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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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wüsste.«
    »Es ist möglich, dass sich die Briefe, die dieser Mann eventuell an Sie geschrieben hat, ganz normal anhören. Er hat zwei Menschen getötet und versucht, zwei weitere zu töten, aber er hat mit Sutton Bell gesprochen, bevor er ihn angegriffen hat, und Bell fand, dass er ganz vernünftig wirkte.«
    Callie runzelte die Stirn. »Ich war zwei Legislaturperioden lang im Parlament. Ich habe Hunderte von Wählerbriefen erhalten. Tausende. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Ihnen helfen.«
    »Aber Sie haben sie aufgehoben, oder? Sie legen sie ab?«
    »Ja. Aber ich darf sie Ihnen nicht zur Verfügung stellen. Und selbst wenn ich dürfte, was sollte das bringen? Sie sagen ja selbst, dass sein Brief ganz normal aussehen könnte.«
    Elizabeth griff nach dem Manuskript in ihrem Schoß. »Nicht ganz.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, ist vertraulich«, sagte Elizabeth. »Davon stand nichts in der Zeitung. Ich muss Sie bitten, es für sich zu behalten.«
    »In Ordnung«, sagte Callie.
    Elizabeth sah in die Runde, und alle nickten.
    »Das ist eine Mitteilung, die wir vom Täter erhalten haben«, sagte sie und hielt das Manuskript hoch. »Es ist sein eigener Bericht über seine Verbrechen, anonym verfasst. Er achtet sehr darauf, nichts über sich selbst zu verraten –«
    »Aber Sie glauben, da steht etwas drin, das Sie zu ihm führen könnte.«
    »Es geht nicht um das, was drinsteht«, sagte Elizabeth. »Es geht um das, was fehlt.«
    »Was meinen Sie? Was fehlt denn?«
    »Adverbien.«

    Ich hatte das Manifest des Mannes im karierten Hemd fünf- oder sechsmal gelesen, aber es war Sarah gewesen, die die Entdeckung mit den Adverbien gemacht hatte. Am Sonntagmorgen.
    Sonntags wurde im Hause Waishkey ausgeschlafen. Und dann ausgiebig gefrühstückt. Meistens bereitete Sarah das Frühstück zu, manchmal auch ich. Es gab immer irgendetwas Besonderes, Rühreier oder Arme Ritter. Oder, wie an dem Tag, Pfannkuchen.
    Ich ließ gerade Butter in einer Pfanne schmelzen und briet Würstchen in einer anderen. Sarah saß am Tisch und schnitt Apfelstückchen in den Pfannkuchenteig. Elizabeth erzählte uns vom Mann im karierten Hemd, der in der Nacht zuvor eine Apotheke überfallen hatte, und zwar mit einem Gewehr.
    »Das hört sich aber seltsam an«, sagte Sarah.
    »Ist aber so passiert«, sagte Elizabeth.
    »Verstößt doch gegen die Regeln.«
    »Regeln?«
    »Ja, die Regeln für Ladenüberfälle«, sagte Sarah. »Wir haben einmal darüber gesprochen. Man nimmt kein Gewehr, sondern eine Pistole, weil man die bis zum letzten Moment verstecken kann. Auf diese Weise nutzt man den Überraschungseffekt. Wenn man so weit ist, zieht man die Waffe heraus und wedelt dem Kassierer damit im Gesicht herum.«
    »An das Gespräch kann ich mich nicht erinnern«, sagte Elizabeth.
    »Man will ihn erschrecken, und man will ihm keine Zeit zum Nachdenken geben. Man sagt einfach: ›Öffnen Sie die Kasse. Geben Sie mir das Bargeld . ‹ Und zwar mit einer gewissen Drohung in der Stimme. Wenn man zu ruhig klingt, nimmt er einen vielleicht nicht ernst.«
    »Wann genau haben wir darüber gesprochen?«, sagte Elizabeth und neigte den Kopf.
    »In der siebten Klasse«, sagte Sarah. »Du hast mir geholfen, einen Aufsatz zu schreiben. Das Thema hieß eigentlich: ›Wie backe ich einen Obstkuchen?‹, aber wir sind ein bisschen davon abgekommen.« Sie reichte mir die Schüssel mit dem Teig. »Wenn er einem dann das Geld gibt, muss man eine Hand frei haben, um es entgegennehmen zu können. Noch ein Grund, eine Pistole zu benutzen und kein Gewehr.«
    »Siebte Klasse?«
    »In Englisch. Ich habe eine Zwei bekommen. Ich hätte eine Eins bekommen können, wenn du gewusst hättest, wie man einen Obstkuchen backt. Also, warum hat dieser Typ ein Gewehr benutzt? Weil er verrückt ist.«
    Ich goss etwas Teig in die Pfanne. Elizabeth lehnte sich an den Küchentresen neben mir.
    »Ich glaube nicht, dass es hilft, wenn man ihn als verrückt bezeichnet«, sagte sie. »In dem, was er tut, liegt eine gewisse Logik. Er hat am Friedhof ein Gewehr benutzt, weil es die einzige Waffe war, die er einsetzen konnte, um Terry Dawtrey aus größerer Entfernung zu töten. In der Apotheke hat er das Gewehr benutzt, einfach weil er es schon besaß. Vielleicht wäre eine Pistole besser gewesen, aber das Gewehr ging schließlich auch.«
    Die Würstchen brutzelten in der Pfanne, und ich drehte die Herdplatte etwas herunter. »Eine Apotheke zu überfallen«, fuhr

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