Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
Vom Netzwerk:
Hinterausgang wählen. Draußen steht ein Kamerateam.«
    »Na prima.«
    Shan erkundigte sich, was sie von Bell erfahren hatte, aber Elizabeth war nicht bei der Sache. Im Schatten eines hohen künstlichen Farns hatte sie eine Frau ausgemacht, die am Ende einer ganzen Reihe von Stühlen saß. Weiße Seidenbluse und grauer Rock. Die Beschreibung der Frau aus dem Eightball Saloon passte genau auf sie.
    Auch Shan hatte sie bemerkt. »Was macht die denn hier?«
    »Sie ist dem Krankenwagen gefolgt, der Bell hierhergebracht hat«, antwortete Elizabeth mechanisch.
    »Kennt sie ihn?«
    »Ich weiß es nicht, aber sie hat seinen Angreifer gesehen. Wir müssen sie befragen.«
    »Sie war Zeugin des Angriffs auf Bell?«, sagte Shan. »Dann ist sie aber ziemlich eifrig, was?«
    Etwas in seinem Ton befremdete Elizabeth. »Wovon redest du?«
    Er hob die Hand und winkte, und die Frau winkte zurück.
    »Sie war in Kormorans Wohnung«, sagte er. »Sie ist diejenige, die die Leiche entdeckt hat.«
    Sie sahen, wie sich die Frau im Schatten des Farns erhob.
    »Das ist Henry Kormorans Schwester.«

8
    Die Frau hatte auf ihrem Nasenrücken lauter Sommersprossen, die sich auch von einer dicken Schicht Make-up nicht hatten unterkriegen lassen. Elizabeth schätzte ihr Alter auf fünfundzwanzig.
    »Ich fürchte, ich habe Sie angelogen«, sagte die Frau und sah Shan an.
    »Ziemlich ungewöhnlich«, sagte Elizabeth.
    »Wirklich?«
    »Die Leute lügen unentwegt«, sagte Shan. »Sie geben es allerdings nicht zu. Und das ist sehr enttäuschend.«
    »Das war ein Fehler. Entschuldigen Sie bitte.«
    Elizabeth strich mit einem Finger über einen der Farnwedel aus Plastik. »Es ist enttäuschend, weil Detective Shan Sie viel lieber bei einer Lüge erwischen würde. Wenn Sie gleich geständig sind, ist es ja gar keine Herausforderung mehr. Sie hätten ihn zumindest ein bisschen arbeiten lassen können. Dann hätten wir Sie mit auf die Wache nehmen und allein in einen Raum verfrachten können –«
    »Mit einer grellen Deckenlampe –«, ergänzte Shan.
    »Und dann hätten wir Sie warten lassen. Auf einem wackeligen Stuhl, weil wir eines der Stuhlbeine abgesägt haben. Eine Stunde lang.«
    »Vielleicht auch zwei.«
    »Dann wäre Detective Shan zurückgekehrt und hätte eine dicke Akte auf den Tisch geknallt. Und gerade, wenn Sie so weit gewesen wären, alles zuzugeben, hätte er einen Grund gefunden, wieder zu gehen –«
    »Normalerweise tu ich dann so, als hätte ich vergessen, einen Kuli mitzubringen«, vertraute Shan ihr an.
    »Das ist ein klassischer Trick«, sagte Elizabeth. »Und wenn er mit seinem Kuli wieder zurückkommt, haben Sie solche Angst, dass Sie Ihr Geständnis schon herausposaunen, bevor er sich überhaupt hingesetzt hat, weil Sie befürchten, dass er wieder gehen könnte.« Sie machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »So hätte das alles sein können. Sie hätten ihm den Abend versüßen können, aber Sie mussten ja gleich damit herausplatzen, dass Sie gelogen haben.«
    Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen blickte die Frau zwischen Shan und Elizabeth hin und her. »Es tut mir fast schon leid, dass ich all das verpasst habe.«
    »Tja, zu spät«, sagte Elizabeth. »Was war denn Ihre Lüge?«
    »Ich bin nicht Henry Kormorans Schwester.«
    »Sondern?«, fragte Shan sie.
    Die Frau griff in ihre Handtasche und reichte Shan eine Visitenkarte. Elizabeth erhaschte einen Blick auf ihren Namen, LUCY NAVARRO, und den Namen der Zeitung, für die sie offenbar arbeitete – The National Current .
    »Von der Presse«, sagte Shan.
    »Der Rest von dem, was ich Ihnen erzählt habe, stimmt aber«, warf Lucy Navarro ein. »Ich war gestern mit Henry Kormoran zum Mittagessen verabredet, aber er ist nicht gekommen. Also bin ich heute in seine Wohnung. Ich habe dem Hausmeister gesagt, ich sei seine Schwester, da hat er mich reingelassen.«
    »Warum wollten Sie Kormoran denn treffen?«, fragte Elizabeth.
    »Das liegt doch nahe, oder? Callie Spencer bewirbt sich für den Senat. Terry Dawtrey ist bei der Beerdigung seines Vaters erschossen worden. Kormoran ist mit beiden durch einen Bankraub vor siebzehn Jahren verbunden. Irgendwo ist da eine Story.«
    »Sind Sie deshalb auch hinter Sutton Bell her? Weil auch er Teil dieser Story ist?«
    »Ich hatte schon versucht, Kontakt zu Bell aufzunehmen«, sagte Lucy Navarro. »Nach dem, was mit Kormoran passiert ist, dachte ich, ich sollte ihn wirklich ausfindig machen.«
    »Wie haben Sie ihn denn

Weitere Kostenlose Bücher