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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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und es gab sicher eine Menge Leute, die ihm den Tod wünschten. Aber Lark stand ganz oben auf der Liste. Sie haben von Susanna Marten erfahren?«
    »Ja«, sagte Shan.
    »Also herrscht über ein Motiv überhaupt keine Unklarheit«, sagte Hiller. »Das Timing scheint ein wenig seltsam zu sein. Lark hat nach dem Tod der jungen Frau drei Jahre lang gewartet.«
    »Aber in diesem Frühjahr –«, sagte Elizabeth, »ist Larks Vater gestorben.«
    Hiller nickte zustimmend. »Genau. Man könnte meinen, sobald Dad einmal tot war, hat er sich selbst freie Bahn gegeben. Oder er hat darüber nachgedacht, was wirklich zählte. Was auch immer. Was ich weiß, ist, dass Larks Vater im März gestorben ist und Everly im April getötet wurde.«
    »Aber Lark ist nie angeklagt worden?«, sagte Elizabeth. »Hatte er ein Alibi?«
    »Er sagte, er sei an dem Abend bei seiner Mutter gewesen«, erklärte Hiller mit einem Achselzucken. »Sie hat das bestätigt. Vielleicht hat sie ihn gedeckt. Oder er ist aus dem Haus geschlüpft, ohne dass sie etwas bemerkt hat. Fakt ist jedenfalls, dass wir nie irgendeinen Beweis gefunden haben, um ihn anklagen zu können. Er hat keine Fingerabdrücke hinterlassen. Gleich der erste Schlag hat Everly niedergestreckt, also gab es auch keinen Kampf. Lark hatte nicht mal einen blauen Fleck.«
    Hiller drehte sich in seinem Stuhl langsam hin und her. »Seine Mutter hat ihm einen Anwalt besorgt, sobald wir aufgetaucht sind, und der Anwalt hat ihn zum Schweigen verdonnert. Hätte er geredet, dann hätten wir, glaube ich, ein Geständnis von ihm bekommen. In einem solchen Fall braucht es gewöhnlich nicht viel. Man ist freundlich zu dem Menschen, man tut so, als könne man durchaus verstehen, warum jemand dieses oder jenes getan hat. Bei Lark – tja, ich kann mich an Susanna Marten erinnern und auch an ihren Vater. Ich müsste nicht einmal so tun.«

36
    Am Donnerstagnachmittag ging ich kurz nach vier Uhr die Treppe der City Hall hinunter. Ich hatte zwei Stunden mit einem Kollegen von Elizabeth verbracht, einem jungen Polizisten namens Wintergreen, und war mit ihm die Ereignisse der Nacht zuvor durchgegangen. Ich erzählte ihm alles über Anthony Lark, woran ich mich erinnern konnte, einschließlich dessen, was Lark über Lucy Navarro und den blauen Kleinbus gesagt hatte, der sie mitgenommen hatte. Ich ließ auch den Schwerlaster nicht unerwähnt. Deutete an, dass der Fahrer vielleicht etwas gesehen haben könnte.
    Wintergreen fragte mich nach meiner Beziehung zu Lucy Navarro, und ich gab ihm einen vollständigen Bericht. Ich erzählte in diesem Zusammenhang auch, was sie angeblich von Terry Dawtrey und Henry Kormoran erfahren hatte. Wintergreen schrieb alles kommentarlos auf: Dawtreys Geschichte über Floyd Lambeau, der behauptete, Callie Spencers richtiger Vater gewesen zu sein, Dawtreys Versicherung, dass er die Identität des fünften Bankräubers kenne, Kormorans Geschichte, dass er Lambeau und Callie Spencer zusammen vor der Great Lakes Bank gesehen habe.
    Ich erzählte Wintergreen davon, dass ich Lucy Navarro zu ihrem Treffen mit Callie Spencer begleitet hatte. Von Lucys Annahme, dass Callie wusste, wer der fünfte Räuber war, und versuchen würde, Kontakt zu ihm aufzunehmen. »Das war es, was Lucy bis gestern Abend gemacht hat«, sagte ich, »sie hat Callie beobachtet und darauf gewartet, dass sie etwas unternimmt.«
    Zuletzt berichtete ich ihm von Alan Beckett und seinem Versuch, Lucy dazu zu bewegen, ihre Nachforschungen einzustellen.
    Während ich die Einzelheiten berichtete, spürte ich, wie Wintergreen versuchte, seine Skepsis im Zaum zu halten. Schließlich sah er von seinen Aufzeichnungen auf. »Beckett wollte also, dass Sie ihm helfen, Ms Navarro davon zu überzeugen, ihre Story fallen zu lassen«, sagte er. »Und er hat Ihnen im Austausch eine finanzielle Unterstützung für Ihre Zeitschrift angeboten.«
    »Richtig«, sagte ich.
    »Und Ms Navarro hat er das gleiche Angebot gemacht. Sie hat ursprünglich Romane geschrieben, und er hat sie mit einem Vertrag gelockt.«
    »Richtig.«
    »Und Sie wollen, dass ich glaube, dass sich Beckett, als es mit dem Überreden nicht geklappt hat, dazu entschlossen hat, zu härteren Maßnahmen zu greifen.«
    Ich wandte meinen Kopf, sah mich in dem Verhörraum um. Eine winzige Bewegung, aber sie war sofort in der Wunde an meiner Seite zu spüren.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Nein. Sie legen es bloß nahe«, sagte Wintergreen und sammelte seine Notizen zusammen.

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