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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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gemacht hat. Ich habe versucht, mit ihm zu reden. Sein Vater, ich sage das nicht gern, aber sein Vater war überhaupt nicht zu gebrauchen. Als Anthony jünger war, hing er an jedem Wort, das sein Vater zu ihm sagte, aber im Laufe der Jahre haben sie sich voneinander entfernt.«
    Sie nahm ihre Brille ab und polierte sie mit einem Zipfel ihrer Bluse. »Mein Mann war ein zurückhaltender Mensch. Er hatte ein Boot. Er fischte gern. Anthony aber hat sich nicht dafür interessiert.«
    Sie setzte ihre Brille wieder auf. »Nach sechs Monaten habe ich Anthony vorgeschlagen, einen Therapeuten aufzusuchen. Er ist zu ein paar Sitzungen gegangen. Es hat ihm nicht gefallen. Anthony hat sich die Schuld an Susannas Tod gegeben, weil er ihn nicht verhindert hatte. Die relativierenden Fragen des Therapeuten wollte er nicht hören. Ich glaube, er war auf der Suche nach jemandem, der ihm sagte, dass er schuld war.
    Er hat die Therapie abgebrochen. Aber immerhin hat er wieder angefangen zu arbeiten. Wahrscheinlich, damit ich ihn in Ruhe lasse.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung der Fotos. »Ein Jahr nach Susannas Tod fragte ich ihn, ob es nicht vielleicht Zeit sei, all diese Sachen abzuhängen. Er hat mich nur angestarrt. ›Ich werde sie nie wieder abhängen‹, sagte er.«
    Elizabeth zeigte auf die Fotos von Callie Spencer. »Und was ist hiermit?«, fragte sie. »Wann hat ihr Sohn begonnen, sich für den Great-Lakes-Bankraub zu interessieren?«
    »In diesem Frühjahr«, sagte Helen. »Ich weiß noch, dass ich wütend auf ihn war, weil er das Boot seines Vaters verkauft hatte.« Sie senkte den Blick. »Mein Mann ist im März gestorben. Er hat Anthony sein Boot vererbt. Ich dachte, das würde ihm etwas bedeuten, aber er wollte es bloß loswerden. Es hat mich wohl verletzt.
    Zu dem Zeitpunkt hat er angefangen, Bilder von Callie Spencer aufzuhängen. Es hat mir nicht gefallen. Ich konnte schon sehen, warum – sie hat das gleiche Lächeln wie Susanna. Das konnte nicht gesund sein. Ich wollte damit einfach nichts mehr zu tun haben. Ich sagte ihm, er solle darüber nachdenken, auszuziehen.
    Susanna war bereits seit drei Jahren tot. Anthony war einunddreißig. Ich wollte nicht, dass er sein Leben vergeudet. Man muss die Zeit nutzen, die einem gegeben ist – das habe ich ihm immer gesagt.« Sie griff nach dem Treppengeländer, als bräuchte sie Halt. »Ich hätte ihn bei mir behalten sollen.«
    Elizabeth berührte die Frau an der Schulter. »Wir müssen ihn finden, Mrs Lark. Haben Sie irgendeine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Leider nicht.«
    »Wann ist er denn ausgezogen?«
    »Im Mai.«
    »Er hat seine Wohnung in Ann Arbor erst vor ein paar Wochen angemietet. Wo hat er denn in der Zwischenzeit gewohnt?«
    »Er hatte eine Wohnung hier in Dearborn«, sagte Helen Lark. »Ich kann Ihnen die Adresse geben.«
    »Hatte er Freunde, mit denen er in Kontakt geblieben ist?«
    »Ich kann Ihnen ein paar Namen sagen. Viele waren es nicht.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal mit ihm gesprochen?«
    »Er hat mich an meinem Geburtstag angerufen, am achtundzwanzigsten Juni.«
    »Wenn er wieder anruft oder hierherkommt, müssen Sie uns unbedingt Bescheid geben.«
    Helen Lark nickte langsam, als würde es sie schmerzen. »In Ordnung.«
    »Was ist mit Susannas Familie?«, fragte Elizabeth. »Gibt es jemanden, zu dem Anthony vielleicht Kontakt aufnehmen wollte?«
    »Sie hatte keine Geschwister, nur ein paar Cousins. Aber Anthony kannte sie eigentlich nicht.«
    »Und Derek Everly«, mischte Shan sich jetzt ein, »was ist aus dem geworden?«
    »Den gibt es nicht mehr«, sagte Helen Lark und sah Shan seltsam eindringlich an. »Er hat ein gewaltsames Ende gefunden.«

    »Ein gewaltsames Ende? Das hat sie Ihnen so gesagt?«
    Nachdem sie sich von Helen Lark verabschiedet hatten, waren Elizabeth und Shan zum Polizeidezernat von Dearborn gefahren. Der diensthabende Hauptkommissar hatte sie zu einem Detective namens Hiller geschickt, dessen Büro voller Kartons und Aktenordner war.
    »Derek Everly ist in diesem Frühjahr in einem Lagerschuppen erschlagen worden«, sagte Hiller. »Jemand hat ihm mit einer Harke den Schädel eingeschlagen. Dann hat er seinen Körper mit der Klinge eines Rasenmähers zerhackt. So gesehen kann man sagen, ja, er hat ein gewaltsames Ende gefunden.«
    »Kann man wohl mit einiger Sicherheit annehmen, dass Anthony Lark ein Verdächtiger war?«, fragte Elizabeth.
    Hiller kippte auf seinem Stuhl zurück. »Derek Everly war ein Arschloch,

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