Bell ist der Nächste
Kinder.«
»Das dachte ich mir schon. Ist er ein Privatdetektiv? Er hat sich nicht wie ein richtiger Polizist verhalten.«
»Ich weiß nicht, wer das ist.«
»Er sah allerdings wie ein Polizist aus, so wie er sich gab. Wie jemand, der es gewohnt ist, Befehle zu geben, und der will, dass man sie befolgt … ich sage Ihnen, an wen er mich erinnert hat – an diesen Schauspieler, der in dem Film mit Sidney Poitier mitgespielt hat. Wie hieß er noch? Rod Steiger.«
Die Beschreibung beunruhigte Lark, obwohl er nicht sagen konnte, warum.
»Glauben Sie, er ist jetzt wieder weg?«, fragte er.
»Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen – und ich habe immer in die Eingangshalle geschaut, ob Sie nach Hause kommen. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich noch jemanden an Ihrer Tür gesehen habe. Einen dünnen Mann in einer Windjacke, mit einer Baseballkappe auf dem Kopf. Als ich ihn angesprochen habe, ist er abgehauen. Ich habe schon überlegt, ob ich die Polizei rufen soll.«
»Gut, dass Sie es nicht getan haben.«
»Vielleicht sollten wir sie aber anrufen. Ich habe das Gefühl, diese Männer könnten gefährlich sein.«
Lark stand mit dem Rücken zur Wohnungstür. Seine Gedanken überschlugen sich. »Nein«, sagte er. »Ich bin sicher, das ist alles ein Missverständnis. Vielleicht hatten sie die falsche Adresse. Wenn sie wiederkommen, werden sie einen Blick auf mich werfen und feststellen, dass sie den Falschen erwischt haben.«
»Sind Sie sicher?«
Keineswegs. Aber das war egal. Er hatte sowieso nicht vor zu bleiben.
»Vollkommen«, sagte er. »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Aber jetzt sollte ich gehen. Vielleicht komme ich morgen wieder und schaue, was Roscoe macht. Okay?«
»Prima.«
»Dann gute Nacht.«
Er öffnete die Tür und ging hinaus, bevor sie noch Einwände erheben konnte. Die Tür schloss mit einem metallischen Klicken, und dann stand er da und blickte von einem Ende des kahlen Korridors zum anderen.
Keine Zeit zu vertrödeln. Sie beobachtete ihn vielleicht durch den Türspion. In großen Schritten durchquerte er den Korridor, schloss seine Tür auf und trat ein, wobei er das Licht im Eingang anknipste. Die Tür schien nicht beschädigt worden zu sein, er glaubte nicht, dass irgendjemand in der Wohnung gewesen war. Aber er wollte ganz sicher sein. Er knipste das Deckenlicht in der Küche an und holte das Kochmesser aus der Schublade.
Langsam ging er den kurzen Flur hinunter, an dessen Ende er sich entscheiden musste: Badezimmer zur Rechten, Schlafzimmer zur Linken. Vom Flur aus wirkten beide Räume leer. Aber der Duschvorhang war dick, weiß, undurchlässig, dahinter konnte sich jemand verstecken. Das Schlafzimmer war von hier aus zum größten Teil nicht einsehbar. Wenn man sich verstecken wollte, war das Schlafzimmer der naheliegende Ort. Press dich an die Wand hinter der Tür, und du bist vom Flur aus unsichtbar.
Aber wenn man clever war, würde man wiederum nicht den naheliegenden Ort wählen.
Lark trat ins Badezimmer, das Messer an seiner Seite. Er knipste den Lichtschalter an. Sein eigenes Bild tauchte im Spiegel auf. Einen Moment lang setzte sein Herz aus, und er blickte hinter sich auf das verdunkelte Schlafzimmer. Nichts regte sich. Er drehte sich wieder zur Dusche um und trat näher. Griff mit der freien Hand nach dem Vorhang. Zog ihn zurück.
Die Dusche war leer.
»Falsche Wahl«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum und sah eine große kräftige Gestalt im Türrahmen – einen Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, wie jemand in geheimer Mission in einem zweitklassigen Film. Schwarze hohe Stiefel, schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, das über dem prallen Bauch spannte. Breite Schultern, schwarzes Haar mit silbernen Strähnen. Lark erkannte ihn, er hatte ihn in Sault Sainte Marie im Fernsehen gesehen. Walter Delacorte, den Sheriff vom Chippewa County.
Lark hob mechanisch das Messer. Delacorte richtete mit seinen dicken Fingern eine Pistole auf ihn.
»Seien Sie nicht blöd«, sagte er.
Lark spürte, wie sich in ihm ein Lachen Bahn brechen wollte. Er krümmte sich, hatte die Stimme seines Vaters im Ohr, noch so ein Brocken seiner Weisheit: Geh nie mit einem Messer in eine Schießerei.
Er richtete sich wieder auf und machte, das Messer vor sich ausgestreckt, einen Satz nach vorn. Zumindest hatte er den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Aber Delacorte war flinker, als er aussah. Er drehte sich zur Seite, packte mit seiner linken Hand Larks
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