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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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fuhren zurück durch die Ortsmitte von Brimley zum Cozy Inn. Eine Kellnerin platzierte uns an einem Tisch in der Ecke des Gastraums, entfernt vom Lärm an der Bar. Sie brachte uns süßen Tee, und wir ließen uns von ihr zu einem Krabbencocktail überreden. Dem ließen wir Barsch in Bierteig, würzige Pommes frites und Krautsalat folgen. Wir dachten gerade über Apple Pie zum Nachtisch nach, als Madelyn Turner hereinkam.
    Ich saß mit dem Rücken zur Wand und sah sie eintreten. »Schau jetzt nicht hin«, sagte ich zu Elizabeth.
    Sie wendete den Blick nicht für eine Sekunde von mir ab. »Madelyn?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Ist sie allein?«
    »Sie ist allein«, sagte ich. »Sie geht an die Bar. Wie sollen wir jetzt vorgehen?«
    »Wir lassen sie erst mal in Ruhe. Hier können wir nicht mit ihr sprechen.«
    Ich sah, wie der Barkeeper einen Drink vor sie stellte. »Könnte eine lange Nacht werden«, sagte ich.
    »Ich glaube nicht. Was trägt sie? Einen Rock?«
    »Hose.«
    »Eng anliegende Bluse oder etwas Weites?«
    »Weit«, sagte ich. Sie war lässig gekleidet, hatte ihr Haar hochgesteckt. Sie versuchte nicht, irgendjemanden zu beeindrucken oder ihr Alter zu verbergen.
    »Es wird bei einem Drink bleiben«, sagte Elizabeth. »Und dann wird sie sich etwas zu essen mitnehmen.«
    Wir ließen den Nachtisch aus und baten die Kellnerin um die Rechnung. Zehn Minuten später verließ Madelyn Turner mit zwei Styroporschachteln unterm Arm das Lokal. Wir folgten ihr.
    Draußen war die Abenddämmerung deutlich vorangeschritten. Madelyns Wagen wirbelte Staub auf, als sie losfuhr. Wir folgten ihr bis zu einer Kreuzung und warteten an einer Ampel hinter ihr. Als es grün wurde, fuhr sie geradeaus weiter und bog nach etwa einem Kilometer Richtung Norden ab.
    »Sie müsste nach Süden fahren, um nach Hause zu kommen«, wunderte ich mich.
    »Sie fährt nicht nach Hause«, sagte Elizabeth.
    Nach einer Weile verließ sie die Hauptstraße und bog auf einen Weg, der sich zwischen hohen Birken und Kiefern hindurchwand. Wir verloren sie aus dem Blick, und als wir um eine Kurve kamen, sahen wir, wie sie auf einen Grasstreifen vor einer Blockhütte fuhr. Sie parkte neben einem Wagen, der mit einer Segeltuchplane bedeckt war.
    Instinktiv trat ich auf die Bremse, aber Elizabeth forderte mich auf, weiterzufahren.
    »Schau nicht hin. Als wäre alles ganz normal.«
    Ich gehorchte und fuhr noch dreißig Meter weiter. Erst dann hielt ich erneut an und sah im Rückspiegel, was sich nun tat. Madelyn stieg aus dem Wagen und ging mit den Styroporschachteln auf die Veranda zu. Die Tür der Hütte öffnete sich, und ein Mann trat heraus, um sie in Empfang zu nehmen. Wenn ich nicht damit gerechnet hätte, ihn zu sehen, hätte ich ihn vielleicht nicht erkannt. Er trug Khakihosen und ein Leinenhemd, und sein silbernes Haar war kurz geschoren. John Casterbridge.
    Er nahm Madelyn das Essen ab, und sie gingen hinein. Ich wandte mich zu Elizabeth um, die mir über die Schulter geblickt hatte.
    »Was machen sie hier draußen?«, fragte ich sie.
    Geistesabwesend berührte sie die Glasperlen an ihrem Hals. »Das ist Charlie Dawtreys Hütte. Sie steht leer, seit er gestorben ist.«
    Ich warf ihr einen abwägenden Blick zu. »Wusstest du, dass Madelyn hierherkommen würde?«
    »Ich hab’s vermutet. Es ist nicht ideal für ein Rendezvous, aber es ist zumindest abgelegen. Sie kann ja schlecht mit ihm durch die Stadt marschieren. Und nach Hause kann sie ihn auch nicht bringen, oder sie müsste Nick einiges erklären.«
    Ich blickte im Rückspiegel wieder zur Hütte hinüber und dachte daran, dass die beiden jetzt zusammen aßen. Ein einfacher Akt, aber der Senator hatte dafür einen langen Weg auf sich genommen. Ich dachte über das nach, was Lucy gesagt hatte – dass sie dachte, der Rücktritt sei die Idee des Senators gewesen. War das hier der Grund dafür? War es das Zusammensein mit Madelyn Turner, was er wollte?
    Eine kleine Veränderung im Leerlauf des Motors rief mich aus meinen Gedanken. Ich schaltete den Motor aus, öffnete die Tür und stieg aus. Elizabeth tat das Gleiche.
    »Wir gehen rein?«, sagte sie.
    »Sicher. Ich dachte, darum ginge es.«
    Sie blickte mich über das Autodach hinweg an. »Wir sind hierhergekommen, um den Beweis zu erlangen, dass der Senator eine Beziehung mit Madelyn Turner hat und dass er der Vater von Matthew Kenneally ist.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung der Hütte. »Ich denke, das beweist es mehr oder weniger. Aber es

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