Belgarath der Zauberer
Schlägen heimzahlen. Schließlich kam ich wieder auf die Beine, und wir droschen eine Weile aufeinander ein. Seltsamerweise fühlte ich mich bald besser, und ich glaube, Beldin wußte es. Schließlich brachen wir beide halb erschöpft auf dem Boden zusammen. Mit großer Anstrengung rollte Beldin seinen knorrigen, verwachsenen Körper herum und schlug mich. »Du hast unseren Meister verraten!« brüllte er mich an; dann schlug er mich wieder. »Du hast Poledra betrogen!« Er schlug mir ein Auge blau. »Du hast deine Töchter betrogen!« Für einen Mann, der am Boden lag, legte er eine erstaunliche Behendigkeit an den Tag. »Du hast die Erinnerungen an Belsambar und Belmakor verraten! Du bist nicht besser als Zedar!« Erneut holte er mit seiner mächtigen Faust aus.
»Halt ein«, sagte ich und hob geschwächt eine Hand.
»Hast du genug?«
»Offensichtlich.«
»Kommst du zurück ins Tal mit mir?«
»Na gut – wenn es dir so wichtig ist.«
Er setzte sich auf. »Irgendwie wußte ich, daß du die Sache mit meinen Augen sehen würdest. Hast du etwas zu trinken hier?«
»Wahrscheinlich. Aber ich möchte nicht darauf wetten. Ich habe nichts mehr getrunken, seit ich Camaar verlassen habe.«
»Da hast du dir wahrscheinlich einen gewaltigen Durst anwachsen lassen.«
»Ich glaube, ich sollte nichts trinken, Beldin.«
»Mach dir keine Gedanken; du kannst dich nicht mit den anderen Trunkenbolden vergleichen. Du hast in Camaar aus einem bestimmten Grund getrunken. Das ist nun vorüber. Laß es dir nur nie mehr über den Kopf wachsen.«
Die Maragerin, deren Küche wir soeben verwüstet hatten, brachte jedem von uns einen Becher Bier. Ich fand es ungenießbar, doch Beldin schien es zu mögen. Es schmeckte ihm auf jeden Fall gut genug, daß er noch drei weitere Becher leerte. Ich trank nicht einmal den ersten aus. Ich wollte nicht wieder in dieses Fahrwasser geraten. Da ich gerade davon erzähle, möchte ich darauf hinweisen, daß ich im Laufe der Jahrhunderte mehr Zeit damit verbracht habe, Bierkrüge zu halten, als damit, daraus zu trinken. Die Leute können denken, was sie wollen: Ich habe zwar in sehr vielen Gossen geschlafen, dabei aber auch ein Stück Lebenserfahrung gewonnen.
Am nächsten Morgen entschuldigten wir uns bei meiner Gastgeberin für den angerichteten Schaden und verließen dann das Tal. Das Wetter war gut; deshalb beschlossen wir, zu Fuß zu gehen, ohne andere Gestalt anzunehmen. Es gab keinen besonderen Grund zur Eile.
»Was gibt es Neues?« fragte ich, als wir etwa eine Meile außerhalb Mar Amons waren.
»Die Angarakaner haben die Landbrücke überquert«, erwiderte er.
»Ja, ich hab’ davon gehört. Salmissra berichtete mir von den Kundschaftern.«
»Das beschränkt sich nun nicht mehr nur auf die Kundschafter. Soweit ich weiß, hat die gesamte Bevölkerung Cthol Mishraks die Brücke überquert. Zuerst kamen die Krieger. Sie zogen die Küste hinunter und errichteten eine Festung an der Mündung einer der Flüsse, die ins Meer des Ostens fließen. Sie nennen ihre Festung Rak Goska und bezeichnen sich als Murgos. Sie sind noch immer Angarakaner; aber sie legen größten Wert darauf, sich von den Leu- ten zu unterscheiden, die in Mallorea geblieben sind.«
»Das ist nicht ganz richtig. Hast du je Altangarakanisch gelernt?«
»Ich verschwende meine Zeit nicht mit toten Sprachen, Belgarath.«
»Sie ist nicht gänzlich tot. Die Leute in Cthol Mishrak sprachen eine verzerrte Mundart dieser Sprache. Wie dem auch sein, das Wort ›Murgo‹ bedeutet Edelmann oder Krieger. Offensichtlich waren diese Murgos die Aristokraten im alten Cthol Mishrak.«
»Was bedeutet ›Thull‹?«
»Diener oder Bauer. Der Unterschied in der angarakanischen Gesellschaft ist hier ein wenig ungenau. Das müßtest du eigentlich wissen, Beldin. Du hast mehr Zeit in Mallorea verbracht als ich.«
»Ich war nicht dort, um mich unters Volk zu mischen. Die zweite Welle der Angarakaner ließ sich nördlich der Murgos nieder. Sie nennen sich Thulls und versorgen die Murgos mit Nahrung. Die dritte Welle zieht in die Gegend des ehemaligen Alorien – in diesen großen Wald dort oben. Sie nennen sich Nadraker.«
»Bürger«, übersetzte ich für ihn, »Das sind die Kaufleute. Unternehmen die Alorner in dieser Sache etwas?«
»Eigentlich nicht Du hast sie zu sehr verteilt. Stiernacken spricht zwar über Feldzüge in den Osten; aber er hat nicht genug Leute dafür. Algar kann wahrscheinlich nicht viel dagegen unternehmen; denn das
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