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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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paßt alles zusammen, Belgarath«, stieß er hervor. »Es sieht Torak ähnlich, und es sieht Zedar ähnlich. Wie konnten wir nur so dumm sein, das nicht zu erkennen?«
    »Natürliche Veranlagung«, erwiderte ich niedergeschlagen. »Ich glaube, man hat uns reingelegt. Meinen Glückwunsch, Prinz Geran. Du hast die Antwort gefunden, die wir einfach nicht sehen konnten. Wie bist du so rasch darauf gekommen?«
    »Ich kann das Lob nicht annehmen, Großvater«, erwiderte der Junge bescheiden. »Meine Lehrer haben mich in Geschichte unterwiesen, ehe die Nyissaner meine Familie mordeten. Sie erzählten mir von gewissen Dingen, die in Tolnedra geschehen sind. Soviel ich verstanden habe, beherrschen sowohl die Vorduvier als auch die Honeths diese Dinge.«
    »Was für einen brillanten Verstand der Junge hat!« staunte Beltira. »Im Handumdrehen hat er alles erkannt!«
    »Und wir müssen diesen Verstand beschützen – und alles, was danach noch kommt«, sagte Polgara, und der stahlharte Blick lag in ihren Augen. »Zedar mag gehofft haben, daß der Mord die rivanische Dynastie vernichten würde, doch Torak wußte es durch die Ashabiner Orakel besser.«
    »Heißt das, mein Prinz muß sich weiterhin verstecken?« fragte Brand.
    »Alles deutet darauf hin«, erwiderte Beldin.
    »Wer wird ihn beschützen?«
    »Das ist meine Aufgabe«, erklärte Polgara und zog sich die Schürze aus.
    Dann geschah etwas äußerst Seltenes. »Nimmst du aus freien Stücken die Verantwortung auf dich, meine Tochter?« Es war Aldurs Stimme. Wir alle blickten uns rasch um, doch er war nicht da – nur seine Stimme und ein seltsames blaues Licht.
    Polgara verstand sofort die ganze Tragweite dieser Frage. Für jeden kommt der Zeitpunkt da er sich entscheiden muß. Pol stand nun vor dieser Entscheidung, und sie wußte es. Sie ging durch das Zimmer und legte Geran die Hand auf die Schulter. »Aus freien Stücken, Meister«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Von diesem Tag an werde ich die rivanische Dynastie beschützen und leiten.«
    Als sie das sagte, erlebte ich wieder dieses seltsame Klicken im Kopf, und ich hatte den dringenden Wunsch, vor Freude in die Luft zu springen.
    Wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich, daß Pols Wahl eines der EREIGNISSE war, über die wir stets sprechen. Aus ihrer Wahl erwuchs Garion und schließlich Eriond. Damals dachten wir, unsere Macht des Unabänderlichen hatte etwas aufgegeben, als sie Geran vom Orb trennte. Ich glaube, wir haben uns geirrt. Diese Trennung war ein Sieg, keine Niederlage.
    Schaut doch nicht so verwirrt drein. Ich werde euch alles erklären
    – alles zu seiner Zeit.
    Nachdem sie ihre Verantwortung aus freien Stücken auf sich genommen hatte, begann Polgara Befehle zu erteilen. Das tut sie stets, wie ihr wißt. »Der Meister hat diese Aufgabe mir übertragen, meine Herren«, gab sie uns bekannt. »Ich brauche keine Hilfe, und ich brauche auch keine Einmischung. Ich werde Geran verstecken, und ich werde Entscheidungen treffen, die getroffen werden müssen. Eure guten Ratschläge sind nicht willkommen. Und, bitte, starrt mich nicht so an. Haltet euch einfach fern. Sind wir uns einig?«
    Natürlich waren wir uns einig. Was blieb uns anderes übrig?

35. K APITEL
    s war nicht von der Hand zu weisen, daß Polgaras Verbot sinnvoll war; deshalb sah ich sie während der nächsten fünf Jahrhunderte nicht oft. Doch ich ließ sie nie ganz aus den Augen, obwohl sie viel umherzog. Sie gab sich große Mühe, möglichst unauffällig zu leben, und mischte sich mit dem Erben des rivanischen Throns unters Volk – meist in Sendarien. Dort ist es leicht unerkannt zu leben, denn rassische Unterschiede bedeuten den Sendariern nichts, die überdies zu höflich sind, Leute nach dem Woher und Wohin zu fragen. Aber selbst die zuvorkommendsten Sendarier werden mißtrauisch, wenn jemand nicht altert; deshalb blieb Pol selten länger als zehn Jahre am selben Ort.
    Ihre Lebensgewohnheit verschaffte mir viel Abwechslung. Jemanden zu finden, der nicht gefunden werden will, ist nicht einfach, und Pol entwickelte großes Geschick darin, falsche Fährten zu legen. Wenn sie den Nachbarn erzählte, daß ihrer Familie in Darin ein ›Notfall‹ widerfahren war, konnte man ziemlich sicher sein, daß sie nach Muros oder Camaar zog. Einmal, während des dreiundvierzigsten Jahrhunderts, brauchte ich acht Jahre, um sie ausfindig zu machen. Daß sie ständig unerkannt und auf der Flucht war, störte mich eigentlich nicht. Wenn sie sich vor mir

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