Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
schon verlockend gewesen, aber Charlie war mindestens doppelt so appetitlich. Und er war nur ein kleines Stück von mir entfernt und erfüllte die trockene Luft mit köstlicher Wärme und Feuchtigkeit.
Aber ich war nicht auf der Jagd. Und das hier war mein Vater.
Edward drückte mir mitfühlend die Schultern, und Jacob warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
Ich versuchte mich zusammenzureiÃen und den schmerzhaften Durst zu ignorieren. Charlie wartete auf meine Antwort.
»Jacob hat dir die Wahrheit gesagt.«
»Immerhin einer«, knurrte Charlie.
Hoffentlich konnte Charlie trotz all der Veränderungen in meinem Gesicht sehen, wie leid es mir tat.
Renesmee, die das Gesicht unter meinen Haaren verborgen hatte, schnupperte, auch sie bemerkte Charlies Duft. Ich hielt sie noch fester.
Charlie sah, dass ich besorgt nach unten schaute, und folgte meinem Blick. »Oh«, sagte er und jetzt wirkte er nicht mehr wütend, nur noch erschrocken. »Das ist sie also. Das Waisenkind, das ihr adoptieren wollt.«
»Meine Nichte.« Die Lüge ging Edward glatt über die Lippen. Er dachte sich wohl, dass die Ãhnlichkeit zwischen ihm und Renesmee zu groà war, um darüber hinwegzugehen. Lieber gleich zugeben, dass er mit ihr verwandt war.
»Ich dachte, du hättest deine Familie verloren«, sagte Charlie, und seine Stimme klang jetzt wieder vorwurfsvoll.
»Ich habe meine Eltern verloren. Mein älterer Bruder wurde adoptiert, genau wie ich. Ich hab ihn danach nie wieder gesehen. Doch die Gerichte machten mich ausfindig, als er und seine Frau bei einem Autounfall ums Leben kamen und ihr einziges Kind ohne weitere Verwandte zurückblieb.«
Edward konnte das wirklich gut. Er erzählte es ganz ruhig, in genau dem richtigen unschuldigen Ton. Ich würde einige Ãbung brauchen, bis ich das konnte.
Renesmee lugte unter meinen Haaren hervor und schnupperte wieder. Schüchtern schaute sie Charlie durch ihre langen Wimpern an, dann versteckte sie wieder das Gesicht.
»Sie ist ⦠sie ist ⦠also, sie ist wunderschön.«
»Das ist sie«, sagte Edward.
»Aber das ist ja eine ziemlich groÃe Verantwortung. Ihr steht ja noch ganz am Anfang.«
»Was blieb uns anderes übrig?« Edward strich ihr mit den Fingern sanft über die Wange. Ich sah, wie er ganz kurz ihre Lippen berührte â eine sanfte Mahnung. »Hättest du sie zurückgewiesen?«
»Hmpf. Tja.« Er schüttelte abwesend den Kopf. »Jake sagt, ihr nennt sie Nessie?«
»Nein«, sagte ich, und meine Stimme war etwas zu scharf und stechend. »Sie heiÃt Renesmee.«
Jetzt wandte Charlie seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Wie denkst du denn darüber? Vielleicht könnten Carlisle und Esme â¦Â«
»Sie gehört zu mir«, unterbrach ich ihn. »Ich will sie haben.«
Charlie runzelte die Stirn. »Willst du mich jetzt schon zum GroÃvater machen?«
Edward lächelte. »Carlisle ist jetzt auch GroÃvater.«
Charlie schaute ungläubig zu Carlisle, der immer noch an der Haustür stand und aussah wie Zeusâ jüngerer, schönerer Bruder.
Charlie schnaubte, dann lachte er. »Das ist irgendwie ein Trost.« Sein Blick schweifte wieder zu Renesmee. »Sie ist wirklich ein niedliches Ding.« Sein warmer Atem wehte leicht zu mir herüber.
Renesmee beugte sich zu dem Geruch, schüttelte meine Haare ab und schaute ihn zum ersten Mal direkt an. Charlie schnappte nach Luft.
Ich wusste, was er sah. Meine Augen â seine Augen â, die originalgetreu in ihr Gesicht hineinkopiert waren.
Charlie begann zu hyperventilieren. Seine Lippen zitterten und ich las die Zahlen, die sie formten. Er rechnete zurück, versuchte neun Monate in einen zu packen. Er versuchte es zu verstehen, wurde jedoch aus dem Beweis, den er vor der Nase hatte, nicht schlau.
Jacob stand auf und klopfte Charlie auf den Rücken. Er beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr; Charlie wusste als Einziger nicht, dass wir alle es hören konnten.
»Denk dran: ⺠nur das, was du unbedingt wissen musst ⹠, Charlie. Es ist in Ordnung, du kannst mir glauben.«
Charlie schluckte, dann nickte er. Seine Augen blitzten, als er mit geballten Fäusten einen Schritt auf Edward zuging.
»Ich will gar nicht alles wissen, aber erzählt mir keine Lügen mehr!«
»Es tut mir leid«, sagte Edward
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