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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Wenn sich herausstellt, daß ich mich geirrt habe, werde ich nicht in der Lage sein, das Schwert von der Wand zu nehmen. Das ist das Schöne am Orb. Er läßt nicht zu, daß man etwas tut, das man nicht tun soll.«
    Ich entschied mich dafür, kein großes Aufhebens von meiner kleinen Aufgabe zu machen. Nein, es war nicht eine der Entscheidungen, von denen Pol und ich gesprochen hatten. Ich war lediglich darauf bedacht, mich nicht lächerlich zu machen. Falls ich das Schwert nicht von der Wand nehmen konnte, würde ich ein wenig dumm dastehen, wenn ich meine Absicht zuvor hochtrabend verkündet hätte. Eitelkeit ist eine lächerliche Eigenheit; aber wir alle fallen ihr hin und wieder zum Opfer.
    Ich sprach mit dem cherekischen Botschafter und konnte es so einrichten, daß mich das nächste Kurierschiff nach Riva mitnahm. Ich hätte wahrscheinlich auch allein dorthin gelangen können; aber wenn alles gutging, würde ich auf der Heimreise etwas Schweres zu transportieren haben.
    Es war keine erholsame Reise. Zum einen mag ich die cherekischen Boote nicht, zum anderen machte das schlechte Wetter, das uns nun seit Jahren plagte, die Überfahrt nicht angenehmer.
    Wir legten am Kai von Riva an, und ich stieg die steilen, triefnassen Stufen zur Burg hinauf.
    Brands ältester Sohn Rennig führte während der Abwesenheit seines Vaters die Geschäfte. Das Amt des rivanischen Hüters war strenggenommen nicht vererbbar, doch es war abzusehen, daß Rennig Brands Nachfolger sein würde. Er war stark und verläßlich wie sein Vater.
    Er wirkte allerdings aufgeregt, als ich in sein Arbeitszimmer gebracht wurde. »Den Göttern sei Dank!« rief er aus und erhob sich. »Ihr habt meine Nachricht erhalten!«
    »Welche Nachricht?«
    »Hat sie Euch nicht erreicht? Was ist dann der Grund Eures Besuches?«
    »Ich muß etwas erledigen. Was ist geschehen, Rennig? Ich habe dich nicht mehr so aufgeregt erlebt, seit du ein kleiner Junge warst.«
    »Ihr solltet mich begleiten und Euch selbst ein Bild machen, Altehrwürdiger, sonst würdet Ihr meinem Bericht keinen Glauben schenken. Ich werde nach den Wachen , schicken, die es mit eigenen Augen gesehen haben.« Er führte mich in den Gang, und wir gingen zur Halle des rivanischen Königs. Diese Halle, der Thronraum, war seit der Ermordung Goreks nicht mehr benutzt worden, und es war feucht und muffig und düster dort drinnen. Rennig nahm eine Fackel aus einem der Ringe, die ins Mauerwerk außerhalb der Tür eingelassen waren, und wir betraten die Halle. Wir gingen an den Feuergruben vorbei zum Thron. Als wir näher kamen, sah ich Eisenfausts Schwert, das mit der Spitze nach unten an der Wand hing, und ich bemerkte sofort, daß etwas damit nicht stimmte.
    Der Orb meines Meisters befand sich nicht am Knauf. »Was geht hier vor, Rennig?« verlangte ich zu wissen. »Wo! ist der Orb?«
    »Er ist hier drüben, Altehrwürdiger«, antwortete er. Er zeigte auf einen großen runden Schild, der etwa zehn Schritt zur Linken des Throns an der Wand lehnte. Es war ein typischer alornischer Schild, groß, rund und schwer und mit [diesen dicken Eisenstreifen, die die Alorner stets auf ihre Schilde nieten. Als keineswegs typisch konnte man jedoch bezeichnen, daß der Orb meines Meisters genau in der Mitte des Schildes eingebettet war.
    »Wer hat das getan?« Meine Stimme bebte.
    »Wir wissen es nicht. Die Wachen, die letzte Nacht hier standen, hatten sie nie zuvor gesehen.«
    »Sie? Eine Frau hat das getan?«
    Er nickte. »Ich hatte selbst meine Zweifel, Belgarath. Ich kenne diese beiden Männer von Kindheit an. Sie sind ehrlich und würden in einer solchen Angelegenheit keine Lügen erzählen.«
    »Niemand kann den Orb berühren, außer…« Ich hielt inne, und die Stelle in der Mrin-Prophezeiung hallte in meinem Kopf wider. »Und das Kind des Lichts soll das Juwel von seinem angestammten Platz nehmen…« Ich hatte angenommen, daß das für diese Aufgabe auserwählte Kind das Schwert nehmen und es Brand überbringen würde. Ich hatte sogar angenommen, daß diese Anweisung mir galt – daß ich derjenige war, der es von der Wand entfernen und nach Tol Honeth schaffen sollte. Doch die Stelle erwähnte nicht das Schwert. Diese Frau, wer immer sie war, vermochte den Orb aus dem Schwert zu nehmen und ins Zentrum des Schildes zu setzen. Pol hatte recht gehabt Da niemand außer dem Kind des Lichts den Orb berühren konnte, war dieser Titel nicht auf eine Person beschränkt – aber eine Frau?
    Die beiden dienstfreien

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