Belgarath der Zauberer
Dokumente bei sich, edle Polgara«, protestierte der Herzog. »Sie tragen das kaiserliche Siegel von Ran Vordue.«
»Das kaiserliche Siegel ist leicht zu fälschen, Euer Gnaden. Ich kann Euch hier und jetzt eine Kopie anfertigen, wenn Ihr es wünscht.«
»Wenn der Tolnedrer nicht für Ran Vordue sprach, für wen dann?«
»Er handelt im Auftrag Ctuchiks, Euer Gnaden. Die Murgos wünschen Krieg im Westen, und Arendien, zerrissen von den endlosen Bürgerkriegen, ist der beste Ausgangspunkt für neuen Zwist. Verfahrt mit dem verräterischen Tolnedrer, wie es Euch gefällt Ich muß nun nach Vo Astur gehen und von dort nach Vo Mimbre. Ctuchiks Plan ist gut durchdacht, und wenn er Erfolg hat, wird Krieg herrschen zwischen Arendien und Tolnedra.«
»Das darf nicht geschehen!« rief der Herzog aus. »Wir sind uneins untereinander. Die Legionen würden uns aufreiben.«
»Genau. Und die Alorner würden nicht unbeteiligt bleiben. Der Krieg würde sich über den ganzen Westen ausbreiten. Nichts würde Ctuchik besser gefallen.«
»Ich werde mir von dem Tolnedrer ausführlich über dieses Komplott berichten lassen, edle Polgara«, sagte er. »Darauf gebe ich Euch mein Wort.«
Die Tür öffnete sich, und der Herzog stieg über mich hinweg. Wenn man ständig Hunde um sich hat beachtet man sie nicht mehr.
Polgara jedoch stieg nicht über mich. »Es ist jetzt genug, Vater«, sagte sie in vernichtendem Tonfall zu mir. »Du kannst jetzt nach Hause gehen. Ich komme hier sehr gut ohne dich zurecht.«
Das stimmte. Trotzdem folgte ich ihr weiter. Sie reiste nach Vo Astur und sprach mit dem asturischen Herzog ebenso wie mit dem Herzog von Vo Wacune. Dann ging sie nach Vo Mimbre und ließ dort ihre Warnung verlauten. Während dieser einzigen Reise deckte sie ein Komplott auf, das zu schmieden den totengleichen Ctuchik gewiß zehn Jahre gekostet hatte. Er hatte sie noch nie getroffen und doch schon Grund genug, sie zu hassen.
Sie erklärte mir alles, als wir wieder zu Hause waren - nachdem sie mich zur Rede gestellt hatte, weil ich ihr gefolgt war. »Ctuchik hat hier in den westlichen Königreichen Leute, die keine allzu große Ähnlichkeit mit Angarakanern haben«, erklärte sie mir. »Manche davon sind verwandelte Grolims, aber es gibt auch andere. Hast du schon von den Dagashi gehört?«
»Nein«, entgegnete ich.
»Sie sind eine Gruppe bezahlter Meuchelmörder und kommen aus der Gegend südlich von Nyissa. Sie sind sehr gute Spione und außerordentlich begabte Mörder. Auf jeden Fall haben die Murgos Gold gefunden in den Bergen, die nordöstlich von Urga nach Goska verlaufen; deshalb kann Ctuchik es sich leisten, die Tolnedrer zu bestechen.«
»Jeder kann die Tolnedrer bestechen, Pol.«
»Vielleicht ja. Nun, seine Spione haben einige Tolnedrer angeworben, damit sie hier in Tolnedra die drei Herzogtümer vertreten. Sie sollten zum Schein Bündnisse anbieten, die angeblich von Ran Vordue kommen. Ran Vordue weiß natürlich nichts davon. Der Plan sieht folgendermaßen aus: Sobald die erwarteten Legionen nicht eintreffen, üben die Arender Vergeltung und fallen in das nördliche Tolnedra ein. Der Norden Tolnedras ist vorduvisches Territorium, und der Kaiser würde daraufhin die drei arendischen Herzogtümer vernichten, eines nach dem anderen. Sobald die Alorner davon erfahren hätten, müßten sie annehmen, daß das Reich seine Grenzen auszuweiten plant, und das würde sie zum Handeln zwingen. Es war eigentlich ein recht guter Plan.«
»Aber du hast ihn verhindert.«
»Ja, Vater, das weiß ich. Wir sollten Ctuchik im Auge behalten. Ich glaube, er führt etwas im Schilde. Er denkt sich das alles nicht zum Spaß aus.«
»Ich behalte ihn im Auge«, versprach ich.
Kurze Zeit später kehrte Beldin von einer seiner Reisen nach Mallorea zurück und berichtete, daß dort nicht viel los sei. »Außer, daß Zedar Ashaba verlassen hat«, fügte er fast beiläufig hinzu.
»Weißt du, wohin er gegangen ist?« fragte ich.
»Keine Ahnung. Zedar ist aalglatt. Ich glaube, er versteckt sich in Kell. Was ist mit den Nadrakern los?«
»Wie meinst du das?«
»Als ich aus Mallorea zurückkam, sah ich, daß sie sich einen Tagesmarsch östlich der drasnischen Grenze sammeln. Ich vermute, sie haben irgendeine größere Sache vor.«
Ich fluchte. »Das ist es also!«
»Drück dich deutlicher aus, Belgarath. Was ist denn geschehen?«
Ȇber diese Grenze hinweg wurde ein wenig Handel getrieben. Dann wurden die Nadraker feindselig. Sie unternahmen
Weitere Kostenlose Bücher