Belials Braut
die Kälte mitgebracht.
Ich musste zurück. Das war nur ein kleiner Teil meines Plans. Ich wollte den Pfarrer und Duffy warnen, dazu musste ich sie rufen. Danach wollte ich zu ihnen und war bereit, auch das Letzte einzusetzen, um Duffy zu retten. So sehr mich Belial’s Lügenwelt auch interessierte, wichtig war es, ein Menschenleben zu retten, und das schaffte ich nur, wenn ich mein Kreuz dementsprechend einsetzte und die Namen der vier Erzengel rief und sie somit herbeiflehte.
Ich öffnete den Mund.
Und genau dabei blieb es!
Plötzlich war alles anders. Um sprechen zu können, musste ich den Mund bewegen. Nur war mir das nicht mehr möglich. Mein Mund blieb oben. Der Kälteschock hatte ihn erwischt. Es war mir nur noch möglich, die Engel in Gedanken zu rufen, aber auch das war bald vorbei, denn der nächste Kältestoß erwischte meinem gesamten Kopf. Bis zum Hals hin war ich unbeweglich. Mein Denken fror ein, deshalb nahm das Gehirn auch keine Befehle an. Es war sinnlos, sich zu wehren, weil es einfach nicht mehr ging.
Der Engel der Lügen hatte mich zum zweiten Mal überrascht. Mich in Sicherheit gewiegt, um jetzt besser zuschlagen zu können.
Die Kälte kroch weiter. Sie erreichte meine Schultern und näherte sich den Händen. Sie machte mich wehrlos, während Belial auf mich zukam und mich dabei nicht aus seinen dunklen Augen ließ. Er hatte wieder dieses diabolische Grinsen aufgesetzt. Um seine Lippen herum baute sich eine helle Wolke auf. Ein eiskalter Nebel. Vielleicht sogar ein Ektoplasma.
Er blieb in meiner Griffweite stehen, hob seine Arme an und umfasste mit seinen Händen meine beiden Ohren. Er schaute mir ins Gesicht. Er fing an zu reden.
Ich hörte seine Worte, denn mein Gehör war seltsamerweise noch in Ordnung. Sicherlich auch bewusst so gelenkt. Den Druck der Hände spürte ich nicht, dafür vernahm ich jedes Wort. Allerdings zeitverzögert, so das sich manche überlappten. Ich wurde gezwungen, schon sehr genau hinzuhören, um alles zu verstehen.
»Du hast es nicht anders gewollt, John Sinclair. Und ich habe nichts vergessen. Einige Male bist du der Sieger geblieben. Diesmal nicht. Jetzt werde ich gewinnen, und ich werde dir meine Welt zeigen. Ich nehme dich mit. Du wirst Angelina ebenfalls sehen und von ihr begeistert sein, aber du wirst dich dabei auch an deinen neuen Zustand gewöhnen müssen, weil ich dir das Gesicht auf den Rücken drehen werde...
***
Suko kannte seinen Freund John Sinclair schon eine Weile. Umgekehrt war es ebenso. Sie brauchten nicht viel zu sagen, um zu wissen, wann etwas drängte und wann nicht.
In diesem Fall drängte die Zeit. Dementsprechend schnell hatte Suko reagiert. Einsatzbereit war der Inspektor praktisch immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. So waren nur wenige Minuten nach dem Anruf vergangen, als er schon seinen BMW aus der Tiefgarage fuhr.
Die große Stadt schlief nie. Auch am Abend und in der Nacht gab es genügend Verkehr. Das alte Pfarrhaus lag am Stadtrand, in einem Grüngürtel, in dem es auch keine mit Häusern bebauten Flächen gab. Das hatte Suko sich auf der Karte angesehen und sich den Weg eingeprägt, der ihn in den Norden der Stadt führte.
Die City umfuhr er und rollte durch Notting Hill, dem neuen In-Wohnort der In-People. Viele wollten dort sein, wo Julia Roberts den armen Bücherwurm aufgetrieben hatte.
Anrufen wollte Suko nur, wenn es kritisch wurde und er nicht weiterkam. So weit war es noch nicht, und er kam auch gut voran, weil ihm einige Schleichwege bekannt waren. Dass er sich nicht immer an das Tempolimit hielt, war ihm egal.
Er erreichte sehr bald die leeren Zonen, musste dort wieder auf die Karte schauen und hatte später Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden.
Aber auch Glück, denn an der Ausfahrt einer Tankstelle entdeckte er zwei Männer, die soeben in einen Transporter steigen wollten. Sie sahen aus, als wären sie hier geboren.
Beide schauten Suko groß an, als er nach dem Pfarrhaus fragte.
»Da wohnt nur der alte Dominik.«
»Zu ihm will ich.«
»Beichten?«
»So ähnlich.«
»Danach sehen Sie mir nicht aus.«
Die Zeit stoppte nicht und lief weiter. »Bitte, können Sie mir den Weg beschreiben?«
Das konnten sie. Zwar etwas umständlich, aber mit einem wenig guten Willen und einer Wiederholung des Gesagten klappte es schon noch.
»Danke, Sie haben mir geholfen.«
»Nichts zu danken. Grüßen Sie den alten Dominik.«
»Werde ich machen.« Als Suko startete, da gab er stark Gummi, und die Reifen
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