Belials Braut
Furchtbar, kann ich nur sagen. Und ich sehe keine Chance, dieses Schicksal zu beeinflussen oder zu ändern. Muss ich jetzt davon ausgehen, dass die Hölle einen Sieg davongetragen hat?«
»Nein!«, gab ich die harte Antwort. »Die Hölle hat keinen Sieg errungen. Sie darf es nicht. Nicht endgültig, obwohl sie es immer wieder versucht und ihre Vasallen entlässt.«
»Was wollte er hier? Alles zerstören?«
»Nein, Dominik«, erwiderte ich. »Er wollte nur jemand abholen und wieder mit in seine Welt nehmen. Sie können sich denken, wer damit gemeint ist?«
»Frank?«
»Genau.«
Dominik schaute mich ungläubig an. »Warum denn nur? Was hat er ihm getan?«
»Er ist ihm entwischt. Er gelang ihm, die andere Welt zu verlassen. Und wie er das geschafft hat, das würde ich gern erfahren. Meinen Sie, dass wir mit ihm reden können?«
»Ich weiß nicht«, murmelte der alte Pfarrer. »Als ich ihn verließ, wer er ziemlich fertig. Er musste gegen seine Schuldgefühle ankämpfen. Ich habe es nicht geschafft, ihn davon zu befreien. Er fiel in eine regelrechte Depression.«
»Versuchen müssen wir es«, sagte ich und legte dem Pfarrer eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, wir wollen nicht zuviel Zeit vertrödeln.«
»Ja, das denke ich auch...«
***
Frank Duffy saß noch immer dort, wo wir ihn verlassen hatten. Suko, der ihn zum ersten Mal sah, blieb stehen und versteinerte für einen Moment. Auch ihn schockte es, einen Menschen zu sehen, dessen Gesicht dem Rücken zugewandt war. Das sah beinahe wie in einem Film aus, aber hier gab es keinen Spezialeffekt, das war die raue und brutale Wirklichkeit. Er sprach ihn auch nicht an, und ich stellte meinen Freund auch nicht vor. Duffy war mit sich selbst beschäftigt. Er wischte sich die Tränen am Stoff des alten Sofas ab, indem er mit dem Gesicht darüber hinwegfuhr und die Haut sowie die Augen einigermaßen trocken bekam.
»Warum das?«, flüsterte mir Suko zu. »Kannst du mir einen Grund dafür nennen?«
»Es liegt an der Lügenwelt. Da ist alles anders. Was wir hier als Wahrheit erkennen, bedeutet dort das Gegenteil. Eine andere Lösung kann ich dir nicht bieten.«
»Ja, das ist wohl wahr«, sagte er und zog sich in den Hintergrund zurück, ebenso wie Dominik.
Ich holte mir einen Stuhl und setzte mich so hin, dass ich in Duffy’s Gesicht schauen konnte. Auch er hatte den Blick erhoben und stellte mir eine Frage, die mich schon hart traf. »Warum kann ich nicht sterben? Warum lässt man mich nicht, verflucht?«
»Werfen Sie Ihr Leben einfach so leicht weg?«
Er konnte sogar lachen. Aber es klang verdammt bitter. »Leben, sagen Sie? Das ist kein Leben mehr. Oder nennen Sie meine Existenz hier noch Leben?«
»Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, Sie zu retten, Mr. Duffy.«
»Mich? Nein...«
»Unsere Ärzte...«
»Vergessen Sie das«, unterbrach er mich. »Mein Zustand hat nichts mit Medizin zu tun, Mr. Sinclair. Da hat die reine Magie eine Rolle gespielt. Oder wie immer ich die Dinge auch erklären soll. Es ist alles anders. Nicht mehr menschlich. Ich... ich... bin auch nicht von einem Verbrecher angegriffen worden, sondern von einem verfluchten Dämon. Ich fiel auf seinen Lockvogel Angelina herein. Dass ich nicht der Einzige bin, ist für mich auch kein Trost. Aber ich kann nicht damit leben, Mr. Sinclair.«
»Dabei gab es für Sie schon eine Hoffnung.«
»Wie das?«
»Sie sind der Lügenwelt entkommen. Das ist wirklich der springende Punkt hierbei. Wie haben Sie es geschafft? Wir haben über einiges geredet, doch darüber nicht.«
»Ist das denn so wichtig?«
»Ich denke schon. Es ist besonders für Belial wichtig, denn er kam nur, um sie wieder in seine Welt zurückzuholen. Er will sie nicht verlieren. Den genauen Grund kenne ich leider nicht. Aber Sie sind in dieser Welt gewesen und haben sie auch verlassen können. Genau das würde auch uns interessieren.«
Durch meine Worte hatte ich es geschafft, dass er sich wieder auf die realen Dinge konzentrieren konnte. Sein eigenes Schicksal war im Moment unwichtig.
»Können Sie sich daran erinnern?«
»Ja und nein. Nicht so genau. Es muss wohl ein Zufall gewesen sein. Ich bin der schönen Angelina gefolgt, und dann erschien diese grauenhafte Gestalt, ihr Geliebter. Er... er... hat es dann geschafft, mich so zu beeinflussen und mir das Gesicht zu drehen. Ich bin danach gerannt. Ich steckte voller Panik. Man wollte mich zurückhalten, aber man hat es nicht geschafft. Das Tor war nicht geschlossen. Ich bin
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