Belgarath der Zauberer
Meinung, Ihr hieltet Euch noch in Tol Honeth auf, begab ich mich nach Süden, um Euch die Nachrichten mitzuteilen, die Eure sanftmütigen Brüder Euch zukommen lassen wollen.«
»Ach? Was sind das für Nachrichten?«
»Ich gestehe, den wahren Inhalt der Botschaft nicht verstanden zu haben, aber man trug mir auf, Euch zu übermitteln, daß eine Verwandte ein Kind trägt und daß Eure Tochter, die zu treffen ich noch nicht die Ehre hatte – jedoch verlangt es mich nach dem Tag, an dem mir das Privileg zuteil wird, sie zu grüßen, respektvoll das Knie vor ihr zu beugen…«
»Schon gut, Mandorallen, ich verstehe.«
»Diese Nachricht ist wohl von einiger Wichtigkeit?«
»Das ist sie wohl, Herr Ritter.«
»Ist es mir gestattet, den Sinn zu erfahren?«
»Nein, ist es nicht Du brauchst sie nicht zu verstehen. Kehre zurück nach Vo Ebor. Du hast deine Pflicht erfüllt Herr Ritter, und ich danke dir. Nun reite nach Hause.«
An dieser Stelle ergreife ich die Gelegenheit mich zu entschuldigen, daß ich dem Rettenden Ritter gegenüber so kurz angebunden war. Ich wollte lediglich alleine und ungestört sein, um mich meinem Jubel hingeben zu können. Ildera war schwanger! Der Göttertöter schlummerte unter ihrem Herzen!
Ich brach sogleich meine fruchtlose Suche nach Chamdar ab, da es ohnehin ziemlich offensichtlich war, daß ich ihn nicht finden würde. Dann begab ich mich nach Asturien, um Lelldorin aufzusuchen, und danach hatte ich die Gewißheit daß er tatsächlich der Wildantor war, auf den wir gewartet hatten. Alles nahm seinen vorbestimmten Verlauf, und so reiste ich durch Ulgoland zurück ins Tal. Als ich zu Hause eintraf, berichteten mir die Zwillinge, daß Ildera etwa zur Mitte des Winters niederkommen würde.
»Polgara will kurz nach der Geburt des Kindes mit der Familie umziehen«, sagte mir Beltira.
»Das ist vermutlich keine schlechte Idee«, meinte ich. »Wir alle gingen des öfteren in Annath aus und ein. Es ist gewiß sicherer, wenn Pol weiterzieht. Geht es Alara besser?«
Belkira schüttelte traurig den Kopf. »Sie will immer noch nicht wahrhaben, daß ihr Mann tot ist Polgara hat schon alles Erdenkliche versucht, sie aus ihrem Zustand zu befreien, aber sie hatte noch keinen Erfolg.«
Die Zwillinge und ich sprachen eine Weile darüber, und wir stimmten überein, daß ich nach Sendarien gehen und mich in verschiedenen Orten sehen lassen sollte, nur nicht in Annath. Die Prophezeiungen der Grolims und vermutlich auch das Ashabiner Orakel hielten Ctuchik gewiß auf dem laufenden, und er wußte sicher, daß die Geburt des Göttertöters bevorstand – und er wußte gewiß auch, daß dieses Ereignis in Sendarien stattfinden würde. Es war an der Zeit, Chamdar in die Irre zu führen; also zog ich wieder das alte Gewand eines Geschichtenerzählers an und ging nach Sendarien.
Ich machte in der Stadt Sendar Station und stattete dem neuen König Fulrach und seiner flatterhaften Frau Layla einen Besuch ab. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Layla. Sie ist vermutlich die großherzigste Person auf der ganzen Welt, aber sie war als Mädchen fürchterlich albern – und fast ständig schwanger. Manchmal fragte ich mich, wie Fulrach Zeit fand, sein Königreich zu regieren.
Dann zog ich durchs Land. Den Herbst über bis in den Winter hinein wanderte ich auf den entlegensten Landstraßen Zentralsendariens, und ich bin mir sicher, daß Cham-dars Grolims jeden meiner Schritte aufmerksam überwachten. Ich machte es ihnen nicht sonderlich schwer.
Es war fast Wintersonnenwende, und meine Erwartung wuchs. Die Wintersonnenwende ist einer der größten Feiertage in Sendarien, da er so gut zur traditionell ökumenischen Haltung der Sendarier paßte. Das Datum dieses Feiertages ist ziemlich willkürlich gewählt. Die Welt wurde nicht an einem einzigen Tag erschaffen und sämtliche Götter nicht an einem einzigen Tag geboren. Ich glaube, die Priesterschaft wählte den Tag für die jährliche Feier nach dem Zufallsprinzip. Als der Feiertag näher rückte, zog ich von Darin über Erat nach Winold, mit der wachsenden Überzeugung, daß das Fest in diesem Jahr ein besonderes Ereignis sein würde.
Ich hatte natürlich keinerlei Verbindung zu den anderen. Die Vergangenheit hatte uns gelehrt, daß die Grolims unsere Unterhaltungen auf der gedanklichen Ebene mitverfolgen konnten, und das bevorstehende Ereignis war so wichtig, daß wir Chamdar keine unbeabsichtigten Hinweise geben wollten. Wenn ich nun zurückblicke, muß ich
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