Belgarath der Zauberer
erwartet daß er Urvons Armee auf jede erdenkliche Weise unterstützt doch seine Grolims verbreiten Schauergeschichten, so gut sie nur können. Murgosische Generäle sind am Tag sehr höflich zu malloreanischen Offizieren – aber jede Nacht stürmen unorganisierte Haufen gemeiner Soldaten aus ihren Kasernen und schlachten jeden Malloreaner ab, der ihnen über den Weg läuft. Ctuchik bewegt sich in Rak Cthol nicht von der Stelle, schüttelt voller Bedauern den Kopf und gibt vor, nichts dagegen tun zu können. Urvon bleibt nichts anders übrig, als händeringend in Hagga zu sitzen, während der murgosische Pöbel seine Armee dezimiert. Es mag ein ungewöhnlicher Gedanke sein, aber in dieser besonderen Situation könnte Ctuchik sich als unser wertvollster Verbündeter erweisen.«
»Das alles wird ein Ende haben, wenn Urvon den Marschbefehl von Torak bekommt, nicht wahr?«
»Das bezweifle ich. Ctuchik wird vermutlich brav seinen südlichen Murgos befehlen, sich Urvons Armee anzuschließen, und das gibt den Murgos eine Gelegenheit, näher zu kommen – mit ihren Messern. Der Weg durch das südliche Cthol Murgos wird gewiß recht interessant werden, und Urvon kann von Glück sagen, wenn ihm noch ein Regiment bleibt, nachdem er die südliche tolnedrische Grenze erreicht hat.«
»Das klingt wie Musik in meinen Ohren.«
»Ich dachte mir, daß es dir gefällt.«
»Warum bringe ich dich nicht in den Palast und stelle dich den tolnedrischen Generälen vor, damit du ihnen davon berichten kannst? Ach, übrigens, Pol und ich machen hier kein großes Aufhebens davon, wer wir sind. Ich werde dich als drasnischen Spion vorstellen, und dabei sollten wir es belassen. Wir sollten die Generäle jetzt nicht unnötig aufregen.«
Er zuckte die Schultern. »Wenn du es für richtig hältst«, stimmte er zu.
Der Offizier, der den tolnedrischen Generalstab befehligte, hieß Cerran und war Mitglied der Anadile-Familie aus dem südlichen Tolnedra. Die Anadiles hatten nie genug Land oder Einfluß gehabt, um nach der Regierungsmacht zu streben; das war auch der Grund dafür, daß sie meist die militärische Laufbahn wählten. Sie standen seit jeher den Borunern nahe, und für gewöhnlich befehligte ein General aus der Anadile-Familie die Streitmacht, wenn ein Boruner auf dem Thron saß. General Cerran, ein kompromißloser Berufssoldat mittleren Alters, war Tolnedrer deshalb war er nicht so hochgewachsen wie die Alorner, aber von stämmiger Statur, mit breiten Schultern und großen Händen. Er und Brand verstanden einander gut.
Ich beherrsche die drasnische Geheimsprache nicht besonders, doch es gelang mir, Pol und Rhodar davon in Kenntnis zu setzen, daß Beldin einen Agenten des drasnischen Geheimdienstes mimte. Rhodar begrüßte ihn aufs freundlichste und stellte ihn als ›einen unserer wertvollsten Agenten‹ vor. Dann wiederholte Beldin, was er mir zuvor anvertraut hatte.
»Wie lange, meint Ihr, Meister Beldin, wird Urvon brauchen, um durch das südliche Murgos zu marschieren?« fragte General Cerran, nachdem mein Bruder seinen Bericht beendet hatte.
Beldin zuckte mit den Schultern. »Mindestens ein halbes Jahr. Er wird oft anhalten müssen, um Aufständen Einhalt zu gebieten, nehme ich an.«
»Nun wissen wir also auch darüber Bescheid. Euer Freund und seine Tochter berichteten, daß dieser Kal Torak zu einem bestimmten Zeitpunkt in Arendien sein muß. Soweit ich es verstanden habe, hat das etwas mit angarakanischer Religion zu tun.«
»Ja, so kann man es wohl sehen. Und?«
»Im Gegensatz zu ihm kennen wir diesen Zeitpunkt nicht. Kal Torak wird Urvon bei sich haben wollen, wenn der Tag gekommen ist. Das verschafft uns noch etwa ein Jahr Zeit, die Angarakaner irgendwo in Arendien zu treffen, sobald Urvon sich in Bewegung setzt.«
»Das ist etwas vage, Cerran«, warf Ran Borune ein.
»Es ist besser als alles, was wir bisher erfahren haben, Majestät«, erwiderte Cerran. »König Cho-Ram versichert uns, daß die Feste uneinnehmbar ist; deshalb wird Kal Torak zusehends entmutigter sein, je näher der Zeitpunkt kommt, da er in Arendien sein muß. Schließlich wird er die Belagerung aufgeben und nach Westen marschieren müssen. Angarakaner nehmen ihre religiösen Verpflichtungen sehr ernst.« Cerran erhob sich vom Stuhl und ging zu der riesigen Karte, die an einer Wand des Beratungsraumes angebracht war. »Eine Armee von der Größe Kal Toraks bewegt sich nicht rasch voran«, erklärte er, »vor allem nicht, wenn sie durch die Berge
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