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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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gewesen wie möglich, um eventuelle Spuren nicht zu verwischen. Statt sie also durch einen Fotokopierer zu jagen, hatte ich eine Digitalkamera benutzt. Ich hatte jede Seite abfotografiert, die Fotos dann auf meinen Computer geladen und ausgedruckt. Ich fand, ich sei dazu berechtigt, schließlich war das Manuskript an Gray Streets gegangen.
    Es war nicht zufällig dort abgegeben worden.
    Das war mir sofort klar gewesen, als ich die erste Zeile gelesen hatte: Ich habe Henry Kormoran getötet … Ich kannte den Namen. Ich wusste ein bisschen was über den Bankraub bei der Great Lakes Bank.
    Ein paar Monate zuvor hatte ich einen Zeitungsartikel über Callie Spencer gelesen und war auf ihre Geschichte neugierig geworden. Ich hatte ein paar Recherchen zu dem Überfall angestellt und die Einzelheiten dann faszinierend gefunden – besonders den Teil über den fünften Räuber, der nie erwischt worden war. Ich dachte immer wieder über das Szenario nach, und schließlich nutzte ich es als Ausgangspunkt für eine Short Story.
    Ich veröffentlichte diese Story unter Pseudonym in Gray Streets . Der Mann im karierten Hemd musste sie dort gelesen haben. Und das hatte ihn vermutlich dazu gebracht, das Manuskript vor meine Bürotür zu legen.
    Ich fand also, dass ich das Recht auf eine Kopie des Manuskripts hatte. Ich weiß nicht, ob Elizabeth der gleichen Meinung war, aber sie legte die Seiten kommentarlos auf den Couchtisch zurück. Sie hatte ihr eigenes Exemplar. Ich konnte es aus ihrer Handtasche ragen sehen.
    »Hast du es gelesen?«, fragte ich.
    »Nicht ganz.«
    Ich hatte es zweimal gelesen, während ich auf sie gewartet hatte. Und es hatte mir beide Male nicht gefallen.
    »Du solltest es lesen«, sagte ich, »und danach reden wir darüber.«
    Sie warf mir einen halb amüsierten Blick zu. »Werden wir das?«
    »Und wenn du Richtung Norden fährst, dann sollte ich, glaube ich, mitkommen.«
    Ihre Belustigung wich der Verwirrung. »Warum sollte ich Richtung Norden fahren?«
    »Das wirst du sehen, sobald du es gelesen hast«, sagte ich und fügte dann hinzu, was ich einstudiert hatte, während ich auf Elizabeth gewartet hatte. »Ich möchte nicht, dass du allein fährst. Ich weiß doch, wie es bei den Einsparungen im Dezernat läuft. Sie schicken bestimmt nur einen Beamten. Vermutlich werden sie Sutton Bell im Auge behalten, und das bedarf schon einer Menge Personal. Wenn sie also dich schicken, dann komme ich mit.«
    »David, wovon redest du?« Sie griff erneut nach dem Manuskript. »Was steht denn da drin?«, sagte sie. »Warum sollten sie mich irgendwohin schicken?«
    Ich blickte auf die Skizze auf dem Couchtisch.
    »Weil der Mann im karierten Hemd dort war«, antwortete ich. »Ein Teil der Story spielt dort – in Sault Sainte Marie. Die ersten Seiten handeln von Henry Kormoran, und die letzte Zeile gilt Sutton Bell, aber der ganze mittlere Teil … der mittlere Teil handelt von Terry Dawtrey.«

10
    Die Entfernung zwischen Ann Arbor und Sault Sainte Marie beträgt gute fünfhundert Kilometer. Auf direktem Weg kann man es in fünf Stunden schaffen, Pausen nicht eingerechnet. Sobald man Flint und Saginaw passiert hat, wird es sehr ländlich, dominieren Felder und kleine Wäldchen die Landschaft. Dazwischen liegen immer wieder schimmernde Seen, an deren Ufern kleine Wochenendhäuschen stehen. Dorthin fahren die Menschen aus der Stadt, um der sommerlichen Hitze zu entfliehen.
    Wenn man sich der Spitze des südlichen Teils von Michigan nähert, stößt man auf Touristenorte, in denen einem Plüschelche und T-Shirts mit Schwarzbär-Motiven angedreht werden, und jeder zweite Laden bietet den speziellen Schokoladenfudge an. Die Mackinac Bridge an sich ist schon eine Touristenattraktion. Acht Kilometer Stahl und Drahtseile führen über die Wasserstraße, die den Lake Michigan mit dem Lake Huron verbindet.
    Auf der anderen Seite liegt die nördliche Halbinsel von Michigan, und es sind noch einmal achtzig Kilometer, bevor man Sault Sainte Marie an der Grenze zu Kanada erreicht. Elizabeth und ich kamen am Donnerstagabend dort an. Wir fuhren als Erstes an den Saint Mary’s River und sahen zu, wie das Licht über dem aufgewühlten Wasser schwächer wurde. Erst dann machten wir kehrt, um im Hotel einzuchecken.
    Wir waren erst ziemlich spät weggekommen. Owen McCaleb hatte eine Weile gebraucht, bis er sich dazu entschlossen hatte, Elizabeth loszuschicken. Dann mussten wir unsere Sachen packen und Sarah bei Bridget Shellcross

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