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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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konnte nur in Pein die Hände ringen, als seine Heimstatt durch die wiederholten Überfälle der Chereker verwüstet wurde.
    Schließlich mußte mein Meister eingreifen und den Streit zwischen Belar und Nedra schlichten. Torak war noch immer unsere größte Sorge, und wir hatten genug Ärger mit ihm, auch ohne weitere Streitigkeiten in der Familie.

30. K APITEL
    achdem die Häuser von Maragor zerstört und die Strafaktionen der cherekischen Berserker entlang der tolnedrischen Küste eingestellt worden waren, herrschte ein unsicherer Frieden über den westlichen Königreichen – außer in Arendien natürlich. Dieser langwierige Krieg nahm kein Ende; denn die Arender wußten nicht, wie sie ihn beenden konnten. Eine endlose Reihe abscheulicher Taten und nicht weniger abstoßender Vergeltungsmaßnahmen hatten den Haß zur Religion gemacht, und die Arender waren eifrige Gläubige.
    Pol und ich verbrachten die nächsten Jahrhunderte im Tal und gingen unseren Studien nach. Meine Tochter nahm kommentarlos die Tatsache hin, daß sie nicht alterte. Das Merkwürdige an der Sache war, daß sie wirklich nicht älter wurde. Beldin, die Zwillinge und ich waren im Laufe der Zeit auch äußerlich reifer geworden. In unseren Gesichtern zeigten sich Falten, und die Haare wurden grau. Pol blieb unverändert. An ihrem dreihundertsten Geburtstag sah sie nicht anders aus als mit fünfundzwanzig. Ihre Augen wirkten weiser, aber sonst zeigte sich keine Veränderung. Ich meine, von einem Zauberer wird es einfach erwartet, daß er würdig wirkt und dazu gehören nun einmal Falten und graue Haare. Eine Frau mit Falten und grauem Haar betrachtet man als altes Weib, und ich glaube nicht daß Pol sich in dieser Rolle gefallen würde. Vielleicht sahen wir alle so aus, wie es uns vorbestimmt war. Meinen Brüdern und mir war es bestimmt weise und würdig zu wirken. Pol machte es nichts aus, als weise zu gelten, aber ›würdig‹ paßte nicht zu ihr.
    Ich sollte diesen Gedanken wirklich einmal weiterspinnen. Darüber nachzudenken, daß wir uns auf eine Weise selbst formen, ist sehr interessant.
    Wie dem auch sei, es war Anfang des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts, als Polgara anfing, allein auszugehen. Ich wollte dem natürlich einen Riegel vorschieben, doch meine Tochter sagte mir sehr deutlich, daß ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte. »Der Meister gab mir diesen Auftrag, Vater. Wenn ich mich recht entsinne, wurde während unseres Gesprächs dein Name nicht einmal erwähnt.«
    Ich empfand diese Bemerkung völlig überflüssig.
    Anderthalb Tage, nachdem Polgara auf ihrem algarischen Pferd das Tal verlassen hatte, folgte ich ihr. Niemand hatte es mir verboten, und ich war schließlich ihr Vater. Ich kannte ihr gewaltiges Talent, aber…
    Ich mußte natürlich äußerst vorsichtig sein. Abgesehen von ihrer Mutter, war Polgara der Mensch, der mich am besten kannte, und ich glaube, sie konnte meine Anwesenheit meilenweit fühlen. Ich erweiterte mein Repertoire beträchtlich und folgte ihr in nördlicher Richtung entlang der Ostgrenze nach Ulgoland. Ich änderte meine Gestalt etwa alle Stunde und ging sogar so weit, sie in der Gestalt einer Feldmaus zu beobachten, als sie eines Abends ihr Lager aufschlug. Eine jagende Eule beendete an jenem Abend beinahe meine Karriere.
    Meine Tochter ließ sich nicht anmerken, ob sie mich bemerkt hatte oder nicht. Sie überquerte die Berge nach Muros, wo sie sich südlich wandte, nach Arendien. Das machte mich nervös.
    Was ich erwartet hatte, trat ein. Auf dem Weg nach Vo Wacune begegnete ihr ein Trupp Waciter. Arender sind Damen gegenüber meist zuvorkommend, doch diese Gruppe schien ihre Manieren zu Hause gelassen zu haben. Sie befragten Polgara äußerst unhöflich und drohten sie festzunehmen, falls sie nicht irgendeine Sicherheit vorweisen konnte.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie geschickt sie diese Situation handhabte. Sie protestierte aufs heftigste und ließ inmitten ihres Redeschwalls einfach alle sanft entschlummern. Ich hätte es vermutlich gar nicht mitbekommen, wäre da nicht die verräterische kleine Handbewegung gewesen. Ich habe des öfteren mit ihr darüber gesprochen, doch sie ist nach wie vor der Meinung, daß es nicht genügt, den Willen nur mit einem Wort freizusetzen. Sie scheint stets eine Geste für nötig zu erachten.
    Die Waciter schliefen augenblicklich ein, ohne sich die Zeit zu nehmen, die Augen zu schließen. Pol hatte selbst die Pferde einschlafen lassen.

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