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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Friedhof gleich doppelt todgeweiht gewesen: Delacorte und Tillman hatten sich verschworen, ihn zu töten, und Lark wartete mit seinem Gewehr auf dem Hügel.
    Delacorte und Tillman waren schneller, aber es war Paul Rhiner, der den tödlichen Schuss abfeuerte.
    Aber hier war die Geschichte noch nicht zu Ende. Lark hörte nicht auf, er nahm sich Henry Kormoran und Sutton Bell vor. Das war vielleicht ohnehin die ganze Zeit schon Kenneallys Plan gewesen, falls er sich von Kormoran und Bell bedroht gefühlt hatte. Vielleicht aber war Lark auch einfach nicht mehr zu bremsen gewesen.
    Dann gab es noch eine letzte Wendung. An irgendeinem Punkt musste John Casterbridge von Lark erfahren haben. Es war nicht schwer zu verstehen, wie. Elizabeth hatte mit Alan Beckett, den Spencers und dem Sohn des Senators, Jay, über das Manuskript gesprochen. Jeder von ihnen hätte Casterbridge von Lark erzählt haben können. Oder aber Kenneally war klar geworden, dass Lark eine tickende Zeitbombe war, und er hatte sich hilfesuchend an seinen Vater gewandt.
    Ganz gleich, wie, der Senator hatte beschlossen, dass man sich um Lark kümmern musste. Seine Lösung war vermutlich, Walter Delacorte auf Lark anzusetzen – eine Entscheidung, die sich für Delacorte und für Paul Rhiner als fatal erwiesen hatte.
    Wenn ich ein Notizbuch gehabt hätte, hätte ich vielleicht eine Liste all der Männer angefertigt, die wegen John Casterbridges Entscheidungen hatten sterben müssen. Stattdessen stand ich auf und ging quer durch das Zimmer zur Haustür. Sam Tillman saß immer noch in seinem Sessel. Das Licht der Stehlampe ließ sein Gesicht maskenhaft wirken.
    Irgendetwas an ihm verursachte mir Unbehagen.
    Ich stand da, lauschte auf das Ticken der Standuhr und spürte, dass irgendetwas die ganze Zeit über, während er erzählt hatte, an mir nagte. Ich wusste es aber nicht zu benennen. Alan Beckett hätte es meiner lebhaften Fantasie zugeschrieben, die permanent damit rechnete, dass Dinge schiefliefen.
    Selbst jetzt, als ich Tillman musterte, der reglos dasaß, fand ich es beruhigend, seine Waffe auf der anderen Seite des Raumes hängen zu sehen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er die Absicht hegte, mich zu erschießen – oder sich selbst. Und dennoch wollte ich nicht zulassen, ihn auch nur in die Nähe dieser Pistole kommen zu lassen.
    Ich behielt ihn im Blick, während ich die Haustür öffnete. Draußen telefonierte Elizabeth immer noch mit Hannagan, aber ich konnte den Gesprächsfetzen entnehmen, dass sie zum Ende kamen.
    Tillman spürte wohl, dass wir im Aufbruch begriffen waren. Er stand auf und trat an eines der Fenster, schob die dünnen Vorhänge beiseite und öffnete es. Ich wusste, dass seine Silhouette in diesem Moment für jeden gut sichtbar war, der draußen im Wald lauerte, und einen Augenblick lang war ich mir ganz sicher, dass da draußen jemand war. Ich wappnete mich für das Geräusch eines Schusses und blickte auf Tillmans Rücken, rechnete mit einem sich ausbreitenden blutroten Fleck.
    Aber nichts geschah. Tillman ließ die Vorhänge wieder zurückfallen. Ich hörte Elizabeths Schritte auf der Veranda, machte ihr Platz, als sie hereinkam, und hörte zu, während sie uns über ihre Absprache mit Hannagan informierte.

    Zehn Minuten später fuhren wir auf Sault Sainte Marie zu. Tillman hatte die Fenster geschlossen und das Haus verriegelt und saß jetzt schweigend auf dem Rücksitz. Elizabeth behielt ihn vom Beifahrersitz aus im Blick, während ich fuhr.
    Mit meiner lebhaften Fantasie hätte ich es vorgezogen, wenn sie hinten neben ihm gesessen und ihm eine Waffe gegen die Rippen gedrückt hätte. Aber es stellte sich heraus, dass meine Fantasie sich an die falsche Person geheftet hatte. Es war nicht Tillman, um den wir uns sorgen mussten.
    Wir erreichten Walter Delacortes Haus am Ende einer Sackgasse. Entlang der Straße wuchsen niedrige Hecken. Ich parkte, und wir stiegen aus. Milde Nachtluft empfing uns. Aus dem Nachbarhaus drang laute Musik, irgendwas von den White Stripes. Drinnen war alles dunkel, lediglich aus einem Fenster neben der Haustür fiel durch einen Vorhang schwaches Licht.
    »Da brennt Licht«, sagte ich zu Elizabeth.
    »Es gibt eine Zeitschaltuhr«, sagte Tillman. »Habe ich neulich bemerkt, als ich hier war.«
    Ich behielt das Fenster im Blick, wartete auf irgendeine Bewegung, einen Schatten hinter dem Vorhang. Nichts. Ein paar Minuten später traf Brian Hannagan ein, zusammen mit einem seiner Kollegen von der State

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