Belials Braut
bewegte ich suchend den Kopf, und auch diese Bewegung blieb meinem Freund nicht verborgen.
»Du brauchst dich erst gar nicht zu bemühen. Freund Belial ist nicht mehr hier.«
»Warum nicht?«
»Er ist abgehauen.«
»Du hast ihn...«
Suko zuckte die Achseln. »Kann sein, dass ich dazu beigetragen habe. Jedenfalls hat er den Flattermann gemacht. Er scheint kein großes Vertrauen in seine Kräfte zu haben. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er so schnell kapituliert.«
»Ja, ich auch nicht.«
Mein Freund hatte mich jetzt erreicht und blieb vor mir stehen. »Du lebst ja noch. Als ich mich heranschlich, hast du nicht eben toll ausgesehen. Was hat dieser komische Engel eigentlich von dir gewollt, John?«
»Erstens wollte er mich mitnehmen. Und zweitens –, ich schüttelte den Kopf, weil ich es noch immer nicht fassen konnte, – »war er dabei, mir das Gesicht auf den Rücken zu drehen.«
»Was?«
»Du bist gerade richtig gekommen.«
Suko blies die Luft aus. »Und du hast dich nicht gewehrt? He, Alter, was ist los mit dir?« Er stieß mir die Faust leicht gegen die Schulter.
»Tja, was war los?«, murmelte ich. »Ich kann es dir sagen. Er hat eine ähnliche Macht gehabt wie dein Stab, den du sicherlich eingesetzt hast.«
»Na klar.«
»Ich bin vereist worden.«
Als Suko mich ungläubig anschaute, lachte ich und nickte. »Ja, er hat mich vereist. Er berührte mich, und plötzlich war ich nicht mehr in der Lage, mich zu bewegen. Es tut mir Leid, aber es ist so gewesen, verdammt. Der Kopf und die Schultern, alles war vereist. Ich habe nichts dagegen tun können.«
»Was war denn mit deinem Kreuz?«
Ich hob die Schultern. »Es hat mich für den Moment gerettet, aber dann liefen die Dinge so ab, dass ich nicht dazu gekommen bin, es einzusetzen.«
»John, das gibt es nicht!«
»Doch, das gibt es.«
Suko verdrehte die Augen. »Er ist verdammt stark und mächtig, nicht wahr?«
»Das kannst du laut sagen.«
»Und warum, verdammt, ist er dann verschwunden? Warum hat er nicht gekämpft?«
»Ich weiß es nicht.« Mein Blick schweifte über Suko’s rechte Schulter hinweg. »Wie hast du ihn denn angegriffen?«
»Mit der Peitsche. Dann mit der Beretta, aber das hat nichts gebracht. Letztendlich konnte ich mich nur auf meinen Stab verlassen. Er reagierte auch bei Belial, sodass ich dich befreien konnte.«
Ich boxte ihm gegen die Schulter. Sagen konnte ich nichts. Für einen Moment war meine Kehle wie zugeschnürt. Ich musste hart schlucken.
»Und dann ist Belial regelrecht geflohen«, sagte Suko und schüttelte den Kopf. »Das muss man sich mal vorstellen. Der große Belial, Engel der Lügen, verschwand einfach so. Er breitete seine verdammten Flügel aus und stieg in die Wolken. Kannst du mir das erklären?«
»Nein. Ich kann mir nur vorstellen, dass du ihn geschockt hast. Die Sache mit dem Stab hat sogar im Nachhinein ihre Wirkung nicht verfehlt.«
»Mag sein. Und wo steckt er jetzt?«
»In seiner Lügenwelt.«
Suko verdrehte die Augen. »Was ist das denn schon wieder? Wir haben die Vampirwelt, die von Dracula II beherrscht wird, und jetzt kommt noch die Lügenwelt hinzu. Na danke.«
»Ich kann nichts daran ändern.«
»Hast du nicht von einer Angelina gesprochen?«
»Sie ist seine Braut.«
»Wie schön. Manche Menschen haben wirklich einen ungewöhnlichen Geschmack.«
»Sie ist kein Mensch, Suko, nach allem, was ich erfahren habe, kann sie kein Mensch sein.«
»Aber du kennst sie nicht?«
»Noch nicht.«
»Das heißt, wir werden uns auf die Suche machen.«
»Ja, und ich denke, dass wir einen Zugang zu dieser Lügenwelt finden, noch in dieser Nacht.«
Beide hörten wir die Schritte. Sie waren im Haus aufgeklungen, und wir drehten uns um.
Es war der alte Pfarrer, den nichts mehr in seinem Arbeitszimmer gehalten hatte. Mit unsicheren Schritten ging er durch das spärliche Licht, und sein eigener Schatten wanderte neben ihm her. Er atmete schwer. Erst als er stehenblieb, stellte er seine Frage.
»War er da?«
Ich nickte. »Ja, aber er ist verschwunden. Mein Freund Suko kam gerade rechtzeitig, um ihn zu vertreiben. Er hat es tatsächlich geschafft. Wir alle müssen ihm dankbar sein. Belial kam, um jemand zurückzuholen. Wie geht es Frank Duffy?«
»Er weint«, erwiderte Dominik leise, während er Suko seine zittrige Hand entgegenstreckte, um sich durch diesen Händedruck zu bedanken. »Ihm muss wohl erst jetzt richtig klar geworden sein, in welche Mühlen des Schicksals er geraten ist.
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