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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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hätte, hätte er es an die Ann Arbor News oder eine der Detroiter Fernsehstationen schicken können.«
    »Sie glauben also, ich bin hier eingebrochen, weil ich wissen wollte, warum der Mörder sein Manuskript bei Gray Streets abgegeben hat.«
    »Nicht ganz. Ich glaube, Sie haben die Antwort darauf schon vorher gewusst. Das ist nicht schwer herauszukriegen. Etwas hat den Mörder zu Gray Streets hingezogen. Wir wissen, er ist auf den Great-Lakes-Bankraub fixiert. Gray Streets hat zu Beginn des Jahres eine Story über einen Bankraub veröffentlicht – ›Nur Papier‹ von Peter Fletcher. Sie basiert, sehr vage, auf ebenjenem Bankraub und wird aus der Sicht des Fahrers erzählt. Es ist die Geschichte seiner Rache an den anderen Räubern. Die Details spielen keine Rolle. Entscheidend ist, dass sie auf unserer Website steht. Jeder, der nach einer Verbindung zwischen Gray Streets und dem Great-Lakes-Bankraub gesucht hat, konnte sie dort finden. Genau, wie Sie sie gefunden haben.«
    »Das sagen Sie.«
    »Ja, das sage ich. Sie haben sie gefunden, und der Autor, Peter Fletcher, hat Sie neugierig gemacht. Laut den biografischen Angaben, die unter der Geschichte stehen, stammt er aus Hell, Michigan. Sie haben dann bemerkt, dass es in Michigan zwar eine Stadt namens Hell gibt, dass dort aber niemand namens Peter Fletcher wohnt. Also, dachten Sie, muss es ein Pseudonym sein. Deshalb sind Sie hier eingebrochen – um den wahren Namen des Autors herauszufinden.«
    »Und warum sollte ich mich derart für den Autor interessieren?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte ich. »Ich habe eine Reihe Ideen dazu, aber Sie werden sie sicher alle für befremdlich halten. Eine ist, dass Sie dachten, die Story wäre vom echten Fahrer des Bankraubs geschrieben worden, und sichergehen wollten, dass er nicht lästig werden und Callie Spencers Kandidatur für den Senat gefährden würde.«
    »Sie haben recht«, sagte Beckett. »Das ist befremdlich. Und die anderen Ideen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit herausrücken will.«
    »Ach, kommen Sie schon.«
    »Also gut, aber zuerst müssen Sie mir etwas sagen. Wie alt sind Sie?«
    Ich stellte ihm nun meinerseits die Frage, die er mir anfangs gestellt hatte, und brachte ihn damit aus der Fassung. Aber er beantwortete sie.
    »Dreiundvierzig.«
    Ich versuchte erst gar nicht, meine Überraschung zu verbergen. »Oh, ich dachte, Sie sind mindestens fünfzig«, sagte ich. »Aber wenn Sie erst dreiundvierzig sind, dann ist es ja möglich.«
    »Was ist möglich?«
    »Dass Sie der Fahrer beim Great-Lakes-Bankraub waren. Zu dem Zeitpunkt wären Sie sechsundzwanzig gewesen, ein bisschen älter als Bell und die anderen, aber doch in der Größenordnung.«
    Er stieß ein kurzes bellendes Lachen aus. »Sie sind ein amüsanter Mensch, Mr Loogan.«
    »Ich bin froh, dass Sie das so sehen«, sagte ich. »Wenn Sie der Fahrer waren, dann haben Sie vielleicht etwas in der Story gelesen, was Sie gestört hat, irgendein Detail, das zu nah an Ihrer Schmerzgrenze war. Sie haben sich vielleicht gefragt, ob Ihr Geheimnis noch hinreichend sicher ist. Das hat Sie vielleicht motiviert, hier einzubrechen und nach der Identität des Autors zu suchen.«
    »Amüsant, wie ich schon sagte. Aber ich bin nicht der Fahrer des Great-Lakes-Bankraubs.«
    »Und was haben Sie stattdessen damals gemacht, vor siebzehn Jahren?«
    »Das muss unmittelbar nach meiner gescheiterten Stadtratkandidatur gewesen sein.«
    »Sie waren enttäuscht.«
    »Ja.«
    »Das hat es Floyd Lambeau vielleicht leichter gemacht, Sie zu rekrutieren.«
    »Ich bin dem Mann nie begegnet«, sagte Beckett. »In jenem Herbst damals habe ich angefangen, für den Senator zu arbeiten. Ich hatte keine Zeit, irgendwelche Banken zu überfallen.«
    »Na ja, es war bloß ein Gedanke«, sagte ich. »Die Kernaussage ist, ich weiß zwar nicht, warum Sie an diesem Wochenende hier eingebrochen sind, aber ich weiß, dass Sie nichts über Peter Fletcher herausgekriegt haben.«
    »Nein?«
    »Nein. Wir haben keinen Ordner über ihn, keine Datei. Der Mann existiert nicht.«
    »Und wer hat dann diese Geschichte geschrieben, für die ich mich angeblich so interessiere?«
    »Ich habe sie geschrieben. Aber ich veröffentliche in Gray Streets nie unter meinem eigenen Namen. Ich bin der Chefredakteur, das würde merkwürdig aussehen. Ich verwende immer den Namen Peter Fletcher.«
    Beckett strich sich bedächtig mit der Hand über den Kopf. »Faszinierend. Aber natürlich habe ich mich

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