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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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daß meine Lieblingsgestalt bei Gestaltwandlungen die des Wolfes war. Wenn er einen Wolf sah – oder auch nur Wolfsspuren im Schnee –, wußte er sogleich, daß ich in der Nähe war. Ich mußte mir etwas anderes einfallen lassen.
    In Anbetracht der Regeln dieser besonderen Begegnung kann ich mich wohl nur zu der Idee beglückwünschen, die mir nun kam. Mein Besucher, wie ich ihn nenne, hatte mir zu verstehen gegeben, daß es ihm nicht erlaubt war, Vorschläge zu machen. Ich war also vollkommen auf mich allein gestellt.
    Ich ließ die vergangenen tausend Jahre in Gedanken vorüberziehen. Zedar hatte fast die ganze Zeit in Mallorea zugebracht, also war im Tal vieles geschehen, von dem er keine Ahnung hatte. Er wußte, daß eine Wölfin bei mir im Turm gelebt hatte, aber er wußte nichts von ihren Fähigkeiten. Wenn er merkte, daß ein Wolf ihm folgte, würde er vielleicht argwöhnisch – aber bei einer Eule? Das konnte er nicht durchschauen – zumindest nicht, solange er nicht sah, wie unbeholfen ich flog.
    Ich erinnerte mich recht gut an die Eule; deshalb fiel es mir nicht schwer, das Bild in meinem Geist zu formen. Erst nachdem ich mich verwandelt hatte, erkannte ich meinen Fehler. Die Gestalt war weiblich!
    Das machte natürlich keinen Unterschied, aber zunächst verwirrte es mich. Wie gelingt es den Frauen, mit all diesen zusätzlichen inneren Organen und all den exotischen Substanzen, die durch ihr Blut fließen, einen kühlen Kopf zu bewahren?
    Ich glaube nicht, daß es eine gute Idee wäre, diesen Gedanken weiterzuspinnen.
    Wenn man meine unerklärliche Nervosität in Betracht zieht, die mich überkommt, wenn ich zu hoch fliege, ist es eine glückliche Fügung, daß Eulen keinen Grund haben, sich in schwindelnde Höhen zu erheben. Eine Eule interessiert sich dafür, was auf dem Boden vor sich geht, und nicht für die Sterne im Himmel. Geistergleich flog ich über die schneebedeckte Erde zu dem Ort, an dem ich Zedar zurückgelassen hatte.
    Habt ihr eine Vorstellung davon, wie gut eine Eule in der Dunkelheit sehen kann? Ich war völlig überrascht, was ich alles erspähte. Meine Federn waren sehr weich, und ich stellte fest, daß ich völlig geräuschlos fliegen konnte. Ich konzentrierte mich darauf, und – glaubt es mir – ich flog tatsächlich besser und schaffte es nach einiger Zeit sogar, eine gewisse Eleganz zu erlangen.
    Etchquaw war zu einem rauchenden Haufen verkohlt, und Zedar war bereits fort. Doch seine Spuren waren deutlich zu sehen. Sie führten zurück in die Hügel an den Rand der verkümmerten, immergrünen Gewächse; dann verliefen sie in östlicher Richtung weiter. Das machte die Dinge einfach für mich. Es ist nicht leicht, jemandem unauffällig zu folgen, wenn man ohne Deckung fliegen muß. Als Eule jedoch konnte ich lautlos von Baum zu Baum gleiten, bis ich Zedar einholte. Er schien nach Osten zu ziehen, parallel zu dem Kurs, den ich für Cherek und seine Söhne ausgesucht hatte, und ich machte mir ein Vergnügen daraus, seinen Weg vor und zurück zu fliegen, manchmal ihm voraus, manchmal zu seiner Seite und dann hinter ihm. Es war nicht schwer, ihm zu folgen, denn er hatte ein gedämpftes, grünliches Licht geschaffen, damit er besser sehen konnte -und um die bösen Geister abzuwehren. Habe ich euch schon erzählt, daß Zedar sich im Dunkeln fürchtet? Das gibt dieser Situation eine ganz neue Dimension, nicht wahr?
    Er war bis über die Ohren in Felle gehüllt und redete leise mit sich selbst, als er durch den Schnee stapfte. Zedar führt ziemlich oft Selbstgespräche. Das hat er schon immer getan.
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er vorhatte. Wenn er glaubte, mit den langbeinigen Alornern Schritt halten zu können, täuschte er sich gewaltig. Ich war mir sicher, daß. Cherek und seine Söhne uns mindestens zehn Meilen voraus waren. Er eilte noch immer schräg hügelwärts, und als der Mond aufging, hatte er den Kamm der nördlichen Hügelkette erreicht. Dort blieb er stehen.
    Ich ließ mich auf einem Baum in der Nähe nieder und betrachtete ihn – auf Eulenart.
    Verzeiht, das konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Meister!« Sein Gedanke stieß mich fast von dem Fuß, auf dem ich es mir gemütlich gemacht hatte. Bei den Göttern, Zedar konnte so was von ungeschickt sein, wenn er aufgeregt war!
    »Ich höre dich, mein Sohn.« Ich erkannte die Stimme. Aber ich war ziemlich überrascht, daß Torak sich nicht weniger plump verhielt wie Zedar. Er war ein Gott! Konnte

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