Belgarath der Zauberer
Aufzeichnungen zur Hand und sah die Schriftrollen durch, bis er den gesuchten Index fand. »In der Darin-Schrift steht daß ein Mann die Vormachtstellung über ganz Mallorea erlangen wird. Hier ist die Stelle im Mrin-Text: ›Es wird geschehen, daß Kinder ausgetauscht werden in den Königreichen des Ostens, und ein solches Kind soll durch Heirat den Thron eines Königreiches besteigen und durch Androhung von Gewalt die Vorherrschaft über die anderen Königreiche erlangen. Es wird vereinen, was vorher geteilt war. Und diese Vereinigung ebnet den Weg für jenes EREIGNIS, das im Land des Stiergottes stattfinden wird.‹ So weit sind wir bisher gekommen.«
»Was hat das mit irgend etwas zu tun?« wollte ich wissen.
»Der Mrin-Text spricht von einem jungen Angarakaner namens Kallath«, erklärte Beldin, »und sein Name hat in Mallorea viel Aufsehen erregt. Die Angarakaner und die Melcener tasten sich schon seit langer Zeit ab – die Angarakaner sind in der Überzahl, doch die Melcener besitzen die Elefantenkavallerie. Keine der beiden Seiten wollte Krieg. Dieser Kinderaustausch war eine melcenische Idee. Man erwartete sich davon größeres Verständnis zwischen den beiden Rassen. Als Kallath etwa zwölf Jahre alt war, wurde er auf die melcenische Insel gebracht um dort am Hofe des Kaisers im Haus des Außenministers aufzuwachsen. Er lernte die Tochter des melcenischen Kaisers kennen, und sie heirateten. Das hat ihn technisch gesehen zum Erben des melcenischen Thrones gemacht. Er war ehrgeizig, und er war Angarakaner; also fielen die anderen Kandidaten unglücklichen ›Unfällen‹ zum Opfer. Kallath war auch das jüngste Mitglied des angarakanischen Generalstabs in Mal Zeth und der Generalgouverneur des Delchin-Distrikts im östlichen malloreanischen Kernland. Überdies hatte er Besitztümer in Maga Renn, das zufällig an der melcenischen Grenze liegt – und er verfügte über einen Stützpunkt auf angarakanischem Territorium. Wenn irgend jemand ganz Mallorea vereinen konnte, dann Kallath.«
»Offensichtlich ist das geschehen«, stellte Brand fest.
»Entschuldigt«, sagte Prinz Geran höflich. »Was sollte in Arendien geschehen?«
»Ein EREIGNIS, Hoheit«, entgegnete Beltira.
»Was für ein Ereignis?«
»Die Mrin-Schrift benutzt dieses Wort, wenn sie von einem Treffen zwischen dem Kind des Lichts und dem Kind der Finsternis spricht.«
»Eine Schlacht?« Die Augen des jungen Alorners leuchteten.
»Manchmal ist es eine Schlacht«, erklärte ich ihm, »aber nicht immer. Ich habe an einem solchen EREIGNIS teilgenommen, und es waren nur zwei Personen dabei.«
Polgara war in der Küche beschäftigt, doch offensichtlich entging ihr nicht viel. »Es ist seltsam, daß dieser Kallath erst kürzlich auftauchte«, überlegte sie, während sie die Hände an ihrer Schürze trocknete. »Ich vermute, das ist kein Zufall. Was meint ihr?«
»Das ist nicht sehr wahrscheinlich, Pol«, erwiderte ich.
»Entschuldigt mich noch einmal, bitte«, sagte Prinz Geran in seinem zurückhaltenden Tonfall. »Wenn wir von solch einem EREIGNIS erfahren, weiß Torak dann nicht auch davon?«
»Unweigerlich«, knurrte Beldin.
»Dann können wir ihn nicht überraschen?«
»Eigentlich nicht«, sagte Beltira. »Wir müssen uns von unseren Anweisungen leiten lassen.«
»Wißt ihr, was ich vermute?« meinte Geran. »Ich glaube, was meiner Familie zugestoßen ist hat nichts mit dem Orb zu tun oder damit, wo er ist, oder wer ihn hütet. Dieser Kallath hat etwas getan, das Torak wünschte. Er weiß, daß wir informiert sind – wegen dieser Prophezeiungen. Wir hätten versucht, Kallath Einhalt zu gebieten; deshalb sandte Torak Zedar, um uns abzulenken. Ihr alle seid nach Nyissa gezogen, um Salmissra für den Mord an meiner Familie zu bestrafen, was Kallath – oder wer immer nach ihm kam -freie Hand ließ, das zu erledigen, was Torak wünschte. Der Mord an meiner Familie war eine…« Er hielt inne und suchte nach einem Wort.
»Ablenkung«, half Belkira. »Weißt du, Belgarath, ich glaube, der Junge hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir alle kennen Zedar, und er kennt uns. Er wußte genau, wie wir auf den Mord an Gorek und seiner Familie reagieren würden. In Mallorea ist irgendwas Wichtiges vor sich gegangen, und du und Beldin und die Alorner waren in Nyissa, als das geschah. Wir alle blickten in eine Richtung, und Torak und seine Leute machten hinter unserem Rücken, was sie wollten, während wir abgelenkt waren.«
Beldin fluchte. »Es
Weitere Kostenlose Bücher