Bell ist der Nächste
»Entschuldige die Störung.«
»Das macht doch nichts. Muss ich mir Sorgen machen?«
»Ich wüsste nicht, warum.«
»Vielleicht hast du einen Verehrer.«
»Ja, vielleicht.«
Ich beendete das Gespräch. Vielleicht steckte der Senator dahinter, dachte ich. Oder Callie Spencer, obwohl ich den Verdacht hegte, dass ihre Gefühle für mich gerade nicht in Richtung Verehrung gingen.
Ich griff nach einem Manuskript, das ich redigiert hatte, eine Story über einen korrupten Detektiv, der nach einer Erbin sucht. Ich war sieben Seiten durchgegangen, hatte Bemerkungen an den Rand geschrieben, als mein Handy auf dem Schreibtisch zu summen begann.
Ich blickte auf das Display und klappte es auf. »Hallo, Nick.«
»Hey, Mann. Wissen Sie noch, wie Sie mir gesagt haben, ich soll aufhören, den Polizisten in Sault Sainte Marie nachzuspionieren?«
»Ja, weiß ich noch.«
»Ich habe nicht aufgehört«, sagte er. »Wollen Sie das Neueste hören?«
Ich legte die Füße auf den Schreibtisch. »Klar doch.«
»Wissen Sie, dass Paul Rhiner sich in seinem Haus versteckt? Ich habe rausgefunden, wer ihm das Essen und den Alkohol vorbeibringt. Der Sheriff. Delacorte. Was sagt Ihnen das?«
Er wartete meine Antwort gar nicht ab. Es war offensichtlich: Walter Delacorte wollte, dass Rhiner dort blieb, wo er war, und es störte ihn auch nicht, wenn Rhiner außerdem ständig besoffen war.
»Was noch?«, fragte ich.
»Der andere Deputy, Sam Tillman? Er streitet sich mit seiner Frau herum. Die letzten beiden Nächte hat er auf dem Sofa geschlafen.«
»Nick, hör mir mal gut zu. Du solltest nicht nachts durch Tillmans Fenster schauen. Du riskierst, dass man dich umlegt.«
Er wischte meine Besorgnis mit einem Schnalzen weg. »Das Beste habe ich Ihnen noch gar nicht erzählt«, sagte er. »Rhiner ist die ganze Zeit drinnen geblieben, richtig? Aber heute Morgen war das anders. Heute Morgen ist er rausgekommen und hat einen Haufen Müll an den Bordstein geschleift. Eine Menge leerer Flaschen. Dann habe ich ihn vor einer halben Stunde wieder gesehen. Er hat das Haus abgeschlossen und ist in sein Auto gestiegen. Er hat etwas in einer zusammengefalteten Zeitung rausgetragen. Keine Ahnung, was. Jetzt ist er weg. Was meinen Sie dazu?«
Er gab mir keine Zeit zu antworten. »Ich glaube, der Sheriff ist auch weg«, sagte er. »Sein Wagen steht nicht bei ihm zu Hause und auch nicht vor der Dienststelle.«
Ich verlagerte das Handy von einem Ohr zum anderen. »Also gut, Nick. Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Aber du musst es jetzt mal gut sein lassen –«
»Es ist immer das Gleiche mit dir, Mann. Ist das der einzige Song, den du kennst?« Seine Ungeduld knisterte regelrecht in der Leitung. »Wie geht es Ihrer Frau? Hat sie Kyle Scudder rausgeholt?«
Ich nahm meine Füße vom Schreibtisch. »Wovon redest du?«
»Sie wissen überhaupt nichts, oder?«, sagte Nick. »Sie haben Kyle laufen lassen. Ich nehme an, sie haben kapiert, dass er meinen Vater nicht umgebracht hat. Sie haben ihn gestern Abend freigelassen. Alle Anklagepunkte fallen gelassen. Ich dachte, vielleicht hatte Ihre Frau etwas damit zu tun.«
Elizabeth hatte nichts davon gesagt.
»Vielleicht war es der Protest, den deine Mutter organisiert hat«, wandte ich ein.
»Nein. Dazu ist es gar nicht gekommen.«
»Egal, jedenfalls ist es vorbei. Du kannst die Sache abblasen. Lass die Polizei in Ruhe.«
»Mein Vater ist immer noch tot, Mann. Und Terry auch. Und es scheint keinem allzu viel auszumachen. Sie und ich, wir haben unterschiedliche Auffassungen von ›vorbei‹.«
Ich wollte ihm noch einmal sagen, dass er die Sache ruhen lassen solle, aber die Verbindung war abgebrochen. Ich rief ihn zurück und bekam seine Mailbox: Hinterlassen Sie eine Nachricht, und ich rufe vielleicht zurück . Ich dachte, ich könnte versuchen, mit ihm zu streiten, aber genauso gut könnte ich auch mit einer Wand reden – oder mit einem Fünfzehnjährigen. Ich sagte ihm, er solle aufpassen.
Ich widmete mich wieder dem Manuskript, aber kurze Zeit später bekam ich erneut einen Anruf, diesmal auf meiner Büronummer.
» Gray Streets. «
»Könnte ich bitte mit Mr David Loogan sprechen?« Eine Frauenstimme.
»Am Apparat«, sagte ich.
»Ah, Mr Loogan. Ich lese regelmäßig Ihr Magazin, und ich muss Ihnen sagen, ich finde es bezaubernd.«
»Bezaubernd?«
»Ich bin besonders fasziniert von einer Story namens – wie war das noch gleich? Oh ja – ›Mörder in der Sonne‹. Entzückend. Einfach
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