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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ist etwas anderes, sie dazu zu bringen, es publik zu machen.«
    Ich legte eine Hand auf das warme Metall des Autodaches. »Aber wenn sie merken, dass wir sie hier zusammen erwischt haben, dann wird es doch schwieriger für sie, zu leugnen. Oder?«
    »Vielleicht. Aber selbst wenn sie zugeben, dass Kenneally der Sohn des Senators ist, können wir ihnen deswegen noch lange kein Vergehen nachweisen. Noch nicht. Wir können nicht beweisen, dass Kenneally an dem Raubüberfall auf die Great Lakes Bank beteiligt war oder dass der Senator diesen Umstand vertuscht hat.«
    »Willst du damit sagen, dass wir wieder gehen sollen?«
    Sie starrte zur Hütte hinüber. »Ich will damit sagen, dass wir darüber nachdenken sollten, was wir erreichen wollen. Ich will sagen –«
    Sie hielt inne, als wäre ihr etwas ins Auge gefallen. Ich drehte mich um und sah neben Madelyns Auto eine Gestalt kauern. Selbst aus der Entfernung war mir klar, dass das Nick Dawtrey war.
    »Wo kommt der denn her?«, sagte ich leise.
    »Aus dem Wald auf der anderen Seite der Hütte«, flüsterte Elizabeth zurück.
    Wir beobachteten, wie er zu dem zweiten Wagen unter der Plane kroch – dem Mercury des Senators. Er umkreiste ihn, probierte, ob die Türen offen waren. Sie mussten verriegelt sein. Er streckte sich, spähte zur Hütte und blickte dann in unsere Richtung. Im nächsten Moment rannte er um den Wagen herum und verschwand im Wald.
    Elizabeth und ich standen regungslos da, versuchten, ihn im Blick zu behalten. Irgendwo in den Bäumen über uns begann ein Vogel zu singen. Elizabeth machte ein paar Schritte, als hätte sie vor, nach Nick zu suchen. Als ich mich gerade entschlossen hatte, ihr zu folgen, hörte ich Geräusche hinter mir: das Knacken eines Astes, das Rascheln von Blättern. Ich drehte mich um und sah Nick, der aus dem Wald trat.
    »Was machen Sie denn hier, Mann?«
    Elizabeth kam mir mit ihrer Antwort zuvor. »Lass uns mal eine Runde fahren.«

    »Sie werden glauben, dass das verrückt ist«, sagte Nick.
    Wir fuhren durch Brimley. Sein Fahrrad lag im Kofferraum. Wir hatten gehalten, um es aus einer Mulde neben der Straße aufzusammeln. Nick saß auf dem Rücksitz und beugte sich vor, während er mit uns sprach.
    »Der Mann da mit meiner Mutter, ich glaube, das ist jemand Bekanntes.«
    Elizabeth und ich tauschten einen Blick.
    »Bist du deswegen eben um seinen Wagen herumgeschlichen?«, fragte sie.
    Nick zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, da ist vielleicht was drin mit seinem Namen, aber der Wagen war abgeschlossen. Sie wissen, wer das ist, oder?«
    Im Rückspiegel sah ich, wie er mich mit dunklen Augen anstarrte.
    »Schnall dich an«, sagte ich.
    »Du machst mich fertig, Mann.«
    Elizabeth gab ihm ein Zeichen, dass er sich anständig hinsetzen sollte. Einen Moment später hörte ich das Klicken des Gurtes.
    »Wie lange trifft sich der Mann jetzt schon mit deiner Mutter?«, fragte sie ihn.
    »Sie reden seit zwei Wochen miteinander. Vielleicht auch länger. Ich bin ein-, zweimal ans Telefon gegangen, als er angerufen hat.«
    »Was hat dir deine Mutter über ihn erzählt?«
    »Sie hat gesagt, er ist ein alter Freund. Er heißt Johnny.«
    »Und sie trifft sich mit ihm?«
    »Sie gibt es nicht zu – zu mir sagt sie bloß, sie geht aus.« Im Rückspiegel sah ich, wie er grinste. »›Ausgehen‹ hieß sonst immer Cozy Inn«, sagte er. »Da hat sie sich sonst immer mit Kyle Scudder getroffen. Aber sie hat inzwischen mit ihm Schluss gemacht.«
    »Wann?«, fragte ich.
    »Vor zwei Wochen, zur gleichen Zeit, als sie begann, sich mit Johnny zu treffen. Nicht im Cozy, das hab ich schon gemerkt. Heute habe ich zum ersten Mal an die Hütte gedacht.« Er blickte von mir zu Elizabeth. »Sie haben mir nicht geantwortet. Wissen Sie, wer er ist?«
    »Er ist genau der, für den du ihn hältst«, sagte ich. »John Casterbridge, der Senator.«
    Nick machte ein fragendes Gesicht. »Was macht der denn in Brimley?«
    Eine ausgezeichnete Frage. Ich wollte ihm nicht die Wahrheit sagen: dass Casterbridge hierhergekommen war, um die Frau zu sehen, die ihm vor siebenunddreißig Jahren einen Sohn geschenkt hatte. Ich versuchte, auf eine Antwort zu kommen, die keine Lüge wäre, aber Elizabeth ersparte mir die Mühe.
    »Es ist so, wie deine Mutter gesagt hat«, sagte sie zu ihm. »Sie sind alte Freunde.«

    Bis wir das Farmhaus erreicht hatten, war es Abend geworden. Ich parkte neben dem rostigen Pick-up und half Nick dabei, sein Fahrrad aus dem Kofferraum zu

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