Belials Braut
zu stark mit mir selbst beschäftigt, um zu wissen, wen er damit meinte. Wer gehörte ihm?
Belial gab mir die Antwort. »Duffy.«
»Ah ja.« Klar, das hätte ich mir schon denken können. Nicht grundlos war dem armen Mann der Kopf auf den Rücken gedreht worden, und ich wollte den Grund erfahren. Zudem stellte ich fest, dass ich längst nicht mehr so schwach war wie noch kurz nach der Attacke. Meine Kraft kehrte schon zurück. Das Blut kreiste wieder normal. Zu spüren am Rieseln in meinen Armen.
»Frank Duffy? Warum? Was hat er dir getan?«
»Nichts. Er hat mir gar nichts getan. Er gehört nur mir. Ich will ihn zurück.«
»Du hast ihn doch gar nicht geholt.«
Belial senkte den Blick. Ich wartete wieder auf eine Antwort, die er mit seiner rauen Stimme geben würde. »Ja, da hast du Recht. Ich habe ihn nicht geholt. Es war eine Freundin von mir, die ihn zu mir brachte.«
»Diese Angelina?«
»Meine Braut!« Bei dieser Antwort hatte sich sein Körper für einen Moment völlig versteift, und auch die Stimme hatte einen anderen Klang erhalten. Es konnte möglich sein, dass sie leiser geworden war, aber vielleicht hatte ich mich auch getäuscht. Ich fragte mich nur, wie man dazu kam, die Braut des Engels der Lügen zu werden.
»Gratuliere!«, erwiderte ich spöttisch. »Du scheinst ja richtig menschlich zu werden.«
»Sie gehört mir!«
»Keine Sorge, ich würde sie nie wollen.« Mein Grinsen fiel breit aus. »Aber du hast sie losgeschickt, nicht wahr? Sie muss ausgesprochen attraktiv sein, wie ich hörte, denn sie schafft es immer wieder, Männer in ihren Bann zu ziehen. Duffy ebenfalls. Danach haben die Menschen nur Pech. Dann wird ihnen der Kopf auf den Rücken gedreht, und sie laufen wie Monster durch die Gegend. Was willst du damit erreichen, sie so unter die Menschen zu lassen?«
»Er ist geflohen.«
»Duffy?«
»Ja.«
»Von wo?« Ich hatte bisher gelegen und richtete mich auf. Es klappte wunderbar. Ich nahm auch die Beretta wieder an mich und ließ Belial nicht aus den Augen, aber er reagierte nicht auf meine Bemühungen. Er nahm sie einfach nur zur Kenntnis. Auch als ich mich erhob, griff er nicht ein.
»Er hat mein Reich verlassen.«
»Gibt es das denn?«
»Es ist meine Welt.«
»Die Welt der Lügen!«
»Ja – genau. Dort ist alles anders. Da gibt es ein verkehrtes Leben. Und Duffy gehört dorthin.«
Ich lachte ihn an. »Er konnte fliehen. Na, wenn das kein Trost ist. Dann kann deine Lügenwelt nicht so unüberwindbar sein, denke ich mir. Aber er gehört nicht dorthin. Er ist ein Mensch. Trotz seiner Behinderung lebt er und will auch weiterhin leben. Diese Chance sollte man ihm geben. Er gehört zu den Menschen, und ich werde dafür sorgen, dass er in eine Klinik kommt und dort behandelt wird. Vielleicht ist es noch möglich, seinen alten Zustand wiederherzustellen. Das wäre fast ein Wunder.«
»Niemals!«
»Wahrheit oder Lüge?«, fragte ich provozierend.
Er schwieg. Er kannte seine Schwäche, und er wollte sich auch nicht provozieren lassen. Wenn es mir gelang, ihn der unfreiwilligen Lüge zu überführen, konnte ich ihn vertreiben. Deshalb war er auf der Hut und ließ sich auf keine Diskussionen ein.
»Ich hole ihn wieder zurück!«
»Nur über meine Leiche!«
Er schwieg. Wir standen uns gegenüber wie zwei Westernhelden, von denen noch keiner eine Waffe gezogen hatte. Belial malte sich vor dem dunklen Hintergrund ab, als wäre er gezeichnet worden. Ein graues Tier mit einem menschlichen Aussehen und den beiden Flügeln auf dem Rücken, die ebenfalls aussahen, als wären sie aus Asche zusammengepappt.
»Ich kann hier alles zerstören, wenn ich es will.«
Ich grinste ihn an. »Das glaube ich dir sogar.« Ich hütete mich, zu widersprechen, denn so etwas schaffte er tatsächlich, und ich wollte ihn nicht zum Beweis der Wahrheit zwingen.
»Willst du das?«
»Geh zurück in deine Welt!«
»Nicht allein!«
Allmählich spitzte sich die Lage wieder zu. Ich merkte auch, dass sich die Luft in meiner näheren Umgebung veränderte. Die Temperatur sank. Ein kalter Hauch wehte mir entgegen und traf mein Gesicht. Für einen Moment war ich irritiert. Diese Kälte war irgendwo gnadenlos, und sie erinnerte mich zudem an die, die es auch im Bereich des absolut Bösen gab.
In Luzifer’s Nähe hatte ich sie ebenfalls schon erlebt. Sie konnte grausam sein und einen Menschen völlig fertigmachen. Nicht umsonst hatte sich Belial in Luzifer’s Nähe aufgehalten. Und aus seinem Bereich hatte er
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