Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
Vom Netzwerk:
die Behauptung ist lächerlich. Selbst wenn der National Current das abdruckt, wird kein vernünftiger Mensch es glauben.«
    »Wenn ich eins gelernt habe«, sagte Beckett, »dann, dass die Welt voller unvernünftiger Menschen ist. Wenn der Current diese Behauptung abdruckt, wird sie bei einem bestimmten Teil der Bevölkerung hängen bleiben.«
    »Das ist natürlich problematisch für Sie. Aber ich glaube nicht, dass es eine Lösung ist, Lucy dazu zu zwingen, ihre Story fallen zu lassen.« Ich griff nach einem Bleistift auf meinem Schreibtisch. Zeigte damit auf ihn. »Sie begreifen doch, dass das genau das ist, was sie erwartet, oder? Sie glaubt ja schon, dass die Spencers beim Tod von Dawtrey und Kormoran ihre Hand im Spiel hatten. Wenn Sie jetzt versuchen, sich Lucy Navarros Schweigen zu erkaufen, dann wird Sie das in ihren Augen nur schuldig erscheinen lassen.«
    Beckett presste die Lippen zusammen. Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. »Ich denke, es versteht sich von selbst, dass Callie Spencer nichts mit dem Tod von Terry Dawtrey und Henry Kormoran zu tun hat. Und ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass ich mir Lucy Navarros Schweigen erkaufen will.«
    »Sie bieten ihr nichts im Austausch dafür, dass sie die Geschichte fallen lässt?«
    »Natürlich nicht. Das ist vollkommen undenkbar.«
    »Und Sie bieten mir auch nichts dafür, dass ich sie davon überzeuge, die Sache fallen zu lassen?«
    »Ich bitte Sie lediglich um einen Gefallen.«
    Ich rückte etwas vom Schreibtisch ab und musterte ihn. Seine Wangen waren rosig wie die eines Babys. Mit seinem grellen Hemd sah er wie ein Clown aus. Aber in seinen Augen blitzte scharfe Intelligenz.
    »Sie sind gut«, sagte ich. »Ich verstehe überhaupt nicht, wie irgendjemand Sie je schlagen konnte, ganz gleich, wie gut aussehend er war.«
    »Im Moment kann ich Ihnen nicht folgen«, sagte er.
    »Ich habe heute einen Anruf von Amelia Copeland bekommen. Soll ich etwa glauben, Sie hätten damit nichts zu tun?«
    Er lächelte. »Amelia ist eine wunderbare Frau. Eine liebe Freundin der Spencers und der Casterbridges und, was mich sehr freut, auch von mir. Aber ganz bestimmt lässt sie sich von niemandem zu irgendetwas drängen.«
    »Dann ist es also reiner Zufall, dass sie angerufen hat, um mir mitzuteilen, wie zauberhaft sie Gray Streets findet und dass sie das Magazin unterstützen will?«
    »Es überrascht mich nicht, dass Sie von ihr gehört haben. Sie war schon immer ein Krimifan. In ihrer Bibliothek zu Hause stehen ganze Regale voller Romane von Agatha Christie und Patricia Highsmith. Wenn sie wollte, könnte sie hier wirklich eine gute Tat tun. Ihre Stiftung ist vermögender als der liebe Gott.«
    »Sie möchte, dass wir uns nächste Woche zusammensetzen. Warum habe ich das Gefühl, dass dieser Termin nur dann gut ausgeht, wenn ich Ihnen dabei helfe, Lucy Navarro zu bearbeiten?«, wandte ich ein.
    »Jetzt sind Sie aber übertrieben misstrauisch. Ich habe nicht die geringste Kontrolle darüber, wem Amelia ihr Geld gibt.«
    »Sie haben also überhaupt kein Interesse an der Sache? Ihnen wäre es egal, wenn ich ihr Angebot ablehne?«
    Beckett zupfte ein wenig an seinem Sakko. »Mir ist das so oder so ganz gleichgültig. Aber ich denke doch, dass ein Mann in Ihrer Position Amelias Großzügigkeit zu schätzen wissen sollte.«
    Ich stützte das Kinn auf meine Hände. »Und was ist meine Position?«
    »Sie publizieren Short Storys in einer Welt, in der kaum noch jemand Short Storys liest. Wie hoch ist Ihre Auflage im Vergleich zum letzten Jahr?«
    »Ich glaube, sie ist ein bisschen gestiegen.«
    »Ich glaube, sie ist gesunken, und zwar mehr als ein bisschen. Sie werden nur von Bridget Shellcross über Wasser gehalten. Sie ist Autorin, wie ich erfahren habe. Schreibt Bücher über eine Kunsthändlerin, die mit Hilfe ihrer Katze Verbrechen aufklärt.«
    »Da sind Sie aber falsch informiert.«
    »Ach ja?«
    »Es ist ihr Hund.«
    »Das ist doch Jacke wie Hose. Verstehen Sie sich gut mit Ms Shellcross?«
    »Wir kommen miteinander aus.«
    »Wie lange, glauben Sie, wird sie noch Geld für das Magazin dazuschießen?«
    »Darüber haben wir noch nicht gesprochen.«
    Er senkte die Stimme ein wenig. »Wie alt sind Sie, Mr Loogan?«
    »Das wird jetzt aber ein bisschen persönlich, oder, Al?«
    »Sie sind neununddreißig. Ihr Jahresgehalt ist unverschämt niedrig.« Er nannte eine Zahl, wie ein Schausteller, der mein Gewicht erraten wollte. Die Zahl war so nah an der

Weitere Kostenlose Bücher