Bell ist der Nächste
schon viel Schlimmere gesehen.«
»Solche Männer muss man aufhalten. Sonst machen sie einfach weiter mit ihren bösen Taten.«
»Sutton Bell ist Pfleger, in Gottes Namen. Was, glauben Sie, wird er Böses tun?«
»Er hat genauso viel Verantwortung wie die anderen«, sagte Lark. »Wenn man solche Männer nicht aufhält, kriegt man für alles, was sie tun, die Schuld. Weil man sie nicht aufgehalten hat.«
»Also haben Sie Terry Dawtrey und Henry Kormoran aufgehalten und auf Ihrer Liste gestrichen.«
»Genau.«
»Aber Sie haben Dawtrey nicht erschossen. Das war einer meiner Deputys.«
»Ich wollte, dass er stirbt. Er ist tot. Das muss genügen.«
Lark sah, wie Delacorte im Notizbuch weiterblätterte. Noch ein Name in Rot: Charlie Dawtrey.
»War er auch ein böser Mann?«, fragte Delacorte.
»Er war notwendig.«
»Er hat keine Bank ausgeraubt. Hat niemanden erschossen.«
»Ich brauchte ihn, um an seinen Sohn heranzukommen«, sagte Lark. »Mir ist keine andere Lösung eingefallen.«
»Sie haben ihn mit dem Montierhebel erschlagen.«
Lark blickte auf die Matratze, die Falten im Laken, die scharfen Konturen von Delacortes Montierhebel, der dort lag. Selbst wenn er dort hinkäme, wäre er doch nicht in der Lage, davon Gebrauch zu machen, nicht, solange seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Er sah zu den Fenstern, vor denen die Jalousien hingen. Niemand könnte sehen, was in diesem Zimmer geschah. Niemand würde ihm zu Hilfe kommen.
Delacorte trat zurück. Er klappte das Notizbuch zu und schob es sich unter den Arm.
»Anfangs habe ich nicht an Sie geglaubt«, sagte er. »Selbst, als man mir diese Geschichte geschickt hat, die Sie geschrieben haben.«
»Wie haben Sie mich gefunden?«
Delacorte holte eine kleine Plastiktüte aus der Tasche. Als er sie hochhielt, erblickte Lark eine Kugel, eine Patronenhülse und eine intakte Patrone.
»Sie haben am Friedhof ein paar Dinge zurückgelassen«, sagte Delacorte. »Ich konnte zwar keine vernünftigen Fingerabdrücke nehmen, aber zumindest war demit klar, dass es Sie wirklich gibt. Also habe ich angefangen, nach Ihnen zu suchen. Hab das Phantombild von Ihnen herumgezeigt, auch in Waffengeschäften. Das war ziemlich mühsam, aber schließlich bin ich in Traverse City auf einen Verkäufer gestoßen, der Sie erkannt und gesagt hat, er habe Ihnen ein Remingtongewehr verkauft. Sie haben mit Kreditkarte bezahlt.
Sobald ich Ihren Namen hatte, war es kein Kunststück mehr. Als Sie diese Wohnung gemietet haben, hat man eine Bonitätsprüfung durchgeführt. Das ist festgehalten.« Delacorte steckte die Plastiktüte wieder in seine Tasche, zusammen mit Larks Notizbuch. »Und jetzt habe ich Sie. Sie sind nicht der große Killer, oder?«, sagte er mit einer Geste, die das ganze Zimmer umfasste. »Wohnen wie ein Bohemien. Freunden sich mit der Nachbarin an. Das Mädchen gegenüber mag Sie. Sie hätten ihren Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich vorbeikam, um Fragen zu stellen – ich glaube, sie hat sich Sorgen um Sie gemacht.«
Der Schmerz hinter Larks Augen bohrte sich in sich selbst hinein.
»Bitte lassen Sie sie aus der Sache raus«, sagte er.
»Von mir aus. Sie verhalten sich ganz friedlich, und sie bleibt außen vor.«
Delacorte trat zurück und nahm Larks Portemonnaie vom Fußboden und den Montierhebel von der Matratze. Er steckte das Portemonnaie in die Tasche und schob sich den Montierhebel durch eine Gürtelschlaufe. »Ich möchte wirklich nicht durch das Fenster klettern und Sie hinter mir herschleifen«, sagte er. »Wir werden also durch die Eingangstür gehen. Mein Wagen steht ganz in der Nähe.«
Lark atmete tief ein. »Wo bringen Sie mich hin?«
»Auf eine lange Fahrt.«
»Bin ich verhaftet?«
Delacorte griff nach der Pistole.
»Sie sind verhaftet. Los jetzt.«
In den Minuten, die dann folgten, fand der Schmerz in Larks Kopf neue Wege, sich um sich selbst zu drehen. Lark erlebte eine Reihe von fragmentierten Eindrücken. Delacorte, der ihn am Arm packte und auf die Füße zog. Der Boden des Korridors, der sich unter ihm neigte. Seine Lider, die im hellen Küchenlicht flatterten, und das Licht, das die Lider durchdrang, sich in seinem Schädel zusammenrollte, gegen seine Schläfen drückte wie ein Schraubstock.
Er zögerte, als er zu der Linie kam, an der der Vinylboden der Küche auf den Teppichboden der Diele stieß. Delacorte presste ihm den Pistolenlauf in den Rücken.
»Ich brauche Eis«, sagte Lark.
»Weiter, weiter«, sagte
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