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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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es für klüger, das Thema zu wechseln.
    »Wie geht’s dem Senator?«, fragte ich. »Ich habe ihn gestern Abend gesehen.«
    Falsche Frage. Ihr Blick verfinsterte sich weiter.
    »Es geht ihm gut«, sagte sie kurz angebunden. »Warum braucht Ihre Freundin so lange?«
    Sie trat auf die Türschwelle. »Miss Navarro?«, rief sie. Über Callies Schulter hinweg sah ich, wie Lucy sich am Tisch umdrehte und auf uns zueilte, die Sonnenbrille in der Hand.
    »Entschuldigung«, sagte sie.
    Schweigend führte Callie uns durch den Garten zurück. Sie stand an der Einfahrt, bis Lucy und ich im Auto saßen und wegfuhren.
    Als wir die von Bäumen gesäumte Straße erreichten, wandte ich mich an Lucy. »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Loogan.«
    »Sie haben Ihre Sonnenbrille nicht vergessen.«
    Sie spielte mit der Sonnenbrille. »Aber klar doch.«
    »So lange braucht man doch nicht, um eine Brille zu holen. Was hatten Sie denn vor da drinnen?«
    Plötzlich sah sie sehr selbstzufrieden aus. »Glauben Sie, ich hatte da drinnen etwas vor?«
    »Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, Sie haben entweder etwas gesucht – obwohl ich nicht wüsste, was – oder eine Wanze angebracht. Was war es denn nun?«
    »Keins von beiden.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Absolut nichts.«
    Ich warf ihr einen missbilligenden Blick zu und schwieg.
    »Ich schwöre«, sagte Lucy. »Ich bin reingegangen, habe meine Brille an mich genommen und dann neben dem Tisch gestanden und gewartet, dass mich jemand ruft.«
    »Warum?«
    »Damit Callie Spencer denkt, ich habe etwas vor.«

25
    »Sie weiß nicht, was sie tut«, sagte ich am Abend zu Elizabeth.
    Wir hatten die Nachrichten an, aber der Ton war heruntergedreht. Ich saß auf dem Sofa, und Elizabeth lag da und hatte ihre Füße in meinem Schoß. Sie hatte fast den ganzen Tag damit verbracht, die Klinik zu überwachen, in der Sutton Bell arbeitete. Keine Spur vom Mann im karierten Hemd.
    »Lucy ist schlau, aber nicht so schlau, wie sie denkt«, sagte ich. »Alles, was sie über die Arbeit eines Reporters weiß, hat sie aus Filmen und Büchern. Sie glaubt, wenn sie sich wie eine Figur in einer Story verhält, kommt sie schon klar.«
    Elizabeth schloss die Augen und lächelte schwach. »Erinnert sie dich vielleicht an irgendjemanden?«

    Das Haus der Spencers lag direkt an der Kreuzung Arlington Boulevard und Bedford Road. Als Lucy und ich nachmittags weggefahren waren, steuerten wir in südlicher Richtung, rollten sanft hügelabwärts. Ich hatte vor, sie an ihrem Hotel abzusetzen und ein paar Stunden in der Redaktion zu verbringen. Sie hatte andere Vorstellungen.
    »Biegen Sie nach rechts ab, Loogan.«
    »Weshalb?«
    »Haben Sie es eilig? Müssen Sie irgendwohin?«
    Ich bog nach rechts ab, dann noch zweimal, und wir waren wieder an der Bedford Road und parkten am Straßenrand im Schatten. Von dort aus konnten wir das Haus der Spencers mit seinem sanft abfallenden Rasen sehen, weiter hinten das Gästehaus. Callie Spencers silberner Ford stand noch da.
    Ich ließ die Fenster herunter und stellte den Motor ab, und Lucy erklärte mir, warum sie wollte, dass Callie glaubte, sie habe etwas vor.
    »Ich will wissen, mit wem sie redet, aber ich habe überhaupt keine Möglichkeit, ihr Häuschen zu verwanzen. Anders als Sie vielleicht denken, gibt der Current seinen Reportern keine Abhörtechnik mit. Also musste ich improvisieren. Wenn sie glaubt, dass ich eine Wanze dagelassen habe –«
    » – wird sie nicht vom Gartenhäuschen aus telefonieren«, sagte ich. »Aber was soll sie davon abhalten, zum Haupthaus zu gehen und von dort aus zu telefonieren?«
    Lucy klopfte mit ihrer Sonnenbrille auf ihren Schenkel. »Wenn ich es richtig angestellt habe, dann wird sie das Risiko nicht eingehen. Ich war ja auch im Haupthaus.«
    Ein Dutzend Einwände fielen mir ein. »Sie muss doch ein Handy haben –«, setzte ich an.
    »Vielleicht«, sagte Lucy. »Aber eine kleine Paranoia hält lange vor. Wenn sie glaubt, dass ihr Festnetz verwanzt ist, dann fragt sie sich vielleicht auch, wie sicher ihr Handy ist. Ich hoffe, dass sie in ihr Auto steigt und irgendwohin fährt, um mit jemandem direkt zu sprechen. Wenn sie das tut, kann ich ihr folgen.«
    »Was, wenn es niemanden gibt, mit dem sie sprechen muss?«
    »Na, ich habe ihr einigen Stoff zum Nachdenken gegeben. Sie wird darüber sprechen wollen … mit irgendjemandem.«
    Ihr kleines Innehalten ließ bei mir den Verdacht aufkommen, dass sie an

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