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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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weiße Tür gekommen, und dann saßen sie auf niedrigen Sesseln mitten im Raum, Lark mit den Füßen auf einer Ottomane, der Arzt mit verflochtenen Fingern unter dem Kinn. Sie sprachen dann über Susanna Marten.
    Einmal hatte Kenneally Lark warten lassen, während er in einem anderen Teil des Hauses ein Telefonat geführt hatte. Lark war vor den Regalen herumgeschlendert und hatte die Bücher betrachtet. Er war wieder zu seinem Sessel zurückgekommen und hatte eine Zeitschrift entdeckt, die aufgeschlagen auf der Ottomane lag – eine Ausgabe der Time mit einem Porträt von Callie Spencer. Der Bericht beschrieb detailliert die Verletzungen, die ihr Vater bei dem Überfall auf die Great Lakes Bank erlitten hatte und die Rolle, die sie, Callie, bei seiner Genesung gespielt hatte. Eine Seitenleiste zeigte Fotos von Terry Dawtrey, Henry Kormoran und Sutton Bell.
    Lark war so vertieft in die Geschichte, dass er nicht bemerkte, wie Kenneally zurückkehrte. Erst als er den Artikel zu Ende gelesen hatte, sah er den Arzt ihm gegenübersitzen und ihn gütig und geduldig mustern.
    »Was lesen Sie denn da?«, hatte Kenneally gefragt.
    Lark hielt zur Antwort das Magazin hoch. Er tippte auf ein Bild von Callie Spencer, die mit einigen ihrer Anhänger sprach und dabei ihr strahlendes Lächeln zeigte. »Sie erinnert mich an Susanna«, sagte er.
    »Ach ja?«, sagte Kenneally. »Und warum?«

    Von Kenneallys Arbeitszimmer ging Lark einen kleinen Flur entlang in das Wohnzimmer, das er durch die Scheibe gesehen hatte. Er griff nach einem Apfel in einer Schale auf dem Couchtisch und aß ihn gierig, während er durch das Haus wanderte. Im ersten Stock stieß er im Flur auf eine Sammlung gerahmter Schwarz-Weiß-Fotografien. Auf einem davon hatte Kenneally die Arme um seine Frau geschlungen, eine Frau mit dunklem welligem Haar und einem runden Gesicht. Andere Fotos zeigten ihre Kinder – zwei Jungen, ein Mädchen –, alle mit dem welligen Haar ihrer Mutter.
    Lark ging den Flur entlang und blickte durch die offenen Türen. Ein Zimmer für jedes der Kinder: Kleidung auf den Betten, die Betten ungemacht. Und das Elternschlafzimmer, in dem Kenneally und seine Frau schliefen. Das Licht aus den nach Osten gehenden Fenstern würde sie früh am Morgen wecken. Lark aß die letzten Bissen seines Apfels, während er am Fenster stand und hinunter auf den Garten sah. Er warf den Butzen in den Mülleimer im elterlichen Badezimmer.
    Den Flur entlang bis zur Treppe, und er war schon auf dem halben Weg nach unten, als er plötzlich innehielt und noch einmal zurückging.
    Da war etwas Vertrautes auf einer der Fotografien, er hatte es gesehen, ohne es wirklich wahrgenommen zu haben. Ein Bild des älteren Jungen, der in einem Trikot posierte und einen Fußball unter dem Arm hielt. Er stand in der Einfahrt, und im Hintergrund war ein Kleinbus. Lark konnte auf dem Schwarz- Weiß-Foto natürlich nicht die Farbe erkennen, aber wenn er hätte raten müssen, hätte er auf Blau getippt. Wie der Kleinbus, in dem Lucy Navarro entführt worden war.

    In Kenneallys Garage war kein Kleinbus.
    Aber es war jede Menge Platz dafür. Es war ein höhlenartiger Raum, der von Neonröhren erleuchtet wurde, die von den Dachsparren hingen. Es gab zwei Eingänge, eine zweiflügelige Tür und eine einfache, und Platz für drei Fahrzeuge. Als Lark das Licht anknipste, sah er einen Dodge Pick-up und einen BMW. Den Pick-up hatte er schon mal gesehen. Kenneally hatte ihn gefahren, als er gekommen war, um das Boot von Larks Vater zu kaufen.
    Ein Stellplatz war übrig für den Kleinbus. Die Kenneallys benutzten ihn wohl gerade. Mit so einem Wagen machte man einen Ausflug mit der Familie.
    Lark fragte sich, ob Lucy Navarro jemals hier gewesen war. Wenn Kenneally sie in jener Nacht vom Parkplatz vor dem Winston Hotel entführt hatte, schien es unwahrscheinlich, dass er sie hierhergebracht hatte. Sinnvoller wäre es, sie irgendwo weit entfernt zu töten und sich der Leiche zu entledigen.
    Aber die Polizei hatte bislang keine Leiche gefunden.
    Lark stand in der stickigen Luft und hörte auf das Summen der Neonlampen über ihm, ein angenehmes, gleichmäßiges Geräusch. Darin mischte sich ein anderes Summen, tiefer und rauer. Er sah sich um, suchte nach der Quelle dafür. An der hinteren Wand stand eine Werkbank, und darüber hingen an diversen Haken Schraubenzieher und Steckschlüssel.
    Neben der Werkbank stand eine weiße Metallkiste, lang wie ein Sarg und zweimal so tief. Eine Gefriertruhe.

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