Größe sich verringerte. Nach einer Weile waren die meisten maragischen Männer so schön wie Marmorstatuen – und annähernd so intelligent Sie waren vollkommen unfähig, sich um sich selbst zu kümmern; deshalb ergriffen die Frauen das Zepter. Ihnen gehörte der gesamte Besitz; sie ließen ihre Helden in Männerheimen wohnen und organisierten sportliche Wettbewerbe, um diese wunderschönen Exemplare männlicher Kraft bei Laune zu halten.
Es gab viel mehr maragische Frauen als Männer, aber das war kein Problem, da die maragischen Männer ohnehin nicht für die Ehe taugten. Die Marager kamen ohne diese Zweisamkeit gut zurecht Sie waren glücklich und genossen das Leben, und sie waren untereinander freundlich und großzügig. Sie schienen keine Eifersucht zu kennen und keinen unvernünftigen Besitzanspruch, der andere Kulturen überschattet.
Ich glaube, damit habe ich alles berichtet Aus verschiedenen Gründen hatte Polgara stets eine geringe Meinung von den Maragern. und wenn ich das Thema zu sehr ausbreite, gibt ihr das nur einen weiteren Grund, mich auszuschimpfen.
Oh, noch etwas zum Abschluß. Die Marager hatten keinen einzelnen Regenten. Der ›Rat der Matriarchen‹ herrschte über das Volk – neun Frauen mittleren Alters, die vermutlich sehr weise waren und alle Entscheidungen trafen. Das war ein wenig ungewöhnlich, funktionierte aber recht gut.
Maragor lag in einem landschaftlich schönen, fruchtbaren Becken im Süden der tolnedrischen Berge. Dort finden sich mineralhaltige Vorkommen, und wilde Bäche sprudeln bis in die Ansiedlungen der Marager und führen viele – oft sogar edle – Steine mit sich. Dem ungeschulten Auge erscheinen Diamanten, Saphire und Smaragde wie schlichte Kiesel. Gold jedoch ist am Grund jedes Bächleins in Maragor leicht zu erkennen. Die Marager kümmerten sich nicht darum. Sie betrieben Tauschhandel und waren weitgehend Selbstversorger; deshalb hatten sie kein wirkliches Interesse am Handel mit anderen Ländern. Also benötigten sie auch kein Geld. Sie bewunderten vor allem reine körperliche Schönheit; deshalb brauchten sie auch keinen Schmuck. Für jemanden, der weder Geld noch Schmuck benötigt, wird Gold weitgehend bedeutungslos. Es ist zu weich und zu schwer für jeglichen praktischen Gebrauch.
Ich allerdings ließ mir auf der Reise von der Grenze zur Hauptstadt Zeit und sammelte dabei einen ziemlich großen Beutel voller Gold. Es kostet Überwindung, einfach weiterzugehen, wenn überall Gold zum Aufheben liegt.
Es war Herbst, als ich in Mar Amon eintraf, einer wunderschönen Stadt, die einige Meilen westlich des großen Sees im Zentrum Maragors lag. Ich ging zum Maratempel und stellte mich der Hohenpriesterin vor. Natürlich gab es auch Priester; aber wie auch sonst überall in der Marager-Gesellschaft spielten Männer eine untergeordnete Rolle im religiösen Leben. Die Hohepriesterin war eine große, gutaussehende Frau, etwa Mitte Vierzig; sie hieß Terell. Ich unterhielt mich eine Weile mit ihr und erkannte bald, daß sie an der Welt außerhalb Maragors nicht interessiert war. Das war vermutlich die Schattenseite der maragischen Kultur. Es gibt keinen Ort, der so abgelegen ist, daß man den Rest der Menschheit ignorieren kann – vor allem nicht, wenn in den Flußbetten das Gold zum Einsammeln bereitliegt.
Ich habe zwar keinen kraftstrotzenden Bizeps und auch keinen muskelbepackten Nacken, doch die maragischen Frauen fanden mich trotzdem attraktiv. Vielleicht spielte auch meine Berühmtheit eine Rolle. Ein maragischer Mann erlangt meist einen gewissen Grad an Berühmtheit weil er irgendwann einmal einen Wettlauf gewonnen hatte, doch was
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