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Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Titel: Belisla Piraten 01: Piratenjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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einholte und enterte, gäbe es keine Überlebenden. Erneut beugte er sich über den Korbrand und wollte die schwarze Flagge melden, doch kein Wort kam über seine Lippen. Johannes Mund war plötzlich trocken, wie mit Watte gefüllt und er fühlte sich aus seinem Krähennest gerissen, als ob er über dem Falken flog wie eine Möwe.  
      Piratenkapitän Sankt Steven starrte völlig ruhig und ungerührt auf die schwarze Wand vor ihnen. Die ersten Regentropfen fielen auf Johnnys Gesicht, der Gewittersturm konnte nicht mehr weit sein. Wie weit war der Rote Bukanier jetzt entfernt? Johnny drehte sich erneut um, da sah er Rauch vom Bug des Bukanier aufsteigen.
    »Kanonenschuss!«, brüllte Johnny nach unten.
    Die Kugel kam angesaust, war aber zu weit angesetzt und landete ungefähr fünfzig Meter weiter als geplant, jetzt hörte man den Donner des Geschützes hinüber rollen, wie ein Echo der vereinzelten Gewitterdonner aus der schwarzen Wetterwand.
    Die Gewitterwand war zum Greifen nahe, die Wellen wurden zu Wasserwänden und Johnny fühlte sich wie in einer Nonstop-Achterbahn. Selbst hier oben schmeckte Johnny salziges Wasser auf den Lippen, die Gischt wurde bis hier oben getragen.
    Und wieder ein Angriff! Der Rote Bukanier war bereits auf zweihundert Meter herangekommen. Diesmal steuerte der Bukanier höher in den Wind - tauschte Geschwindigkeit durch Offensive. Die Distanz wurde schnell wieder größer, 220, 240, 250 Meter, aber dann zeigte der Bukanier seine volle Seite. Mit einem Schlag gingen alle Kanonenklappen des Unterdecks auf, der Rote Bukanier tanzte auf die Spitze eines erneuten Wellenberges. An der Spitze oder im Tal war der Punkt, wo das Schiff für einen Moment zur Ruhe kam und wo die Trefferwahrscheinlichkeit eines gezielten Schusses am höchsten war.  
    »Volle Breitseite...« brüllte Johnny erneut aus dem Ausguck nach unten, bei dem beginnenden Sturminferno hatte er aber Zweifel, ob er auf Deck überhaupt gehört werden konnte.
    Atemlos starrte Johnny hinüber zum Bukanier. Wenn bei einer halben Meile bereits um wenige Meter verfehlt wurde, erschien es fast unmöglich, dass Athenas Bande den Schwarzen Falken verfehlte. Da! Aus acht Rohren feuerte der Bukanier eine volle Breitseite in Richtung des Falken, vermutlich ein letzter Verzweiflungsangriff, bevor der Sturm beide Schiffe verschluckte.  
    Alles passierte gleichzeitig: Der Falke erreichte die Gewitterfront und mit einem Schlag war es, als ob jemand die Dusche eingeschaltet hatte: Wasser schoss vom Himmel und von unten, von allen Seiten vom Sturm aufgepeitscht. Die Tropfen stachen in Johnnys Gesicht und Arme und Rücken und trommelten schmerzhaft auf seinen Schädel. Der Wind nahm eine Stufe zu. Wo vorher der Schwarze Falke von den Böen geschüttelt wurde, fühlte es sich an, als ob der Wind mit dem Schiff Fußball spielte. In einem Moment sprang das Schiff vorwärts, vom Wind geworfen, um im nächsten von einer Wellenwand abzuprallen, um dann wie ein Fußball getreten zu werden.  
    Dann kamen die Kugeln. Die Breitseite mit Rauch, Kugeln und Donnern war diesmal ohne Verzögerung zwischen Knall und Kugeln. Vier Schüsse davon trafen den Falken. Johnny sah einen Teil des Vordermastes ungefähr auf der Mitte einbrechen, die Reling am Bug wurde zerschlagen und das Deck dahinter. Ein anderes Loch tat sich in der Mitte des Decks auf und eine weitere Kugel schlug ein Loch ungefähr auf Höhe der Wasserlinie.  
    Was vorher ein Pfeifen des Windes gewesen war, dröhnte jetzt wie eine Orgel auf der jemand eingeschlafen war und alle Tasten gleichzeitig drückte. Sankt Steven brüllte über den Lärm: »Sturmfahrt, Kurs West, in den Sturm. Alle Mann an Deck. Sturmsegel.«
    Hecht legte den Kurs direkt ohne Weitergabe von Toto an, vom Unterdeck kamen die Kanoniere nach oben, um die Segel und Masten zu retten. Mit ihren Säbeln hackten sie die defekte Takelage in Stücke, die das Vorderdeck blockierte, andere kletterten in die Wandten, um einen Teil der Segel kleiner zu machen. Es war ein Wunder, dass keiner über Bord geweht oder gespült wurde.
    Sankt Steven rief nach oben zu Johnny - seine Stimme hörte sich weit weg an, obwohl fünfzehn Meter zwischen ihnen lagen. »Junger Johnny, komm herunter, sofort!«, kam in abgehackten Wortfetzen bei ihm an.
    Johnny schaute sich zum Roten Bukanier um; der lag unentschlossen hinter ihnen auf dem alten Kurs. Hinterher oder das eigene Schiff retten? Athena tat das, was vermutlich jeder vernünftige Kapitän getan

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