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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Tür angelehnt, zog meinen Schlüssel aus dem Schloss und dachte darüber nach, was jetzt das Vernünftigste wäre. Das Klügste. Ich beschloss, zum Auto zurückzugehen. Jemanden anzurufen. Es gab keinen Grund, ein Risiko einzugehen.
    Ich ließ einen weiteren Moment vergehen, bevor ich die Tür aufschob und in das Vorzimmer trat. Ich war noch nie besonders vorsichtig gewesen. Ich steckte die Schlüssel ein und knipste das Licht an. Neonlichter gingen flackernd an. Niemand sprang mich an.
    Der Empfangstresen sah unverändert aus. Die Tür zum Redaktionsbüro war geschlossen. Ebenso die Tür zum Abstellraum. Ich stand einige Sekunden still und lauschte.
    Nichts.
    Die Tür zum Redaktionsbüro hat ein Schloss, aber ich schließe selten ab. Der Türknopf ließ sich drehen, und ich ging hinein und knipste das Licht an. Eine Garderobe zu meiner Rechten, leer bis auf einen staubigen schwarzen Filzhut. Aktenschränke, Bücherregale. Metallisch grauer Schreibtisch. Papierstapel auf dem Schreibtisch, ordentlich nebeneinandergelegt. Vielleicht ein bisschen ordentlicher, als ich sie hinterlassen hatte.
    Ich trat hinter den Schreibtisch und öffnete die linke Schublade. Sie hat einen doppelten Boden mit einem versteckten Geheimfach. Ich hatte dort eine weitere Kopie vom Manuskript des Mannes im karierten Hemd versteckt. Ich schob die Stifte weg und hob den Boden heraus. Das Geheimfach war leer.
    Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, tappte ins Vorzimmer, stand ein paar Sekunden lang da und lauschte an der Tür zum Abstellraum. Hörte nichts. Ich kehrte zurück, zog die Schuhe wieder an und ging zum Fotokopierer gleich neben dem Empfangstresen. Er war ausgeschaltet. Ich hob langsam den Deckel an und legte meine Hand auf das Glas. Es fühlte sich warm an.
    Dann griff ich zum Telefonhörer, wählte die Nummer der Polizei und wartete.
    »Mein Name ist David Loogan«, sagte ich. »In mein Büro ist eingebrochen worden.« Ich gab die Adresse durch, lauschte dann einen Moment, meinen Blick auf die Tür zum Abstellraum geheftet.
    »Danke«, sagte ich. »Ich komme nach unten in die Halle.«
    Ich legte auf und griff nach einem Packen Kopierpapier, der neben dem Kopiergerät lag. Mit dem Papier unterm Arm ging ich auf den Flur hinaus und zog die Tür hinter mir zu. Den Flur hinunter zum Fahrstuhl. Drückte auf den Knopf. Die Tür ging rumpelnd auf. Wenig später schloss sie sich rumpelnd wieder. Und Sekunden danach war ich wieder vor der Tür zu Gray Streets , an die Wand links der Eingangstür gepresst, den Packen Kopierpapier in beiden Händen über meiner linken Schulter.
    Kurz darauf hörte ich Geräusche von drinnen: Die Tür des Abstellraums öffnete und schloss sich, und leise Schritte überquerten den Teppich. Dann ein Zögern, wahrscheinlich ein Umweg ins Redaktionsbüro. Schließlich näherten sich die Schritte der Tür. Der Türknauf wurde gedreht. Ich sah, wie die Tür nach innen aufging, verlagerte mein Gewicht auf meinen linken Fuß und schwang den Papierstapel herum.
    Sie hatte gute Reflexe. Lucy Navarro. Bessere als ich.
    Sie duckte sich und wehrte das Papier mit dem rechten Arm ab. Ich versuchte, den Schlag noch abzubremsen, aber es gelang mir nicht. Der Packen krachte gegen die Milchglasscheibe. Splitter flogen über den Teppich. Die Tür schlug gegen die Wand.
    Lucy trat zurück, hatte jetzt beide Arme erhoben und bedeckte ihr Gesicht.
    »Mein Gott, Loogan!«
    Ich warf das Papier auf den Boden. Die Tür prallte von der Wand zurück, und eine lange gezackte Scherbe fiel aus dem Rahmen wie ein Eiszapfen von einer Dachtraufe.
    »Mein Gott«, sagte sie noch einmal.
    Ich packte ihre Arme und zog sie ihr vom Gesicht weg. Sie hatte die Augen fest geschlossen.
    »Halten Sie still«, sagte ich.
    Ich pflückte ihr einen Glassplitter aus dem Haar und einen weiteren von einer Stelle direkt unter dem linken Auge. Vorsichtig bewegte ich ihr Gesicht und suchte nach weiteren Splittern.
    »Machen Sie die Augen auf«, sagte ich schließlich.
    Sie blinzelte mehrmals. Sah mich endlich mit ihren großen grünen Augen an. Ich konnte keine Splitter mehr sehen.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich.
    Ich ließ sie los und ging in mein Büro zurück. In der Tür drehte ich mich um und sah, dass sie in ihrem hellgelben Sommerkleid und der Handtasche über der linken Schulter noch immer draußen stand und blinzelte.
    »Kommen Sie schon«, sagte ich.
    Ich setzte mich hinter den Schreibtisch, öffnete die linke Schublade und hob den Boden an. Die Kopie des

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