Belgarath der Zauberer
waren, aber ich bemerkte, daß der Marmorboden in der Eingangshalle ebenso glänzte wie die holzgetäfelten Wände. »Fängst du jetzt erst mit dem Saubermachen an, Pol?« fragte ich sie.
»Nein. Geran und ich tun das schon, seit wir hierherkamen. Wir sind jetzt im zweiten Stockwerk angelangt.«
»Du hast aus dem rivanischen Prinzen einen Hausdiener gemacht? Das ist zwar sehr demokratisch, Pol, aber findest du das nicht ein wenig unangemessen?«
»Es wird ihm nicht schaden, Väter. Außerdem braucht er Bewegung.«
Dann kam Geran die Treppe herunter. Er trug einen staubigen Bauernkittel und hielt ein Schwert in der Hand. Es war kein sehr großes Schwert, aber er führte es, als verstünde er etwas davon. »Großvater!« rief er aus, als er mich sah. Den Rest der Stufen rannte er. »Hast du Salmissra getötet?« fragte er voller Eifer.
»Sie war tot, als ich das letztemal hinsah«, erwiderte ich ausweichend.
»Hast du sie auch für mich geschlagen, wie ich dich bat?«
»Das hat er, mein Junge.« Beldin gab mir Rückendeckung. »Das hat er.«
Geran blickte etwas ängstlich auf den verwachsenen Zwerg.
»Das ist Onkel Beldin, Geran«, stellte Pol ihn vor.
»Du bist nicht sehr groß«, stellte Geran fest.
»Das hat seine Vorteile, mein Junge«, meinte Beldin. »Ich stoße mir fast nie den Kopf an einem tief hängenden Ast.«
Geran lachte. »Er gefällt mir, Tante Pol.«
»Das wird sich bald geben.«
»Erzähl dem Jungen keine Geschichten, Pol«, rügte Beldin sie. »Laß ihn seine eigenen Schlüsse ziehen.«
»Ich denke, wir sollten Brand zu unserem Treffen einladen«, sagte ich. »Es gibt viel zu besprechen, und Brand ist derjenige, der über den Orb wachen muß. Deshalb muß er vorbereitet sein auf das, was auf uns zukommt.«
»Wissen wir, was auf uns zukommt, Vater?« fragte Pol.
»Dein sagenhafter kluger Vater hat eine Möglichkeit gefunden, die Mrin-Schriften zu entziffern, meine kleine Süße.«
Geran gluckste vor Vergnügen. »Ich mag ihn wirklich, Tankte Pol«, sagte er.
»Das hab’ ich befürchtet«, seufzte sie. »Laß dich nicht zu sehr davon hinreißen.«
»Geh du mit Pol zurück ins Tal«, sagte ich zu Beldin. »Gemeinsam könnt ihr beide alles. Nur Torak abwehren, das könnt ihr nicht. Doch, Torak selbst wird in Ashaba langsam zu Stein. Ich werde zu Brand fliegen, und dann nehmen wir die Dinge in Angriff.« Dann ging ich hinaus, umgab mich mit Federn und flog zur Insel der Winde.
Brand und ich brauchten drei Wochen, um von der Insel der Winde ins Tal zu gelangen, hauptsächlich deshalb, weil niemand, der auch nur annähernd bei Verstand war, durch Ulgoland reiste. Als wir eintrafen, stellten wir fest, daß auch ohne uns bereits alles im Gange war. Die Zwillinge hatten dort angefangen, wo ich aufgehört hatte, und sie waren einige Jahrhunderte weit gekommen. »Es scheint nicht viel zu geschehen, Belgarath«, berichtete mir Beltira. »Soweit wir feststellen konnten, konzentrierten sich die Prophezeiungen auf Geschehnisse in Mallorea. Bist du oder Brand hungrig? Pol und ich können etwas zu essen machen, wenn ihr wollt.«
»Eine Kleinigkeit wäre nicht schlecht Irgendwas, das die Zeit bis zum Abendessen überbrückt.«
Pol erhob sich und ging zum Küchenbereich. Ich sah mich nach Prinz Geran um. Er saß ruhig auf einem Stuhl in einer Ecke. Einige Kinder müssen einfach im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Die vielen kleinen Jungen in Garions Familie jedoch sind so zurückhaltend, daß man sie kaum beachtet Sie beobachten und hören zu, aber sie machen ihren Mund nicht auf. Das ist ein sehr guter Charakterzug. Man lernt selten etwas, wenn man selbst viel spricht Geran trug sehr schlichte Kleidung. Polgara versuchte, den Erben des rivanischen Throns so unauffällig wie möglich erscheinen zu lassen.
»Oh, noch etwas«, fügte Belkira hinzu. »Das Dritte Zeitalter ist vorüber. Wir befinden uns nun im Vierten Zeitalter. Offensichtlich reiste Dal nach Ashaba – und in der Minute, als er Torak sah, endete das Dritte Zeitalter.«
»Das ist eine Erleichterung«, stellte ich fest.
»Warum?«
»Es bedeutet daß wir alle unsere Anweisungen haben. Das Dritte Zeitalter war das Zeitalter der Prophezeiungen. Sein Ende bedeutet daß wir alles erfahren haben, was geschehen wird, und auch, was wir unternehmen müssen. Jetzt wird nichts Neues mehr hinzukommen und alles noch mehr verwirren. Was hat sich denn Interessantes in Mallorea abgespielt?«
Er nahm seine Mrin-Abschriften sowie seine
Weitere Kostenlose Bücher