Belgarath der Zauberer
ein paar Überfalle nach Drasnien, und Stiernackens Sohn jagte sie zurück in die Wälder. Seit einiger Zeit ist es ruhig dort.«
»Ich glaube, bald wird es dort wieder lauter. Die Städte der Nadraker sind bereits nahezu ausgestorben. Jeder Mann, der aufrecht stehen, die Hand vor Augen sehen und einen Donnerschlag hören kann, lagert in den Wäldern, einen Tagesmarsch von der Grenze entfernt.«
»Wir sollten Rhonar warnen.«
»Wer ist das?«
»Der jetzige König von Drasnien. Ich werde zu ihm gehen und ihn wissen lassen, was vor sich geht Warum reist du nicht nach Algarien und versuchst, Cho-Dan zu finden, den obersten aller Klanhäuptlinge? Wir sollten einen Teil der Kavallerie Algars nördlich des Atunsees stationieren.«
»Haben die Algarer keinen König mehr?«
»Der Titel ist in Vergessenheit geraten. Die Algarer sind Nomaden, und der Klan ist ihnen wichtiger als die Nation. Ich werde nach Boktor gehen, dann hinüber nach Val Alorn, um die Chereker zu warnen.«
Beldin rieb sich die Hände. »Wir haben schon lange keinen Krieg mehr gehabt.«
»Das habe ich nicht allzusehr vermißt.« Ich kratzte mich am Bart »Ich sollte nach Rak Cthol laufen und noch einmal mit Ctuchik sprechen, sobald die Alorner Stellung bezogen haben. Vielleicht kann ich das Vorhaben verhindern, ehe es außer Kontrolle gerät.«
»Spielverderber. Wo ist Pol?«
»In Arendien – in Vo Wacune, glaube ich. Ctuchik hat auch dort seine Finger im Spiel. Pol verschafft sich einen Überblick. Auf, laß uns die Alorner warnen.«
König Rhonar von Drasnien nahm meine Neuigkeiten nicht ohne Enthusiasmus auf. Er war so grausam wie Beldin, wenn nicht noch grausamer. Dann überquerte ich den Golf von Cherek nach Val Alorn und sprach mit König Bledar. Er war sogar noch ungezügelter als König Rhonar. Am nächsten Tag schon segelte seine Flotte nach Kotu. Ich hoffte, daß Beldin die Alorner im Zaum halten konnte, wenn sie an der nadrakischen Grenze eintrafen. Pol und ich hatten einige Jahrhunderte damit zugebracht die offenen Feindseligkeiten hier im Westen einzudämmen, und nun drohte die bevorstehende Auseinandersetzung diesen Damm zum Bersten zu bringen.
Dann ging ich nach Rak Cthol.
In der Wüste, eine Tagesreise von dem häßlichen Berg entfernt machte ich Rast und dachte über verschiedene Möglichkeiten nach. Mein letzter Besuch hatte Ctuchik gewiß veranlaßt, zusätzliche Wachen aufzustellen; deshalb konnte es schwierig werden, ungesehen in die Stadt zu gelangen. Schließlich fiel mir ein, daß ich gar nicht durch die Stadt gehen mußte. Ich kannte schließlich Ctuchiks Turm, und der hatte Fenster.
Es war spät in der Nacht, so daß keine heiße Luft mehr von dem schwarzen Sand aufstieg. Das bedeutete, daß ich mich durch die Luft nach oben arbeiten mußte. Das einzig Gute daran war, daß ich mich fünfzig Fuß über dem Boden befand und nicht mehr hinunterblicken konnte.
Glücklicherweise war Ctuchik an seinem Arbeitstisch eingeschlafen, und sein Kopf ruhte zwischen den verschränkten Armen, als ich durch sein Fenster flatterte. Ich legte die Geierfedern ab und schüttelte ihn wach. Die Jahre hatten ihn nicht hübscher werden lassen. Er sah noch immer aus wie ein wandelnder Leichnam.
Mit einem überraschten Ausruf schreckte er hoch; dann bekam er sich wieder unter Kontrolle. »Schön, dich wieder mal zu sehen, alter Knabe«, log er.
»Das freut mich zu hören. Du solltest deine Nadraker lieber wissen lassen, daß sie die Invasion abblasen sollen. Die Alorner sind gewarnt.«
Seine Augen wurden blicklos. »Eines Tages machst du mich noch wütend, Belgarath.«
»Das hoffe ich doch sehr. Du hast mich in jüngster Zeit schließlich auch genug verärgert.«
»Wie hast du von den Nadrakern erfahren?«
»Ich erfahre alles, Ctuchik. Du kannst deine Aktivitäten nicht vor mir verbergen. Hast du das bei deinem Plan in Arendien noch nicht gemerkt?«
»Ich habe mich schon gefragt, warum er nicht funktioniert hat.«
»Jetzt weißt du es.« Ich wollte nicht wirklich Pols Verdienst schmälern; ich hielt es nur für gut, ihre Rolle in dieser Angelegenheit noch geheimzuhalten. Pol war sehr fähig, doch ich wußte nicht, ob sie für eine Konfrontation mit Ctuchik reif genug war. Außerdem wollte ich nicht daß er jetzt schon von ihr erfuhr. Man könnte sagen, daß ich Pol in der Hinterhand behielt.
»Es tut mir wirklich leid, alter Knabe«, sagte Ctuchik mit höhnischem Grinsen. »Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen, was die Nadraker
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