Belgarath der Zauberer
spuckend, kam er wieder auf die Beine und versuchte, klaren Kopf zu bekommen. Dafür ließ ich ihm allerdings nicht genug Zeit. Während der nächsten Minuten tanzte er im Schnee und versuchte, den Blitzen auszuweichen, die ich ihm entgegenschleuderte. Ich wollte ihn noch immer nicht töten; deshalb ließ ich ihm ein klein wenig Zeit, sich zu orientieren, ehe ich den nächsten Blitz schleuderte. Das hielt ihn auf Trab, und das zischende Geräusch, wenn sich ein Blitz in den Schnee bohrte, lenkte ihn ab.
Dann hüllte er sich in eine Wolke völliger Finsternis, um sich dort zu verstecken. Ich löste die Wolke auf und schleuderte weiterhin Blitze auf ihn. Ich hätte noch länger mit ihm spielen können, aber nun begriff er, daß ich die Oberhand besaß. Es hatte also keinen Sinn mehr, ihm das weiterhin klarzumachen; deshalb sprang ich auf ihn und schlug ihn mit den bloßen Fäusten zu Boden. Ich hätte mir eine Menge anderer Methoden einfallen lassen können, war aber der Meinung, daß sein Verrat nach direkter körperlicher Bestrafung verlangte. Ich hämmerte ihm eine Weile meine Fäuste ins Gesicht, und anfänglich teilte er ebensogut aus. Wir schlugen mehrere Minuten aufeinander ein, doch ich genoß es weitaus mehr als er. Ich hatte eine Menge Ärger aufgestaut, und es fühlte sich wunderbar an, ihn zu verprügeln.
Schließlich verpaßte ich ihm einen kräftigen Hieb an die Seite des Kopfes. Seine Augen wurden glasig, und er sank im Schnee zusammen.
»Laß dir das eine Lehre sein«, murmelte ich, als ich über seinem bewegungslosen Körper stand. Das war keine besonders geistreiche Bemerkung, aber ich mußte einfach irgend etwas sagen.
Allerdings hatte ich ein kleines Problem. Was sollte ich nun mit ihm tun? Ich wollte ihn nicht töten, und der Schlag, den ich ihm verpaßt hatte, würde ihn nicht ewig lähmen. Ich war mir sicher, daß die Regeln dieses Treffens es untersagten, die Stimme in mir zu Rate zu ziehen. Ich war also auf mich gestellt.
Ich dachte über die reglose Gestalt zu meinen Füßen nach. In seiner derzeitigen Verfassung war Zedar für niemanden eine Gefahr. Ich mußte ihn lediglich in diesem Zustand belassen. Ich hob ihn mir auf die Schulter und schleppte ihn zwischen die Bäume. Dann häufte ich Zweige über ihn. Trotz allem wollte ich nicht daß er erfror oder während eines Schneesturms erstickte. Dann griff ich mit der Hand unter die Zweige, fand sein Gesicht und sammelte meinen Willen. »Das alles war sehr ermüdend für dich, Zedar«, sagte ich zu ihm. »Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus?«
Dann setzte ich meinen Willen frei. Ich lächelte, erhob mich und schätzte die Lage gründlich ab. Zedar würde mindestens sechs Monate schlafen. Das sollte ihn mir vom Leibe halten, während die Alorner und ich nach Cthol Mishrak gingen, um unsere Mission zu beenden.
Ich war sehr zufrieden mit mir, als ich wieder meine Wolfsgestalt annahm.
Dann machte ich mich auf die Suche nach Cherek und seinen Jungs.
14. K APITEL
ffensichtlich hatte sich die Kunde von meinem Dämonenfürsten herumgesprochen, denn wir trafen keine weiteren Morindim an, als wir ihr ödes Land durchquerten. Der Mond war im Süden untergetaucht, doch die Nordlichter erhellten den Himmel, und wir kamen gut voran. Bald erreichten wir den Strand von Toraks Meer. Glücklicherweise lagen hier große Haufen Treibholz herum. Andernfalls wäre es uns gewiß schwergefallen, festzustellen, wo das Land aufhörte und die See begann. Das Land entlang des Strandes war fast ebenso flach wie die gefrorene See, und beide lagen unter einer Decke aus kniehohem Schnee.
»Wir gehen von hier aus nach Norden den Strand entlang«, sagte Riva. »Ein gutes Stück von hier macht das Ufer eine Biegung in östliche Richtung. Dort finden wir die Brücke.«
»Wir werden diese Brücke nicht benutzen«, erklärte ich.
»Was?«
»Torak weiß, daß wir kommen, und inzwischen ist ihm auch klar, daß Zedar uns nicht aufhalten konnte. Er hat wahrscheinlich einige Überraschungen für uns bereit, wenn wir dieser Inselkette folgen. Wir werden statt dessen das Eis überqueren.«
»Dort gibt es nichts, woran wir uns orientieren können, Belgarath«, warf Riva ein. »Nicht mal die Sonne kann uns den Weg weisen. Wir werden uns verirren.«
»Nein, Riva, werden wir nicht Ich habe einen guten Orientierungssinn.«
»Auch in der Dunkelheit?«
»Ja« Ich schaute mich um. Dabei mußte ich in dem bitterkalten Wind, der aus Nordwesten heranfegte, die Augen
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