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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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versuchte, sie zu trösten, aber sie wollte nichts hören.
    »Geh weg und laß mich allein, Vater«, sagte sie geradeheraus. »Ich muß auf meine Weise damit fertig werden.«
    Also ging ich die Straße hinunter, um mit Geran zu sprechen. »Wie ist es denn geschehen?« fragte ich ihn.
    »Am Hang muß irgendeine verborgene Schwachstelle gewesen sein, Großvater«, erwiderte er nüchtern. »Vater und ich haben uns die Wand gründlich angeschaut. Wir fanden aber keinen Hinweis auf eine solche Schwachstelle. Die Arbeiter hatten Blöcke am oberen Ende der Wand geschnitten, als der ganze Hang plötzlich nachgab und in sich zusammenbrach. Vater befand sich am Grund des Steinbruchs, und er hatte keine Chance zu entkommen, als alles I abrutschte.« Zorn überzog sein Gesicht, und er hieb mit der Faust auf den Tisch. »Dafür gab es keinen Grund, Großvater. Die Wand hätte nicht nachgeben dürfen! Ich werde den Berg auseinandernehmen, bis ich herausfinde, warum das geschah!«
    Ich weiß nun, warum es geschah – und ich kenne auch den Verantwortlichen. Das ist einer der Gründe, warum es mich mit so tiefer Befriedigung erfüllt, was Garion diesem widerwärtigen Chamdar im Wald der Dryaden antat.
    Polgara erging sich in Verzweiflung. Nichts, was ich sagen konnte, brachte ihr Trost. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück und wollte mit keinem von uns sprechen. Eine Zeitlang befürchtete ich, sie würde vor Kummer den Verstand verlieren.
    Und dann geschah etwas mit Darrais Frau.
    Zuerst war es nicht offensichtlich. Nachdem sie ihren ersten Schmerz scheinbar verkraftet hatte, wirkte sie ungewöhnlich ruhig. Zwei Wochen nach der Beerdigung nahm sie ihre üblichen Arbeiten wieder auf. Sie putzte, kehrte die Stufen vor dem Haus und bereitete Mahlzeiten, als wäre nichts geschehen. Oft sang sie sogar, während sie kochte.
    Sicherlich gibt es Leute, die der Ansicht sind, das sei ein gesunder Weg, sich dem Schmerz zu stellen, doch sie irren. Der Tod eines Ehemannes oder einer Ehefrau hinterläßt eine Wunde, die jahrelang nicht heilt. Glaubt mir, ich weiß es. Wenn meine eigene Trauer nicht so tief gewesen wäre, hätte ich wohl erkannt, daß etwas nicht stimmte.
    Alara kochte die Mahlzeiten, die sie auch früher bereitete, und stets deckte sie auch für Darral mit. Als es dann Abend wurde, ging sie oft zur Tür und sah besorgt die einzige Straße in Annath hinunter, als erwarte sie jemanden, der zum Essen heimkam. Alle Anzeichen ihres Wahns waren offensichtlich. Ich kann es noch immer nicht glauben, daß Pol und ich sie übersahen.
    Wäre ich nur ein kleines bißchen aufmerksamer gewesen, hätte ich erkannt, wer für Darrais Tod und Alaras Wahn verantwortlich war. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich die Welt auf den Kopf gestellt um Asharak den Murgo zu finden und ihm die Kehle bis zum Nacken zu durchtrennen – mit einer stumpfen Säge. Das hätte wohl eine ganze Weile gedauert, aber jede Sekunde wäre mir ein Genuß gewesen. Ja, ich bin ein Wilder. Habt ihr das noch nicht erkannt?
    Ich behaupte nicht, daß Alara völlig wahnsinnig wurde. Sie war nur ein wenig abwesend – was vermutlich ein schlimmeres Schicksal ist wenn man es genau betrachtet. Als Polgara sich von ihrem eigenen Schmerz erholte, mußte sie fast ständig auf Alara achten, und das erwies sich mit der Zeit als äußerst bedeutungsvoll.
    Ich nahm meine Sorgen mit auf die Straße. Ein täglicher Spaziergang von dreißig oder mehr Meilen betäubt die Gefühle, und da ich keinesfalls ins Hafenviertel von Camaar zurückkehren wollte, ging ich nach Hause ins Tal. Das war im Jahre 5351. Javelin wartete dort auf mich. »Wir haben ihn verloren, Ewiger«, gestand er mir nicht ohne gewisse Schuldgefühle. »Ich ließ ihn ständig von meinen Leuten überwachen, aber eines Tages war er einfach verschwunden. Chamdar ist ein Murgo, und bei denen rechnet man nicht damit, daß sie so gewitzt sind.«
    »Man täuscht sich leicht in ihm, Javelin.« Ich seufzte. »Es sieht so aus, als müsse ich wieder in meine Wanderschuhe schlüpfen. Ich sollte ihn wohl lieber finden.«
    »Werdet Ihr nicht ein wenig alt für solche Aufgaben, Heiliger?« fragte er mich mit überraschender Offenheit »Es war meine Aufgabe, Chamdar nicht aus den Augen zu verlieren. Warum schickt Ihr nicht mich, ihn zu finden?«
    »Ich mag alt sein, Javelin, aber ich kann dich noch jeden Tag in Grund und Boden laufen. Komm mir nur nicht in die Quere, sonst wirst du dein blaues Wunder erleben.« Ich hasse es, wenn irgend jemand aus

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