Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Pierre holte eine zweite Karte, die keine Landkarte war, sondern eine Zeichnung. Sie war wohl von einem Boot oder der Sandbank aus gemacht worden und sie zeigte die Burg, wie sie am Hang geradezu klebte, mit dem hohen Berg dahinter.
«Und noch eine wichtige Information, Junger Johnny. Denkt an die Größe der Karte. Es könnte schwierig sein, sie zu transportieren.«
«Wie schwer und groß genau?«
«Wie ein Teppich. Fast zwölf Fuß breit und ungefähr sieben Fuß hoch. Aufgewickelt mit zwei Leuten zu tragen«, erklärte Sankt Steven.
»Zwölf Fuß? Wie viele Meter sind das?« Vier Piraten sahen Johnny an. »Okay, kriege ich raus. Aber auf jeden Fall zu groß, zum in die Tasche zu stecken.«
»Oder um sie unauffällig zu transportieren.«
Johnny kratzte sich am Kopf und die Piraten schauten ihm beim Denken zu. »Kann ich diese Skull Beach Landkarte mitnehmen? Ich bringe sie wieder.«
Keine Antwort war erstmal eine Antwort. Warum Cicero oder Sankt Steven nicht »Ja« sagten, war Johnny unklar. Was hatten die beiden Piratenchefs denn zu verlieren?
Diplomatisch rollte Pierre wortlos eine der Karten zusammen und reichte sie an Johnny. Zumindest von ihm kam ein Vertrauensbeweis.
Die Küche von Bella war der einzige Ort im Hause Badu, der einen passenden großen Tisch für die Übersichtskarte hatte. Bella werkelte auf ihrer Anrichte und machte Vorbereitungen für das Abendessen, welches ein paar Stunden weg war.
»Jetzt überlassen die hohen Herren dir die Planung einer Kaper?«, meinte Bella mit einem Nicken auf die ausgebreitete Karte. «Wozu sind Cicero und Steven gewählt?«
Johnny schaute von seinem Kartenstudium auf. «Immerhin kann ich mich nützlich machen.«
»Du bist ein Kind und solltest nicht in so etwas reingezogen werden. Du gehörst in deine Welt und in die Schule.« Bella meinte es freundlich und Johnny fühlte sich in keinster Weise beleidigt. Im Gegenteil, es war irgendwie schön, eine Art Mutter zu haben.
»Es hört sich vielleicht merkwürdig an, aber ich würde im Moment an keinem anderen Ort der Welt lieber sein als hier. Aber du hast recht, es ist merkwürdig, dass Sankt Steven, Pierre und Toto nicht einen eigenen Plan überlegen können.«
»Die können Schiffe kapern, Schätze vergraben und sich dann betrinken«, tönte es plötzlich vom geöffneten Fenster.
»Oceana Steven! Du solltest in der Schule sein und nicht durch Straßen streunen.« Bella machte scheuchende Bewegungen, als ob sie eine Katze vom Fensterbrett vertreiben wollte.
»Pardon, Schule ist bereits vorbei, wir hatten heute bis zum Mittagsglasen wegen der Rückkehr der Mannschaft.« Oceana schaute neugierig an Bella vorbei auf den improvisierten Kartentisch. »Unser Junger Johnny bereitet eine Kaper vor? Darf ich sehen?«
Johnny wollte gerade »Klar...« sagen, da fiel ihm ein, dass es gar nicht seine eigene Küche war.
Bella hob lachend die Arme. »Ich lasse das junge Piratenglück alleine beim Kaperplanen.« Sprach’s und verließ die Küche.
»Klar, komm rein.«
Geschickt hüpfte Oceana durch das Fenster in die Küche und stellte sich neben Johnny.
»Skull Beach. Das ist aufregend.«
»Erinnerst du dich an die Insel?«
»Nein. Das ganze ist acht oder neun Jahre her. Da war ich noch zu jung. Ich kann mich noch an die Überfahrt hierher erinnern, weil es meine erste große Seereise gewesen war, da war ich vier Jahre alt. Ich bin hier aufgewachsen.«
»Wie viel bedeutet euch Skull Beach? Von der Karte her scheint Hope Island viel schöner und sicherer zu sein.«
Oceana runzelte die Stirn. »Die Ältesten haben die längste Zeit ihres Lebens auf Skull Beach gelebt, für sie ist das die alte Heimat. Für die Jungen ist Hope Island die Heimat. Und dann gibt es vermutlich die Generation dazwischen, denen es egal ist. Hauptsache wir können in Frieden leben und handeln.«
»Oder nebenbei eine Insel oder ein anderes Schiff ausrauben.«
Oceana lächelte. »Wir sind und bleiben Piraten. Was wollt ihr auf Skull Island?«
»Hier in diesem Turm ist eine Landkarte, die wir erbeuten müssen. Oder kopieren müssen, angeblich ist sie zu schwer zum Transportieren.«
»Und hast du schon eine Idee?«, fragte Oceana.
Immerhin eine Verbesserung, sie waren wieder beim ‚du‘ gelandet.
»Bin dabei, bevor du reingeschneit kamst.«
»Was heißt ‘reingeschneit’?«
»Eh,...« Johnny wollte gerade zur Erklärung ansetzen. »Vergiss es, ein Ausdruck aus der modernen Welt und von einem Ort,
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