Belgarath der Zauberer
»Na gut. Riva ist noch ein Junge. Ich glaube, ich könnte ihm einiges beibringen, aber das ist ermüdend. Ich ziehe sowieso erfahrene Männer vor.«
Ich beeilte mich, das Thema zu wechseln. Das war eine sehr gefährliche junge Dame. »Der arendische Bürgerkrieg ist neu entfacht Asturien und Wacune haben sich derzeit gegen Mimbre verbündet – jedenfalls, als ich dort war. Das ist allerdings schon zwei Monate her, also könnte sich die Situation bereits wieder
»Arender«, seufzte sie und verdrehte die Augen.
»Amen. Mit der Zweiten Honethitischen Dynastie in Tolnedra geht es bergab. Sie sind vielleicht noch in der Lage, zwei Herrscher zu stellen, aber der Brunnen ist fast versiegt. Die Vorduvier warten in den Startlöchern – und das ziemlich ungeduldig.«
»Ich hasse die Vorduvier«, stellte sie fest.
»Ich auch. Aber wir müssen lernen, mit ihnen auszukommen.«
»Was nicht leicht sein wird«, meinte sie. Dann schwieg sie einen Augenblick, und ihre blassen Augen umschatteten sich. »Ich hörte von Eurem jüngsten Verlust«, sagte sie zögernd. »Seid Euch meines tiefsten Mitgefühls versichert.«
»Danke Euch.« Es gelang mir sogar, das ohne große Gefühlsregungen auszusprechen.
»Mir kommt da eine neue Idee«, sagte sie dann. »Wir beide sind zur Zeit frei. Eine Allianz zwischen uns mag noch interessanter sein als zwischen Riva und mir. Torak bleibt nicht ewig in Mallorea. Er schickte bereits Voraustrupps über die Landbrücke. In absehbarer Zeit wird es Angarakaner auf diesem Kontinent geben, und mit ihnen kommen auch die Grolims. Sollten wir uns nicht bereitmachen?«
An dieser Stelle wurde ich äußerst vorsichtig. Ich hatte es hier offenbar mit einem politischen Genie zu tun. »Du willst mich schon wieder in Versuchung führen, Salmissra.« Selbstverständlich log ich, aber ich glaube, ich konnte sie überzeugen, daß ich an ihrem obszönen Vorschlag interessiert war. Dann seufzte ich. »Leider ist das verboten.«
»Verboten?«
»Von meinem Meister. Und ich würde nicht einmal daran denken, ihn zu hintergehen.«
Sie seufzte. »Wie schade. Ich fürchte, da bleiben nur noch die Alorner. Ich werde Dras oder Algar nach Sthiss Tor einladen.«
»Sie haben viel zu tun im Norden, Salmissra, und du hast deine Verpflichtungen hier. Das wäre keine glückliche Ehe, egal, welchen du wählen würdest Ihr würdet euch selten sehen.«
»Das sind die besten Ehen. Wir hätten nicht viel Gelegenheit, uns gegenseitig zu langweilen.« Sie schlug mit der flachen Hand heftig auf die Lehne ihres Throns. »Ich spreche nicht von Liebe, Belgarath. Ich brauche Verbündete, keine Unterhaltung. Ich bin hier in einer äußerst gefährlichen Situation. Ich war leichtsinnig genug, meinen Mund aufzumachen, als ich den Thron bestieg. Die Eunuchen wissen, daß ich nicht nur ein dummes Mädchen bin, das bloß ihr Vergnügen im Kopf hat. Sicherlich werden bereits neue Anwärterinnen auf den Thron getestet. Sobald eine als geeignet erachtet wird, werden die Eunuchen mich vergiften. Wenn ich keinen Alorner finden kann, der mich heiratet, muß ich mich nach einem Tolnedrer umsehen – oder einem Arender. Mein Leben hängt davon ab, alter Mann.«
Schließlich verstand ich sie. Es war nicht ihr Ehrgeiz, der sie antrieb, sondern ihr Selbsterhaltungstrieb. »Du hast eine Alternative«, sagte ich ihr. »Führe du den ersten Schlag. Entledige dich deiner Eunuchen, ehe sie dich beiseite schaffen.«
»Daran dachte ich auch schon, aber es klappt nicht. Sie geben sich selbst das Gegenmittel zu jedem bekannten Gift.«
»Soviel ich weiß, gibt es kein Gegengift für einen Dolch im Herzen.«
»So erledigt man die Dinge hier in Nyissa nicht.«
»Dann werden die Eunuchen auch nicht damit rechnen, nicht wahr?«
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Nein«, stimmte sie zu, »damit würden sie nicht rechnen.« Plötzlich kicherte sie. »Ich müßte sie natürlich alle auf einmal erwischen, und ein Blutbad dieses Ausmaßes würde ein Exempel statuieren, stimmt’s?«
»So schnell würde sich niemand mehr mit dir anlegen, Liebes.«
»Was bist du doch für ein wundervoller alter Mann«, sagte sie dankbar. »Ich muß mir eine Belohnung für dich ausdenken.«
»Ich habe keine wirkliche Verwendung für Geld, Salmissra.«
Sie bedachte mich mit einem langen, tiefen Blick. »Ich werde mir etwas anderes ausdenken müssen, nicht wahr?«
Ich hielt es für eine gute Idee, an dieser Stelle wieder einmal das Thema zu wechseln. »Was gibt es denn
Weitere Kostenlose Bücher