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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Trilogie geplant.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Das Erste hat sich nicht verkauft«, sagte Lucy. »Das ist auch schon eine Leistung, glaube ich – einen Vampirroman zu schreiben, der sich nicht verkauft. Zu meiner Ehrenrettung haben sie dann versucht, das Buch als Jugendbuch zu vermarkten. Aber ich habe es eben nicht für Zwölfjährige geschrieben.«
    »Ich kenne eine Sechzehnjährige, die das Buch liebt«, sagte ich. Ich hatte kurz davor mit Sarah gesprochen und erfahren, dass Pfähle eines ihrer Lieblingsbücher war. Deshalb hatte sie mich auch gefragt, ob Lucy eine Verwandte von E. L. Navarro sei. »Sie wartet auf Ihr zweites Buch.«
    »Da wird sie lange warten müssen«, sagte Lucy.
    Ich spürte den rauen Einband unter meinen Fingern. »Aber das ist, was Beckett Ihnen angeboten hat, oder?«
    »Beckett bietet niemals irgendjemandem irgendetwas an. Das hat er Ihnen doch sicher auch erzählt.«
    »Aber jemand hat Ihnen dieses Angebot gemacht.«
    Sie nickte. »Ich habe heute Morgen einen Anruf von meiner früheren Lektorin bekommen. Sie will, dass ich einen Vertrag über zwei weitere Bücher unterschreibe. Ein hübscher Vorschuss. Ich soll alles stehen und liegen lassen und sofort anfangen.«
    Ich tippte auf das Buch. »Das war Becketts letztes Argument. Er dachte, damit würde er mich rumkriegen. Er dachte, ich würde es lesen und dann versuchen, Sie davon zu überzeugen, Ihre Recherchen sein zu lassen. Er hatte recht. Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie für den Current arbeiten. Sie sollten den nächsten Roman schreiben.«
    »Ich habe Sie vor ihm gewarnt, Loogan. Sie haben sich von ihm bezirzen lassen.«
    »Nein, das ist wirklich mein eigenes Urteil. Ich erkenne einen Schriftsteller, wenn ich ihn sehe. Callie Spencer ist nicht Ihr Problem. Ganz gleich, was sie nun getan hat – ob sie das Fluchtauto bei dem Banküberfall nun selbst gefahren oder ob sie Henry Kormoran mit bloßen Händen erwürgt hat – es ist nicht Ihre Verantwortung, sie bloßzustellen. Lassen Sie das Ganze ziehen.«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung, Loogan.«
    »Ich meine es ernst. Das kann doch jemand anders beim Current übernehmen.«
    »Glauben Sie, daran hätte ich nicht schon gedacht?«, sagte sie. »Sie gehen davon aus, dass der Verlagsvertrag real ist. Aber das ist er nicht. Das ist Becketts Erfindung, und wenn ich nicht tue, was er will, löst er sich in Wohlgefallen auf. Er will, dass ich mit meinen Nachforschungen aufhöre.«
    Lucy sah auf ihre Handrücken, die auf dem Lenkrad lagen. Ich hatte eine Ahnung, was sie dort sah – eine andere Zukunft, etwas, das vielleicht hätte geschehen können.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich habe ein Buch geschrieben, und es hat sich nicht verkauft. Ich bereue nichts. Ich habe die Entscheidung getroffen, einen anderen Weg zu gehen. Ich will versuchen, Reporterin zu sein. Ich werde jetzt nicht aufhören.«
    Ich hätte bleiben und weiter versuchen können, sie umzustimmen, aber es war ihre Entscheidung und ich hatte selbst genug zu tun. Ich war mit dem Redigieren im Rückstand. Ich musste zurück zu Gray Streets fahren.
    Als ich die Tür neben mir öffnete, holte sie einen Stift aus ihrer Tasche und streckte die Hand nach dem Buch aus. Sie schlug die Titelseite auf und kritzelte ihren Namen hinein.
    »Da«, sagte sie mit einem matten Lächeln. »Jetzt haben Sie ein signiertes Exemplar von E. L. Navarros einzigem Roman. Hüten Sie es gut. Es wird einiges wert sein, wenn ich diese Geschichte über Callie Spencer an die Öffentlichkeit bringe.«

28
    Elizabeth saß mit gekreuzten Beinen auf dem Fußboden und lehnte sich gegen das Sofa. Auf dem Couchtisch vor ihr hatte sie den Inhalt von Callie Spencers Ordner ausgebreitet – Briefe von Wählern, die irgendwelche Drohungen enthielten oder von Leuten geschrieben waren, die allem Anschein nach geistig verwirrt waren.
    Callie Spencer hatte Elizabeth den Ordner am Sonntagabend versprochen. Ihr Büro hatte ihn am Mittwochnachmittag überbringen lassen. Jetzt, am Mittwochabend, hatte sich Elizabeth ein Glas Wein in Reichweite gestellt und eine Mahler-Symphonie aufgelegt und blätterte den Ordner auf der Suche nach einem bestimmten Brief durch. Jenem Brief, der keinerlei Adverbien enthielt und der vielleicht von dem Mann im karierten Hemd geschrieben worden war.
    Sarah, die nach dem Abendessen, Steaks mit überbackenem Blumenkohl, noch die Küche aufgeräumt hatte, trat ins Zimmer und setzte sich zu Elizabeth auf den Fußboden. Das

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