Bell ist der Nächste
jemand Bestimmten dachte.
»Sie glauben, sie kennt den fünften Bankräuber«, sagte ich. »Sie glauben, sie wird Sie zu ihm hinführen.«
Sie antwortete nicht, klappte stattdessen ihre Sonnenbrille zusammen und hängte sie mit einem Bügel in ihren Blusenkragen.
»Sie haben ihr erzählt, dass Terry Dawtrey Andeutungen über die Identität des fünften Räubers gemacht hat – Andeutungen, denen Sie nachgingen«, sagte ich.
»Das war geblufft. Ich wollte sie mit irgendetwas in Unruhe versetzen.«
»Und diese ganze Geschichte, dass Henry Kormoran sie mit Floyd Lambeau zusammen vor der Great Lakes Bank gesehen hat – war das auch geblufft?«
»Nein. Das hat Kormoran mir erzählt.«
»Soweit ich weiß, haben Sie nie mit Kormoran gesprochen. Er ist gestorben, bevor Sie sich mit ihm treffen konnten.«
Sie starrte durch die Windschutzscheibe und mied meinen Blick.
»Diesen Eindruck habe ich vielleicht bei Detective Waishkey erweckt«, sagte sie.
Wir sahen zu, wie sich ein Eichhörnchen auf dem Gehsteig aufrichtete, zögerte und dann über die Straße hüpfte.
»Wie oft haben Sie denn mit Kormoran gesprochen?«, fragte ich.
»Nur einmal«, sagte sie. »Im Frühjahr.«
»Und Sie glauben, er ist wegen der Dinge, die er Ihnen über Callie Spencer erzählt hat, umgebracht worden?«
»Möglich.«
»Woher soll denn irgendjemand gewusst haben, was Kormoran Ihnen erzählt hat?«
»Ich habe es Dawtrey gegenüber erwähnt, als ich ihn im Gefängnis besucht habe. Er konnte es übrigens nicht bestätigen. Lambeau und er haben Callie in Sault Sainte Marie gesehen, aber soweit Dawtrey wusste, hatte sie nichts mit dem Überfall auf die Great Lakes Bank zu tun.«
Das Eichhörnchen sprang auf den Stamm eines Ahorns und verschwand in einem Schleier von Grün.
»Lassen Sie mich versuchen, Ihre brillante Theorie zusammenzufassen«, sagte ich. »Terry Dawtrey hat Ihnen erzählt, dass er die Identität des fünften Räubers kennt, und Sie haben ihm von Kormorans Behauptung erzählt, dass Callie Spencer Lambeau geholfen hat, die Great Lakes Bank klarzumachen. Irgendjemand hat das alles im Besucherzimmer des Gefängnisses mitgehört und es an die Spencers weitergegeben. Und die haben dafür gesorgt, dass Dawtrey und Kormoran getötet wurden. Stimmt das so ungefähr?«
»Das stimmt.«
Ich sah zum Gartenhäuschen und zu dem silbernen Wagen hinüber. »Und jetzt, wo Sie die Vorstellung in Callies Kopf gepflanzt haben, dass ihr Haus verwanzt ist, wollen Sie hier sitzen und schauen, ob sie zu einem heimlichen Treffen mit dem schwer greifbaren fünften Mann des Great-Lakes-Banküber- falls fährt.«
Lucy schlüpfte aus ihren Schuhen und stützte ihre Füße gegen das Armaturenbrett.
»Bei Ihnen klingt es total weit hergeholt«, sagte sie.
»Wir haben da eine Stunde lang gestanden«, erzählte ich Elizabeth. »Callie ist nirgendwohin gefahren, und es ist niemand zu ihr gekommen. Als ich genug hatte, fuhr ich Lucy in ihr Hotel. Sie ist gar nicht erst reingegangen, sondern ist gleich in ihren gelben Beetle eingestiegen und zurück zu den Spencers gefahren.«
Elizabeth griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Ein paar Minuten lang lag sie schweigend da und spielte mit den Glasperlen ihrer Halskette, wie immer, wenn sie nachdachte.
»Das ist alles Gerede«, sagte sie nach einer Weile. »Dawtrey hat das gesagt, Kormoran hat dies gesagt. Sie könnten Lucy genauso gut angelogen haben. Sie könnte dich angelogen haben. Ich würde einen einzigen richtigen Beweis vorziehen. Wenn Callie Spencer und Floyd Lambeau die Great Lakes Bank zusammen klargemacht haben, dann gäbe es Videoaufnahmen der Überwachungskameras. Und damit hätte ich dann etwas in der Hand.«
»Ich habe Lucy danach gefragt«, sagte ich. »Es gibt keine Aufnahmen von Lambeau, wie er die Bank klarmacht, weder allein noch mit jemandem zusammen. Lucy glaubt, sie sind vernichtet worden – als Teil einer Vertuschung.«
»Natürlich glaubt sie das. Aber solche Aufnahmen sind vielleicht nie zustande gekommen. Oder wenn, dann gab es vielleicht keinen Grund, sie zu speichern. Lambeau ist tot. Er wurde nie vor Gericht gestellt.« Elizabeth stand auf und kämmte sich mit den Fingern durch ihr zerzaustes Haar. »Das ist alles Gerede«, sagte sie. »Spekulation.«
Später, nachdem wir zu Bett gegangen waren, lag ich noch wach und lauschte auf die nächtlichen Geräusche. Eine Motte, die gegen das Fenstergitter flatterte. Der Rhythmus von Elizabeths Atem. Ich
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