Belials Braut
versuchte zumindest, meine rechte Hand zu bewegen, um an meine Waffe zu gelangen. Eine geweihte Silberkugel schaffte ihn nicht, aber ich konnte ihn mir etwas vom Hals halten.
Er hatte mich noch nicht angesprochen. Seine dunklen Augen fixierten mich. All die Bösartigkeit, zu der er fähig war, hatte sich in seinem Blick versammelt. Die nach außen gedrehten Ausbuchtungen am Ende seiner knochigen Nase bewegten sich wie bei einem schnüffelnden Hund. Er schien meinen Geruch einsaugen zu wollen, bevor er endgültig zur Sache kam und sich zum Kampf stellte.
Ich würde mich nicht kampflos ergeben und stellte fest, dass es mir schon besser ging. Zwar waren meine Bewegungen noch etwas durcheinander und auch vom Gehirn her schwer zu lenken, aber der Wunsch, die Beretta zu ziehen, blieb.
Ich konnte sie sogar berühren...
Belial tat nichts. Wahrscheinlich traute er mir auch nicht viel zu, und so kroch meine Hand weiter über das kalte Metall der Waffe hinweg, bis sie in der Lage war, sie aus dem links angebrachten Halfter zu ziehen.
Gesehen hatte Belial die Bewegung nicht. Er hätte sie nur ahnen können, weil sie sich unter dem Schoß der Jacke abspielte. Er war noch das Tier, schaute sich sichernd um, weil er die Umgebung nach Feinden absuchte, bevor er sich noch mal streckte, was für mich das Zeichen für einen Angriff war.
Ja, es klappte.
Auch wenn mir vor Anstrengung der Schweiß auf der Stirn stand, aber ich war in der Lage und jetzt auch in der Verfassung, meine Beretta zu ziehen.
Der Rest war Routine. Tausend Mal geübt. Ich legte den Finger um den Abzug, kippte die Pistole nach hinten, sodass der Lauf jetzt schräg nach oben zeigte und auf Belial wies.
Spätestens jetzt musste er Bescheid wissen.
Er tat – nichts!
Und ich schoss!
Der Knall war laut. Die Waffe tanzte zwischen meinen Fingern. Ich war zu schwach, um sie noch zu halten. Sie kippte nach vorn und damit auf meine Beine.
Ich hatte Belial nicht aus den Augen gelassen. Deshalb war mir sein Zusammenzucken nicht entgangen. Meiner Ansicht nach hatte ihn die Kugel getroffen oder zumindest gestreift, doch einen Erfolg konnte ich nicht erkennen.
Es gab ihn nach wie vor. Er zerrte seine häßlichen Lippen zurück, um ein diabolisches Grinsen zu präsentieren, das ebenfalls perfekt zu ihm passte. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie er mich am besten ausschaltete. Da standen ihm einige Möglichkeiten zur Verfügung, von denen ein normaler menschlicher Killer nur träumen konnte, weil er keine Unterstützung durch die Hölle erhielt.
Aber auch ich war nicht völlig schutzlos. Okay, der Schuss aus der Beretta hatte nicht viel gebracht, das war auch keine Überraschung für mich gewesen, aber es gab da noch das Kreuz.
Grundsätzlich Angst davor hatte Belial nicht. Der reine Anblick konnte ihn nicht zerstören, aber er wusste genau, dass ich in der Lage war, durch die Kraft meines Kreuzes andere Wesen als Helfer zu holen. Vier Erzengel, die auf die Namen Michael, Gabriel, Raphael und Uriel hörten. Diese vier, auch Engel, gehörten zu seinen härtesten Feinden. Im Gegensatz zu ihm hatten sie sich auf die Seite des Allmächtigen gestellt, und es war Michael gewesen, der die Schlange, sprich Luzifer, in den Schlund der Hölle gestürzt hatte. Von diesem Kampf hatte er sich bisher noch nicht richtig erholt. Luzifer versuchte es immer wieder. Er besaß auch mächtige Helfer, wie Lilith oder Belial und die Kreaturen der Finsternis, doch es war ihm nicht gelungen, das absolute Zepter in die Hand zu nehmen und sich zum Herrscher aufzuschwingen.
Aufgeben würde er nie, das stand fest. Aber es gab immer wieder Menschen, die ebenfalls dagegenhielten, und zu ihnen zählten meine Freunde und ich.
Das wusste ich, das wusste Belial, und ich war darauf gespannt, wie seine weitere Reaktion aussah.
Zunächst tat er nur wenig. Er strich mit einer Hand über die von der Kugel hinterlassene Wunde. Das Einschussloch war danach nicht mehr zu sehen, und sein Blick blieb wieder auf mich gerichtet. »Lass das«, sagte er laut und deutlich, »wir beide brauchen uns nicht zu bekriegen. Nicht jetzt!«
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Ich war so überrascht, dass mir die Worte fehlten. Im Liegen deutete ich so etwas wie ein Kopfschütteln an, bevor ich sagte: »Das ist mir völlig neu. Du willst Frieden?«
»Den werden wir nie haben können.«
»Ich weiß.«
»Aber ich gehe meinen Weg und werde mir das holen, was mir zusteht. Er gehört mir.«
Ich war noch
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