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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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spitze.«
    Sie klang irgendwie leicht manisch, und im Hintergrund schien der Wind zu rauschen. Ich stellte sie mir vor, wie sie in einem Cabrio dahinbrauste, die eine Hand am Steuer, während sie sich mit der anderen das Handy ans Ohr hielt.
    »Entschuldigung. Sagten Sie ›einfach spitze‹?«
    Sie redete weiter, als hätte sie mich gar nicht gehört. »Ich muss sagen, ich bin ganz hingerissen von Gray Streets , und ich muss einfach einen Weg finden, wie ich Ihre Zeitschrift unterstützen kann.«
    »Ich verkaufe Ihnen sehr gern ein Abonnement, Ma’am.«
    Ihr Lachen klang hoch und zerbrechlich wie Kristall. »Ein Abonnement? Oh. Mr Loogan, ich glaube, da kann ich durchaus ein bisschen mehr beisteuern.«
    »Sie müssen verzeihen«, sagte ich. »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Ich glaube, ich habe ihn gar nicht gesagt. Hier spricht Amelia Copeland.«
    Amelia Copeland, von der Party am Sonntagabend. Die Frau, die Callie Spencer erzählt hatte, dass sie zu jung sei, um für den Senat zu kandidieren. Die einer Stiftung vorstand, die die Künste förderte.
    Sie wird melancholisch, wenn sie zu viel Wein getrunken hat , hatte Callie gesagt . Ich konnte nur annehmen, dass sie jetzt wieder nüchtern war. Die Verwandlung war bemerkenswert.
    »Also, Mr Loogan«, sagte sie, »wir müssen uns einfach zusammensetzen und alles besprechen. Ich bin im Moment in Eile, aber rufen Sie doch meine Assistentin an und machen für nächste Woche einen Termin für ein Mittagessen fest.« Sie ratterte eine Nummer herunter. »Sie melden sich doch, oder?«
    »Das werde ich tun.«
    »Entzückend. Ta-ta.«
    Bevor ich sie noch fragen konnte, ob sie wirklich ta-ta gesagt hatte, beendete sie das Gespräch. Ich legte den Hörer wieder auf und versuchte weiterzuredigieren, aber ich hatte Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Ich vermutete, dass Callie Amelia Copeland auf Gray Streets aufmerksam gemacht hatte. Ich fragte mich, ob sie das vor oder nach dem Besuch getan hatte, den Lucy und ich bei ihr gemacht hatten. Ich fragte mich, was wohl ihre Gründe dafür waren. Ich fragte mich, ob ich sie anrufen und fragen sollte. Dann legte ich angesichts all dieser Fragen eine Pause ein, schloss das Büro ab und ging über die Straße, um im Café Felix ein Sandwich zu essen.
    Eine halbe Stunde später war ich wieder an meinem Schreibtisch. Ich kniete mich in die Arbeit und schaffte acht weitere Seiten. Da hatte der Detektiv inzwischen die Erbin in einem Hotel in Los Angeles gefunden und ließ sie nun wissen, dass er beruflich verpflichtet sei, sie zu ihrem Vater nach Chicago zurückzubringen – dass er aber auch kein Pedant sei, was seine beruflichen Verpflichtungen anbelangte, und dass sie gemeinsam vielleicht eine Lösung finden könnten. Sie waren mitten in ziemlich heißen Verhandlungen, als mein Telefon erneut klingelte.
    » Gray Streets .«
    »Mr Loogan, hier ist Alan Beckett.«
    Ich glaubte ihm beinahe nicht. Seine Stimme klang hell und fröhlich. Ich hatte ihn bislang entweder sarkastisch oder verärgert erlebt.
    »Was kann ich für Sie tun?«, sagte ich.
    »Es gibt da etwas, das ich mit Ihnen besprechen möchte.«
    »Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Das besprechen wir besser direkt. Ich kann in fünf Minuten in Ihrem Büro sein.«
    »In Ordnung. Sicher.«
    Ich legte auf und griff wieder nach meinem Stift. Strich ein paar unnötige Adjektive. Dann griff ich nach meinem Handy und rief Lucy Navarro an.
    Sie antwortete beim zweiten Klingeln. »Hey, Loogan.«
    »Sind Sie immer noch an der Bedford Road?«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Ist die Schildkröte noch mal aufgetaucht?«
    »Ich hab sie nicht wieder gesehen. Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht genau. Haben Sie von Alan Beckett gehört? Er ist Callie Spencers Berater.«
    Ihr Lachen klang merkwürdig spitz. »Den kenne ich«, sagte sie.
    »Er ist auf dem Weg hierher. Er klingt freundlich. Sympathisch. Das lässt mich vermuten, dass ich wahrscheinlich in irgendeinem Graben landen werde.«
    Sie atmete tief aus. Ich wartete geduldig. »Ich wusste, dass das kommen würde«, sagte sie. »Ich habe mit ihm gesprochen, nachdem Sie weggefahren waren. Ich glaube, ich habe ihn enttäuscht. Jetzt wird er es bei Ihnen versuchen.«
    »Was will er denn?«
    »Sie werden sehen. Versuchen Sie zu widerstehen, wenn Sie können. Und behalten Sie Ihre Seele fest im Griff.«

26
    Ich nahm Alan Beckett, der mit übertriebenem Elan hereinstürmte, an der Tür zum Flur in Empfang. Er hatte seinen üblichen,

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