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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Lark legte eine Hand auf den Deckel und spürte das Summen. Er wusste, schon bevor er es versuchte, dass sie sich nicht öffnen ließ. Er brauchte einen Schlüssel. Er untersuchte gerade die Haken über der Werkbank, als er das Quietschen der Garagentür hörte, die sich hinter ihm hob. Elizabeth und Shan verabschiedeten sich von Glen Gough am späten Nachmittag. Sie fuhren die Interstate in westlicher Richtung, Elizabeth saß hinter dem Steuer, und Shan telefonierte. Anthony Lark hatte das Boot seines Vaters Ende März verkauft. Helen Lark erzählte Shan, dass sie den Käufer kennengelernt habe, sich aber nicht an den Namen erinnern könne. Shan rief im Dezernat an und bat einen Mann in der Zentrale, eine Zulassungsrecherche durchzuführen, die ergab, dass ein sieben Meter langes Schnellboot einst auf den Namen Thomas Lark in Dearborn registriert gewesen war. Dasselbe Boot war derzeit auf den Namen Matthew Kenneally aus Ann Arbor registriert.
    Shan notierte sich Kenneallys Adresse und bat den Mann, noch eine Recherche durchzuführen, die ergab, dass Matthew Kenneally ein niedergelassener Psychiater war.
    Elizabeth hörte, wie Shans Handy zuschnappte. Hörte, wie er sagte: »Glaubst du, dass Kenneally in Larks Zimmer im Keller gewesen ist? Glaubst du, er hat den Altar für Susanna Marten an der Wand gesehen?«
    Elizabeth hatte auch darüber nachgedacht. »Ich glaube, ja.«
    Sie sah Larks Wand vor sich: Bilder von Susanna Marten auf der linken, Bilder von Callie Spencer auf der rechten Seite.
    »Weißt du noch, was Larks Mutter uns erzählt hat?«, sagte Shan.
    Wann begann Ihr Sohn, sich für den Überfall auf die Great Lakes Bank zu interessieren?, hatte sie Helen Lark gefragt. Im Frühjahr, hatte die Frau geantwortet. Damals war ich wütend auf ihn, weil er das Boot seines Vaters verkauft hatte. Genau um diese Zeit begann er, Bilder von Callie Spencer an die Wand zu hängen.

    Die Kenneallys waren ein lebhafter Haufen. Die Söhne tobten und alberten miteinander herum. Die Tochter schaltete den Fernseher ein und sah sich einen Zeichentrickfilm an. Mrs Kenneally neckte ihren Mann, weil er in der Garage das Licht angelassen hatte, fragte ihn, was er sich zum Abendessen wünsche und wie groß die Chancen seien, dass er beim Kochen mithelfen werde.
    Lark lauschte ihnen, hinter der verschlossenen Tür von Dr. Kenneallys Arbeitszimmer stehend. Er war beim ersten Geräusch aus der Garage ins Haus gerannt. Jetzt hörte er Fußschritte, die nach oben trampelten – wahrscheinlich die beiden Jungen. Wenn er ein paar Minuten wartete, könnte er wieder zurück in die Garage schlüpfen. Da draußen war vielleicht irgendwo der Schlüssel, und wenn nicht, würde er einen anderen Weg finden, die Kühltruhe zu öffnen.
    Oder er vergaß die Kühltruhe einfach. Denn in Wirklichkeit war er doch wegen Dr. Kenneally hier, oder? Kein Zufall, dass er Paul Rhiners Pistole in seinen Hosenbund geschoben hatte. Der Arzt war jetzt sicher mit seiner Frau zusammen in der Küche. Lark konnte ohne Weiteres an ihn herankommen. Nichts stand ihm mehr im Weg.
    Lark merkte, dass er sich von der Tür entfernt hatte. Er hatte Rhiners Pistole in der Hand, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, sie gezogen zu haben. Widersprüchliche Botschaften, dachte er. Du möchtest es einerseits tun und schreckst andererseits davor zurück.
    Er saß in einem der niedrigen Sessel und schob die Waffe wieder zurück in den Hosenbund. Verdeckte sie mit seinem Jackett. Er konnte es sich leisten, zu warten, alles noch einmal zu überdenken.
    Er hatte sein Notizbuch und den Füller seines Vaters in der Hand, als sich die Tür öffnete.
    Matthew Kenneally war Mitte dreißig. Mittelgroß, mittelschwer. Sein dunkles Haar begann sich an den Schläfen zu lichten. Er trug eine Brille mit silbernem Rand.
    Als er Lark erblickte, stockte sein Gang nur um ein Winziges, er hatte sich aber schnell wieder im Griff, kam in das Zimmer und warf ein paar Briefe auf einen Tisch direkt neben der Tür.
    Das war typisch, dachte Lark. Vielleicht brachten sie das angehenden Therapeuten in der Ausbildung bei: niemals auf irgendetwas zu reagieren. Lark war Kenneallys Gesicht immer wie eine Maske vorgekommen. Die Augenbrauen des Mannes waren gerade Linien und überhaupt nicht gebogen, als wäre er gar nicht dazu in der Lage, Überraschung auszudrücken.
    »Wie lange sind Sie schon hier?«, sagte Kenneally.
    »Nicht so lange«, sagte Lark.
    »Ich wusste, dass ich das Licht in der Garage nicht

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