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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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eingestehen, daß unsere extreme Vorsicht vermutlich ein Fehler gewesen war.
    Polgara und ich sind die Ereignisse in Annath immer und immer wieder durchgegangen, und wir wissen nun genau, wo wir unsere Fehler gemacht hatten. Der Tod Darrais hätte uns aufrütteln sollen. Wie Geran bereits vermutet hatte, war der Bergrutsch, der seinen Vater das Leben gekostet hatte, kein normaler Unfall gewesen. Wir haben nie herausfinden können, wie, doch Chamdar hatte meine Tochter und ihre Familie, die sie mehr als dreizehn Jahrhunderte beschützte, ausfindig gemacht, und Darrais Tod – Mord nenne ich es -war nur der erste Schritt in einem ausgefeilten Plan.
    Meine Tochter ließ mich wissen, daß Alaras Zustand sich in diesem Herbst verschlechtert hatte und daß sie auf der Suche nach ihrem Ehemann in den Bergen umherzuwandern begann. Sicherlich hatte Chamdar auch hier seine Hand im Spiel; Grolims sind schließlich Experten, wenn es darum geht, den Geist anderer zu beeinflussen.
    Wie dem auch sei, es war der Tag vor der Wintersonnenwende, als Ildera die ersten Scheinwehen bekam. Polgara eilte zu Daralls Haus am anderen Ende des Dorfes, um nach ihr zu sehen, und Alara – sicherlich beeinflußt durch Chamdar – nutzte die Gelegenheit und stieg in die Berge, um ihren Ehemann zu suchen. Als Pol in Darrais Haus zurückkehrte, fand sie Alara nicht mehr vor. Das war nicht zum erstenmal geschehen, und Pol bemühte sich natürlich, sie zu finden.
    So gelang es Chamdar, Pol fortzulocken. Sie gab sich jahrelang die Schuld daran, aber sie konnte nichts dafür.
    Ich bin davon überzeugt, daß Ilderas Scheinwehen auch auf Chamdars Konto gingen. Man kann kaum umhin, zu bewundern, wie geschickt die Ereignisse der beiden folgenden schrecklichen Tage aufeinander abgestimmt waren. Als Pol das Dorf verlassen hatte, bekam Ildera tatsächlich Wehen. Im Dorf gab es natürlich andere Frauen, die wußten, was zu tun war, und Garion wurde am Tag der Wintersonnenwende kurz nach Mitternacht geboren.
    Und Polgara suchte Meilen entfernt nach Alara!
    Als das geschah, alarmierte mich die vertraute Stimme in meinem Kopf. »Belgarath!« Sie dröhnte regelrecht. »Begib dich sofort nach Annath! Das Kind des Lichts ist in Gefahr!«
    Das mußte man mir nicht zweimal sagen. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in Muros, und es dauerte eine Viertelstunde, bis ich die Stadt verlassen hatte und mir Flügel wachsen lassen konnte. Ich riß mir vor Anstrengung fast die Schwingen aus, doch ich kam zu spät.
    Nach Ilderas Niederkunft hatten die Frauen des Dorfes das getan, was man nach einer Geburt eben tut, und dann waren sie nach Hause gegangen. Schließlich war ein Feiertag, und es mußte eine Menge gekocht werden. Erkennt ihr nun, wie geschickt Chamdar alles geplant hatte?
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, und ich befand mich noch auf dem Flug von Muros nach Annath. Geran, Ildera und Garion waren allein in ihrem kleinen Haus. Also beschloß Chamdar zu handeln.
    Er legte Feuer an das Haus.
    Zwar war das Haus aus Stein, doch Chamdar war ein Grolim – und selbst Stein brennt, wenn man das Feuer heiß genug macht.
    Bis zum heutigen Tage bin ich mir nicht sicher, ob Chamdar wußte, was Geran tun würde, als dieser erkannte, daß er sich und Ildera nicht mehr retten konnte. Es ist schon möglich, daß er seinen ursprünglichen Plan aufgegeben hatte und nun auf Ctuchiks Anweisungen hin den rivanischen König einfach töten wollte, statt ihn Torak zu übergeben.
    In den Türen und Fenstern des Hauses loderten die Flammen, und Geran, der vermutlich bereits große Schmerzen litt, erkannte, daß es keine Möglichkeit mehr gab, sich oder seine Frau zu retten. Aber es gab eine vage Möglichkeit, wenigstens ihren Sohn vor diesem schrecklichen Tod zu bewahren. Seine Werkzeuge befanden sich im Haus, und er war Steinmetz. Ich vermute, er nahm Hammer und Meißel und schlug ein Loch in die Wand, etwa auf Bodenhöhe. Dann, als er selbst schon im Sterben lag, nahm er das in Tücher gehüllte Kind und schubste das kostbare Bündel durch die kleine Öffnung, die er geschlagen hatte.
    Als das geschah, graute der Morgen, und ich traf in Annath ein.
    Entweder hatte Chamdar gewußt, was sich ereignen würde, oder er hatte schlicht die Gelegenheit ergriffen, die sich ihm bot Er rannte zum Haus, packte das in Tücher gewickelte Kind und flüchtete damit aus der Reichweite der Flammen.
    Schon als ich auf der schneebedeckten Straße meine Gestalt wandelte, nahm ich alles wahr, was vor sich ging. Ich

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